Gelsenkirchen. Die Stadt Gelsenkirchen hat die „Swiftkirchen“-Schilder versteigert. Das haben die neuen Besitzer jetzt mit ihren Erinnerungsstücken vor.

Menschen, die beim Zahnarzt im Wartezimmer sitzen, haben in der Regel andere Sorgen, als auf die Bilder zu schauen, die an der Wand hängen. Die Patienten von Dr. Christoph Kaminski müssen demnächst aber schon arges Zahnweh haben, um diesen Wandschmuck zu übersehen: Der Schalker ist einer der wenigen Glücklichen, die sich ein echtes „Swiftkirchen“-Schild an die Wand hängen können.

Im Sommer hatte bekanntlich Ausnahmezustand in Gelsenkirchen geherrscht: Weltstar Taylor Swift hatte drei Konzerte in der Veltins-Arena gegeben, und das Stadtmarketing war auf die gute Idee gekommen, auf der Welle mitzuschwimmen: Für die Zeit der Konzerte benannte sich die Stadt symbolisch um, aus Gelsenkirchen wurde „Swiftkirchen“, an mehreren Orten im Stadtgebiet hingen entsprechende Ortseingangsschilder. Nach dem Ende der Aktion sammelte die Stadt die Schilder wieder ein – und versteigerte sie für einen guten Zweck.

Das Geld geht an drei Einrichtungen in Gelsenkirchen

Sie profitieren vom Erlös der Versteigerung: Hüriyet Yilmaz (Awo Frauenhaus, l.), Christine Bartsch und  Hartwig Szymiczek (Kindertafel, 4. u. 5.v.l.) und Barbara Christ (Mädchenzentrum, r.) mit Sandra Falkenauer, Leiterin der Stadtmarketing Gesellschaft (2.v.l.) und Oberbürgermeisterin Karin Welge.
Sie profitieren vom Erlös der Versteigerung: Hüriyet Yilmaz (Awo Frauenhaus, l.), Christine Bartsch und Hartwig Szymiczek (Kindertafel, 4. u. 5.v.l.) und Barbara Christ (Mädchenzentrum, r.) mit Sandra Falkenauer, Leiterin der Stadtmarketing Gesellschaft (2.v.l.) und Oberbürgermeisterin Karin Welge. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Das heißt: Alle Schilder wurden nicht versteigert. „Eins kommt ins Haus der Geschichte in Bonn, ein anderes ins Stadtarchiv“, erläuterte Oberbürgermeisterin Karin Welge. 20 Schilder aber gingen in die Versteigerung: Wer wollte, konnte mitbieten, nach oben gab es keine Grenze. Der Erlös sollte an drei soziale Einrichtungen in Gelsenkirchen gehen: „Da wollten wir natürlich kein Limit setzen“, so Welge. Die Aktion zog weite Kreise: Insgesamt erreichten die Stadt 1400 Gebote nicht nur aus ganz Deutschland, eines kam sogar aus Australien.

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Acht Gewinnerinnen und Gewinner waren am Donnerstag ins Hans-Sachs-Haus gekommen, um sich ihr Schild persönlich abzuholen, die anderen zwölf Schilder werden ihren neuen Besitzern zugesandt. Karin Welge nutzte die Gelegenheit, um die Summe bekanntzugeben, die bei der Aktion unterm Strich herauskam: „Es sind genau 27.513,78 Euro“, verkündete die Oberbürgermeisterin. Das Geld bleibt in der Stadt: Es geht zu je gleichen Teilen (9.171,26 Euro) an das Awo-Frauenhaus, das Mädchenzentrum und die „Initiative Pausenbrot“ der Gelsenkirchener Kindertafel.

„Swiftkirchen“-Schild soll die Tochter in Hamburg überraschen

„Wir werden die Spende in schöne Miteinander-Momente für Mütter und ihre Kinder investieren, um ihnen Lichtblicke in der Verarbeitung ihrer Geschichte zu schenken“, sagte Hüriyet Yilmaz, Leiterin der Frauenberatungsstelle der Gelsenkirchener Awo. Barbara Christ, Leiterin des Mädchenzentrums, will das Geld für den Erhalt und den Ausbau der Angebote für Mädchen und junge Frauen in Gelsenkirchen verwenden. Und Hartmut Szymiczek, Geschäftsführer der Tafel, kann das Geld sogar in Wert und Zeit umrechnen: „Mit den gut 9000 Euro können wir die Initiative Pausenbrot, die dafür sorgt, dass bedürftige Kinder täglich etwas Gesundes essen, sechs Wochen lang finanzieren.“

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Worte, die die glücklichen Gewinner der Auktion natürlich gern hörten: Sie freuten sich, dass ihr Geld in gute Hände kommt. In ihre Hände wechselten dagegen die „Swiftkirchen“-Schilder – und die bleiben nicht nur in Gelsenkirchen, sondern machen Fans im ganzen Ruhrgebiet glücklich. So wie den Zahnarzt Dr. Christoph Kaminski, der zwar in Schalke wohnt, aber seine Praxis in Altenessen betreibt. Oder wie Astrid Hanßen aus Hamminkeln, die ihrer Tochter in Hamburg damit eine Freude macht: „Die weiß zwar, dass wir das Schild ersteigert haben, aber sie weiß noch nicht, dass sie es bekommt“, sagte sie.

Holger Terstegge aus Gelsenkirchen hatte am meisten für ein Schild bezahlt: 2999 Euro. Für ihn stand dabei weniger die Musik im Vordergrund: „Ich bin gar nicht so ein großer Taylor-Swift-Fan, ich habe vor allem teilgenommen, um einen guten Zweck zu erfüllen“, sagte er. Trotzdem: „Das Bild kommt zu Hause natürlich an die Wand“, sagte er. Für Jürgen Hinz aus Herten ist das Schild einfach eine Erinnerung an eine schöne Zeit: „Ich fand die Aktion supertoll“, sagt er.