Gelsenkirchen-Buer. Warum ein Neubau-Quartier in Gelsenkirchen-Buer nun doch nicht gebaut wird. Geplant waren eigentlich 42 Reihenhäuser und acht Doppelhaushälften.

Ein Schritt vor, einer zurück: So stellt sich überraschend die Situation um das geplante Neubau-Quartier auf dem einstigen Stadtwerke-Grundstück an der Horster Straße 119 in Buer dar. Wo bis zum Frühjahr 2022 das muskulöse Gelsennet-Maskottchen „Flatman“ grüßte, sollten zahlreiche junge Familien ein neues Zuhause finden. 42 Reihen- und vier Doppelhäuser waren vorgesehen, dazu drei Mehrfamilienhäuser mit 50 Wohneinheiten. Nun ist das Projekt jedoch vom Tisch.

Denn die Deutsche Reihenhaus AG (DRH), die dort auf einer 18.300 Quadratmeter großen Fläche bauen wollte, hat sich aus dem Projekt verabschiedet - der allgemeinen Krise in der Baubranche wegen, wie es heißt. Wie DRH-Regionalleiter Lutz Zander auf Nachfrage der Redaktion erklärte, „sind die Baukosten und Bauzinsen in den vergangenen Jahren so explodiert, dass Geschosswohnungsbau nicht mehr wirtschaftlich ist.“

Ursprünglich wollten der Projektentwickler und die GGW in Gelsenkirchen-Buer kooperieren

Ursprünglich sei geplant gewesen, drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 50 Mietwohnungen an der Horster Straße in Eigenregie zu bauen und zu einem Festpreis an die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GGW) zu verkaufen. „Diesen Festpreis zu halten, war uns jedoch nicht mehr möglich.“

Angesichts der hohen Baukosten und gestiegener Tariflöhne koste der fertiggestellte Quadratmeter bei Mehrfamilienhäusern 5000 Euro, so Zander. Dies beim Verkauf zu erzielen, sei jedoch „absolut irreal“, es sei denn, die GGW hätte Mieten in Höhe von 16 oder 17 Euro pro Quadratmeter aufgerufen - unvorstellbar in einer Stadt wie Gelsenkirchen mit einer Arbeitslosenquote von 14,8 Prozent (September) und einer vergleichsweise geringen Kaufkraft.

Mit den Mehrfamilienhäusern sind in Gelsenkirchen-Buer auch die Eigenheime vom Tisch

Die Deutsche Reihenhaus AG wollte nach dem Abriss der Stadtwerke-Gebäude an der Horster Straße (Archivbild) in Gelsenkirchen-Buer drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 50 Wohneinheiten errichten. Davon hat sie sich nun verabschiedet.
Die Deutsche Reihenhaus AG wollte nach dem Abriss der Stadtwerke-Gebäude an der Horster Straße (Archivbild) in Gelsenkirchen-Buer drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 50 Wohneinheiten errichten. Davon hat sie sich nun verabschiedet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

GGW-Geschäftsführer Harald Förster bestätigt auf Nachfrage, dass das ursprünglich gemeinsame Projekt der drei Mehrfamilienhäuser an der Horster Straße nun nicht mehr weiterverfolgt werde. „Wir hatten eine Absichtserklärung unterzeichnet und dabei einen Festpreis vereinbart. Daran haben wir auch bis zum Ende festgehalten, obwohl wir schon die deutlich erhöhten Finanzierungslasten zu tragen gehabt hätten.“ Am Ende sei es jedoch die DRH gewesen, die einen Rückzieher gemacht habe. Zander sprach im Gespräch mit der Redaktion hingegen von einer „einvernehmlichen Entscheidung.“

Dass damit auch der Bau der 42 Reihen- und acht Doppelhaushälften vom Tisch ist, erklärte Zander damit, dass die drei Mehrfamilienhäuser für den Schallschutz im hinteren Bereich der Neubebauung nötig seien. Ansonsten wäre die Lärmbelastung von der verkehrsreichen Horster Straße für die Eigenheim-Besitzer zu groß.

Andere Eigenheim-Projekte in Beckhausen und Scholven sollen hingegen realisiert werden

Die anderen geplanten Neubau-Siedlungen an der Giebelstraße im Schaffrath auf dem Heilig-Geist-Gelände und an der Buddestraße in Scholven auf der St.-Josef-Fläche seien hingegen nicht in Gefahr, betonte Zander. Zwar baue auch die Deutsche Reihenhaus AG weniger als noch in der Vergangenheit („früher haben wir jährlich 850 Einheiten fertiggestellt, aktuell ist es nur noch die Hälfte“). Doch „aufgrund der hohen Eigenkapitalquote haben wir keine Liquiditäts-Engpässe, so dass wir diese Projekte weiterverfolgen.“

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Die Kosten für die Errichtung von Reihen- und Doppelhäusern seien wegen der geringeren baulichen Auflagen deutlich geringer als bei Mehrfamilienhäusern und lägen aktuell bei rund 3500 Euro pro Quadratmeter. „Das können sich zwar weniger Familien leisten als noch vor zehn Jahren. Aber es gibt sie, so dass sich solche Projekte noch rechnen.“ Wie dramatisch die Verkaufspreise gestiegen sind, lässt sich freilich anhand eines Reihenhauses in Bottrop belegen: „Vor vier Jahren kostete es noch 249.000 Euro - heute sind es 389.000 Euro.“

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