Gelsenkirchen-Buer. Das markante Haus an der Ecke Goldbergstraße/Urnenfeldstraße in Gelsenkirchen-Buer ist ab sofort gesperrt. Die Giebelwand ist nicht mehr stabil.
Es ist eines der markanteren Gebäude in Gelsenkirchen-Buer: Das Haus der ehemaligen Reichsbank an der Ecke Goldbergstraße/Urnenfeldstraße, in direkter Nähe zu Rathaus und Busbahnhof. Jetzt ist das Gebäude samt Umgebung gesperrt: Die charakteristische Giebelwand ist einsturzgefährdet.
Das teilte die Stadt Gelsenkirchen jetzt mit. „Die Eigentümer des Gebäudes haben uns informiert“, erklärte Stadtsprecher Martin Schulmann. Sie hätten zuvor einen Statiker mit der Untersuchung des Gebäudes beauftragt, der habe „im Bereich der Giebelwand eine ungenügende Standsicherheit festgestellt“, so Schulmann weiter. Die Konsequenz: Für das Gebäude gilt ab sofort ein Betretungsverbot. Gleichzeitig ist die Urnenfeldstraße ab der Goldbergstraße auf einer Länge von 50 Metern in Richtung Tossestraße voll gesperrt. Eine Umleitung wird über die Goldbergstraße, Erlestraße, Goethestraße, Turmstraße und Tossestraße ausgeschildert.
Das ist die Geschichte des Gelsenkirchener Gebäudes
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, weswegen auch sofort die Untere Denkmalbehörde eingeschaltet wurde. In den Jahren 1926/27 wurde vom Reichsbankbaubüro Berlin eine Filiale für die damals noch selbständige Stadt Buer in städtebaulich prägnanter Ecklage direkt neben dem Rathaus errichtet. Dem langgestreckten Ziegelbau mit Satteldach und gleichmäßig gereihten Fenstern wurde ein Staffelgiebel in der Art norddeutscher Rathäuser vorgesetzt. Gotische Spitzbögen umschließen eine „Laube“, den Eingangsbereich an der Urnenfeldstraße.
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Die jetzt vom Einsturz bedrohte Giebelwand beherrscht eine Frauenfigur aus Keramik („Hertha“), angefertigt vom Bildhauer Josef Thorak. Der sollte einige Jahre später im Dritten Reich Karriere machen: Die Nationalsozialisten schätzten seine monumentalen, heroischen Figuren, die „Hertha“ wirkt wie ein Vorgriff auf diese Zeit.
Restaurant im Erdgeschoss, Büros in den Obergeschossen
Nach dem Krieg übernahm die Landeszentralbank das Gebäude, schloss ihre Filiale in Buer allerdings im Jahr 1978. Danach wechselten die Mieter, unter anderem befand sich dort auch zeitweise die Buersche Redaktion der WAZ. Das Erdgeschoss wird bereits seit vielen Jahren gastronomisch genutzt. Älteren Bueranerinnen und Bueranern ist sicherlich noch das Brauhaus Hibernia bekannt – in den vergangenen Jahren war dort die Cocktailbar „Manyos“ beheimatet. Ende 2023 eröffnete dort das Restaurant Sabe Mente.
In den Obergeschossen sind Büros untergebracht, Wohnungen gibt es in dem Gebäude zum Glück nicht. In der ersten Etage ist die Stabstelle der Stadt zur Internationalen Gartenausstellung (IGA), in der zweiten Etage sowie im Dachgeschoss befindet sich die Gelsenkirchener Niederlassung der Dr. Pecher AG, ein Planungsbüro mit Hauptsitz in Erkrath, das sich vor allem mit dem Thema Wasser- und Abwasserwirtschaft beschäftigt. „Wir haben am Dienstag erfahren, dass wir das Haus und somit unsere Büros bis auf Weiteres nicht mehr betreten dürfen“, berichtet Prokurist Holger Hoppe. Für die zwölf Mitarbeiter heißt das: Auf unbestimmte Zeit müssen sie vom Homeoffice aus arbeiten. Für sie sei das natürlich keine schöne Situation, aber auch nicht dramatisch, sagt Hoppe. „Ich kann natürlich verstehen, dass Sicherheit vorgeht“, so der Prokurist. „Und wir sind es ohnehin gewohnt, flexibel auf solche Herausforderungen zu reagieren.“