Gelsenkirchen-Buer. Orhan Yildiz betreibt in Gelsenkirchen-Buer das Restaurant Sabe Mente. Weil das Gebäude vom Einsturz bedroht war, musste er lange schließen.
Sie war ein echtes architektonisches Highlight in Gelsenkirchen-Buer: die Giebelwand am ehemaligen Reichsbankgebäude an der Goldbergstraße. Sie war es. Denn mittlerweile sind Teile der markanten Wand zurückgebaut worden, um einem Einsturz zuvorzukommen. Ob sie in der alten Form wieder aufgebaut wird, ist mehr als fraglich. Immerhin: Inzwischen darf das Haus wieder betreten werden.
Rückblick: Ende August erfuhren die Mieter in dem Haus an der Ecke Goldbergstraße/Urnenfeldstraße, dass sie das Gebäude vorerst nicht mehr betreten dürfen, es herrsche akute Einsturzgefahr. Die Hauseigentümer hatten zuvor einen Statiker mit der Untersuchung des Gebäudes beauftragt, der hatte im Bereich der Giebelwand eine ungenügende Standsicherheit festgestellt. Zuvor seien Undichtigkeiten aufgetreten. Die Eigentümer informierten die Stadt, die reagierte prompt und erließ ein Betretungsverbot für das komplette Gebäude.
Gelsenkirchener Gastronom kann Ende der Woche wieder öffnen
Das Haus steht unter Denkmalschutz, gebaut wurde es in den Jahren 1926/27 als Filiale der damaligen Reichsbank. Dem langgestreckten Ziegelbau mit Satteldach und gleichmäßig gereihten Fenstern wurde ein Staffelgiebel in der Art norddeutscher Rathäuser vorgesetzt. Die Giebelwand beherrscht eine Frauenfigur aus Keramik („Hertha“), angefertigt vom Bildhauer Josef Thorak. In den Obergeschossen sind Büros untergebracht: In der ersten Etage ist die Stabstelle der Stadt zur Internationalen Gartenausstellung (IGA), in der zweiten Etage sowie im Dachgeschoss die Gelsenkirchener Niederlassung der Dr. Pecher AG.
Im Erdgeschoss befindet sich das Restaurant Sabe Mente – und Inhaber Orhan Yildiz wartet ungeduldig darauf, endlich wieder Gäste begrüßen zu dürfen. „Sieben Wochen lang durfte ich mein Restaurant nicht betreiben“, sagt der Gastronom. Am Donnerstag oder Freitag dieser Woche will er endlich wieder öffnen. Für ihn war es eine harte Zeit, sagt er. „Ich musste ja von jetzt auf gleich das Lokal räumen und hatte gerade einmal Zeit, den Strom abzustellen.“
So geht es mit der Giebelwand des denkmalgeschützten Hauses weiter
Die folgende Zeit war hart für ihn. „Ich habe mich schon sehr allein gefühlt“, beklagt Orhan Yildiz. Einen Großteil seines Personals habe er verloren, 50.000 bis 60.000 Euro Einnahmeverlust habe er in diesem Zeitraum zu verzeichnen. „Wenn der Betrieb Ende dieser Woche wieder losgeht, ist das für mich quasi eine Neueröffnung“, so Yildiz. Und zwar eine unter schwierigen Bedingungen: Die Baustelle vor dem Haus sei ja noch da. „Der normale Haupteingang ist versperrt, die Leute müssen den Seiteneingang von der Urnenfeldstraße benutzen“, sagt der Inhaber. Ganz wichtig: „Es besteht keine Gefahr mehr.“
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Um mehr Anreize zum Kommen zu bieten, habe er seine Speisekarte aufgefrischt: „Es gibt bei uns jetzt auch Tacos, Ofenkartoffeln, neue Salate, neue Burger und eine neue Steakkarte“, zählt er auf. Ihm sei auch wichtig gewesen, noch rechtzeitig vor Weihnachten wiederzueröffnen. „Ab Mitte Oktober werden die Weihnachtsfeiern gebucht“, weiß Yildiz, „da will ich natürlich da sein.“
Petra Schneidermann ist im Auftrag der Erbengemeinschaft, der das Gebäude gehört, die Verwalterin des denkmalgeschützten Baus. „Wir mussten einen Teil der einsturzgefährdeten Giebelwand abbauen lassen“, berichtet sie, „inzwischen ist das Betreten wieder sicher, die Mieter können zurückkehren.“ Aktuell arbeite ein Architekt einen Vorschlag aus, wie die Giebelwand wieder aufgebaut werden könnte, der müsse dann von der Denkmalbehörde genehmigt werden. Sie gehe aber nicht davon aus, dass die Wand nach der Sanierung genauso aussehen wird wie bisher. „Die Steine, die wir herausgenommen haben, können wohl nicht mehr verwertet werden“, sagt sie. Auch die Figur „Hertha“ werde wohl eher nicht wieder an ihren alten Platz zurückkehren – genaueres konnte Petra Schneidermann aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.