Gelsenkirchen. Großer Festabend in Gelsenkirchen: Dritter „Viktor Crime Award“ wurde zum „Mord am Hellweg“-Festival übergeben. Das sind die Gewinner.
Selbst diesen Vergleich scheute Moderator Stefan Keim nicht. „Wie bei den Oscar-Verleihungen“ sollte jedenfalls die Preisträgerin erst ganz am Schluss eines langen Abends bekannt gegeben werden. Allerdings in der Heilig-Kreuz-Kirche, und es ging nicht um Hollywood-Blockbuster, sondern um Thriller, und das im Rahmen des Festivals „Mord am Hellweg“. Noch genauer war es der „Viktor Crime Award“, international wie national, gestiftet von Thriller-Autor Sebastian Fitzek.
Das Festival, inzwischen schon das elfte, und auch die dritte Übergabe des Preises lockte die Fans, die Kirche war schon früh voll besetzt. Die Kurzübersicht über die Nominierten war schon vorab veröffentlicht worden. Stifter Fitzek betonte vorab, wieder sollten es neben den großen Namen des Genres auch „junge Talente“ sein, die in die engere Auswahl kämen. Kriterium war ihr Debüt auf dem deutschen Buchmarkt in den letzten zwei Jahren.
6666 Euro Preisgeld werden geteilt
Warum der Preis denn ausgerechnet mit insgesamt 6666 Euro dotiert sei, bohrte Moderator Keim, und Fitzek gab schmunzelnd zu, sehr wohl sei es die Anspielung auf die Johannes-Offenbarung und der Zahl für das Böse. „Aber 666 Euro wäre wohl auch ein bisschen mickrig gewesen. Wäre denn da wirklich einer gekommen?“
Sehr wohl gekommen war Gillian McAllister, die im ersten Teil des Abends den Preis auf internationaler Ebene für ihr Buch „Going back“ erhielt. Mit der deutschen Stimme von Schauspielerin Maria Wolf präsentierte sie einen Auszug aus ihrer „Novelle“, in der es um eine Zeitreise einer Mutter geht, die darum kämpft, ihren Sohn nicht zum Mörder werden zu lassen. Die Autorin erzählte, die Arbeit rund um die Frage „Wo fing das Böse an?“ im ersten Lockdown habe ihr regelrecht viel Vergnügen bereitet.
Jeweils ganz eigenen Spaß am Spiel mit dem Schrecken hatten wohl auch die vier nominierten Autorinnen dreier Bücher, die für den nationalen Part antraten. Melissa C. Hill und Anja Stapor hatten sich von einem unterirdischen Bunkerkrankenhaus und dem Rollenspiel „Lupus Noctis“ inspirieren lassen. Sybille Ruge fand den Titel für ihr Buch „Davenport 160x90“ schlicht in einem Baumarkt-Katalog. „Ein Tisch, passend für das Büro meiner Hauptfigur“ erklärte sie. Die ist „Forderungs-Managerin“, betreibt also eine Inkasso-Agentur.
Ungewöhnliche Sichtweisen auf die menschlichen Geheimnisse
Noch einmal ganz anders der Ansatz von Cleo Konrad mit „Tödlicher Podcast“. Auch ihr ging es um menschliche Geheimnisse, „manchmal tödlich“, allerdings aus der Sicht von Nina, einer klugen, empathischen und selbstbewussten Reinigungsfrau. Die Jury war sich einig und sprach ihr den Preis zu.
Die Siegerinnen teilen sich den Preis. Der „Viktor Crime Award“ ist nach dem Protagonisten Victor Larenz aus Sebastian Fitzeks Psychothriller und Debütroman (2006) „Die Therapie“ benannt. Das Festival „Mord am Hellweg“ bietet seit 2002 in der Hellweg- und Ruhrregion über acht Wochen, diesmal vom 14. September bis 8. November, Werke von rund 150 Autorinnen und Autoren.