Gelsenkirchen-Buer. In zwei Gelsenkirchener Wohnsiedlungen sind Bewohner besorgt, weil dort zu schnell gefahren wird. Jetzt soll die Politik einschreiten.
Dass in Wohnsiedlungen leider oft zu schnell gefahren wird, ist bekannt. Die Bewohnerinnen und Bewohner von zwei Quartieren in Gelsenkirchen-Buer wollen das aber nicht länger hinnehmen und wehren sich hartnäckig. Denn eigentlich sind die Straßen An den Flachskuhlen/Am Spinnweg und Am Goldberg verkehrsberuhigte Bereiche, hier darf also maximal Schrittgeschwindigkeit gefahren werden. Allerdings, so haben die Bewohner beobachtet: Allzu viele Fahrer halten sich nicht an die Vorschrift. Jetzt fordern sie von der Stadt Maßnahmen, um die Regel besser durchzusetzen.
Das Quartiernetz Buer-Ost bringt das Anliegen der Anwohner jetzt vor den Verkehrsausschuss. In der nächsten Sitzung des Gremiums in der kommenden Wochen steht das Thema auf der Tagesordnung. Die Forderung, die das Quartiersnetz stellt: An den Einfahrten zu den verkehrsberuhigten Zonen sollen auf der Straße Piktogramme aufgebracht werden, die Autofahrerinnen und -fahrer darauf hinweisen, dass hier maximal 10 km/h gefahren werden darf.
Das haben die Messungen an den Straßen in Gelsenkirchen-Buer ergeben
„Vier von fünf Verkehrsteilnehmenden halten sich in den bezeichneten Gebieten nicht an die Schrittgeschwindigkeit“, erläutert Wilfried Reckert, Koordinator der AG Verkehr im Quartiersnetz Buer-Ost. „Das gefährdet dort besonders Kinder, da diese Straßen unmittelbar zu Schulen führen.“ Dass es vier von fünf Verkehrsteilnehmern sind, ist keine Vermutung von Reckert, sondern eine Aussage, die durch Daten gestützt wird. In Kooperation mit der Verwaltung hatte das Quartiersnetz in diesem Jahr nämlich zweimal jeweils mehrere Monate lang die Geschwindigkeit der Autos an zwei Stellen gemessen: Von März bis Juni An den Flachskuhlen und von Juni bis September Am Goldberg.
Auch interessant
Die Ergebnisse: 79,74 Prozent beziehungsweise 86,12 Prozent der Verkehrsteilnehmer überschritten die Geschwindigkeit von 7 bis 10 km/h. „Dabei reduzierten viele die Geschwindigkeit, wenn sie von der Anzeige erfasst wurden, was darauf deutet, dass sie auf entsprechende Hinweise reagieren“, argumentiert Reckert. Per Flugblatt informierte das Quartiersnetz die Anwohnerinnen und Anwohner der beiden Wohngebiete und bat darum, das Schritttempo einzuhalten: „Wir hatten den Eindruck, dass dies – mindestens eine Zeitlang – Wirkung entfaltete“, so Reckert. Mit diesen Erkenntnissen wandte sich das Quartiersnetz an die Verwaltung und bat darum, mit Schildern oder Piktogrammen auf die geltenden Regeln hinzuweisen.
So reagiert die Verwaltung auf die Bitte des Quartiersnetzes
Die Bitte wurde aber abgelehnt: Eine „ergänzende Beschilderung“ komme nicht in Betracht, hieß es in einer schriftlichen Antwort der Stadt Gelsenkirchen. Das Argument: „Ein Zuwiderhandeln erfolgt zumeist wissentlich und ist daher nicht durch weitere Hinweise auf ein Verbot zu verhindern“, schreibt die Verwaltung, im Klartext: Wer ohnehin vorhat, zu schnell zu fahren, der lässt sich auch von einem weiteren Schild nicht davon abbringen. „Die Aufbringungen von Piktogrammen auf der Fahrbahn, die das Verkehrszeichen wiedergeben, wäre nach den Verwaltungsvorschriften zur StVO möglich, jedoch nur um auf eine besondere Verkehrssituation aufmerksam zu machen“, so die Stadt weiter – das sei aber hier nicht gegeben.
Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
Daraufhin startete das Quartiersnetz eine Umfrage unter den Bewohnern der Siedlungen. „Am Spinnweg/An den Flachskuhlen meldeten sich 35 Haushalte (58,33 Prozent) zurück, von denen 34 ein Piktogramm forderten, einer nicht“, so Reckert. Am Goldberg meldeten sich 34 Haushalte (31,2 Prozent) zurück: 33 sprachen sich für, einer gegen die Piktogramme aus. „Auch die Schulleitungen der anliegenden Gymnasien unterstützten die Forderung nach einem Piktogramm in der Einfahrt zu Am Goldberg“, so Reckert. Jetzt hoffen die Akteure auf Unterstützung durch die Lokalpolitik.