Gelsenkirchen-Buer. In der St. Urbanus-Kirche in Gelsenkirchen-Buer wird zurzeit gearbeitet. Was die Schäden für die ambitionierten Pläne um die Turmspitze bedeuten.
Für Besucherinnen und Besucher der St. Urbanus-Kirche in Gelsenkirchen-Buer sind sie schon fast ein gewohnter Anblick: zwei große, bis an die Kirchendecke ragende Gerüste, die ins Auge fallen, wenn man in der Bank sitzt und Richtung Altarraum schaut. Sie stehen dort aus einem guten Grund: Um die Schäden zu sichern, die an den Kirchenfenstern entstanden sind.
Ludger Klingeberg ist Sprecher der katholischen St. Urbanus-Gemeinde und erklärt, was es mit den Schäden auf sich hat. „An der Außenwand der Fassade sind Risse aufgetreten.“ Betroffen davon sind auch die Rahmen sowie die Maßwerke einiger Fenster. Als Maßwerke werden filigrane Muster aus Stein bezeichnet, durch die ein Kirchenfenster gegliedert wird, beispielsweise in Form einer Rosette oder eines anderen geometrischen Musters. Risse gibt es auch in den Scheiben aus Acrylglas, die von außen die eigentlichen Kirchenfenster schützen. Jetzt soll eines der Fenster ausgebaut und die Schäden repariert werden.
Zurzeit ist noch unklar, woher die Risse in der Gelsenkirchener Kirche kommen
Woher die Risse kommen, ist noch unklar und soll im Laufe der Bauarbeiten untersucht werden. „Eine Theorie ist, dass es mit der Absenkung des Grundwasserspiegels zu tun hat“, schildert Klingeberg. Bohrungen an der Kirchenmauer, sowohl von außen als auch von innen, sollen helfen, diese Frage zu beantworten.
Das Fenster, das jetzt ausgebaut wird, befindet sich in der Taufkapelle der Kirche, rechts neben dem Altarraum. Nachdem die Pfarrei in Zusammenarbeit mit der Abteilung Kirchengemeindliche Immobilien des Bischöflichen Generalvikariates, einem Architekturbüro und weiteren Expertinnen und Experten bereits im Juni Pläne für die denkmalgerechte Sanierung der Schäden erarbeitet und den zuständigen Stellen vorgelegt hatte, ist nun die Genehmigung zur Durchführung der notwendigen Arbeiten erteilt worden.
So hoch werden die Kosten für die Arbeiten geschätzt
Die beim Ausbau des Fensters entstehende Lücke wird zunächst mit Holzplatten provisorisch verschlossen. „Voraussichtlich im Frühjahr 2025 soll ein zweites Fenster im Chorraum ausgebaut und ebenfalls restauriert werden, wobei die Erkenntnisse der Sanierung des ersten Fensters einfließen“, erläutert Klingeberg. Wann die Fenster wieder eingebaut werden können, ist zurzeit noch unklar und hängt auch davon ab, was die Messungen in den kommenden Wochen ergeben.
Die mit der Sanierung verbundenen Kosten in sechsstelliger Höhe müssten von der Pfarrei
getragen werden, erklärt Klingeberg. „Zum Zweck der Bauunterhaltung der kirchlichen Gebäude bildet die Pfarrei seit dem Beginn der Umsetzungsphase des Pfarreientwicklungsprozesses entsprechende Rücklagen“, so der Sprecher. Zudem seien Anträge für Fördermittel für die Denkmalpflege, unter anderem bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, gestellt worden.
Das bedeuten die Arbeiten für die Pläne um die Turmspitze
Die heutige Urbanuskirche wurde zwischen 1890 und 1893 nach Plänen des Architekten Bernhard Hertel erbaut, Vorgängerkirchen an gleicher Stelle gab es vermutlich schon seit dem Jahr 1019. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch amerikanischen Artilleriebeschuss schwer beschädigt. In den Jahren 1946 bis 1949 wurde das Bauwerk wiederhergestellt, allerdings verzichtete man dabei auf die Turmspitze, sodass der ehemals 90 Meter hohe Turm seitdem nur noch 48 Meter misst.
Anfang 2024 stellte Propst Markus Pottbäcker gemeinsam mit dem Künstler Christian Nienhaus Pläne für eine neue Kirchturmspitze vor, die Stahlkonstruktion „Melchior“ soll an die alte Turmspitze erinnern, gleichzeitig auch Lichtinstallation sein. Zurzeit arbeitet eine Stiftung daran, Geld für das Projekt zusammenzubekommen, die Initiatoren hatten von vorneherein ausgeschlossen, die Konstruktion mit Kirchensteuergeldern zu finanzieren. Laut Gemeindesprecher Ludger Klingeberg stehen die Risse im hinteren Teil der Kirche, die jetzt den Austausch der Fenster notwendig machen, nicht im Widerspruch zu den Plänen um die neue Spitze. „Der Turm steht baulich für sich selbst und ist nicht an das Kirchenschiff angebunden“, so der Sprecher.