Gelsenkirchen. Eine Studie sieht Tiktok und Co als Motivator zum Buchkauf für junge Menschen. Gilt das auch für Gelsenkirchen? Das sagen die Buchhändler.
Von Hannah Isabella Schlünder
Junge Leute greifen wieder vermehrt zum gedruckten Buch statt zum E-Book oder gar keinem Buch. Das behauptet zumindest die Studie „Bock auf Buch“, beauftragt vom Börsenverein des Deutschen Buchhandel. Aber wie sieht es in Gelsenkirchen aus? Bekommt das gedruckte Buch auch hier eine zweite Chance?
„Schön wäre das,“ sagt Dirk Niewöhner, Inhaber der Buchhandlung Kottmann in Gelsenkirchen-Buer, „aber bestätigen kann ich das leider nicht.” Vor ein oder zwei Jahren habe zwar nach seiner Beobachtung ein Tiktok-Trend begonnen, der mit auffälligen Covers sogenannte „Young Adult Romane“ an junge Frauen verkaufen helfe. Laut der „Bock auf Buch“ Studie ist die Covergestaltung für 78 bis 85 Prozent der Befragten ein wesentliches Auswahlkriterium. „Ich glaube, diese Bücher sind einfach ‚nice to have‘“, erklärt der Buchhändler. Dass dadurch wirklich mehr gedruckte Bücher verkauft werden, könne er jedoch nicht bestätigen. Einen Tisch mit bunten Covers im Young-& New- Adults-Look hält er für Kunden dennoch bereit.
Buchhändlerin: „Zum Glück bleibt man in einem Buchladen ja nicht vor einem Regal stehen“
In der Kottmann Buchhandlung am Heinrich-König-Platz sieht es etwas anders aus. Christina Njehu, Geschäftsführerin und bald auch Inhaberin des Ladens, bestätigt den Tiktok-Trend. „Die meisten Kunden im Alter von 14 bis 30 Jahren kommen über Tiktok zu den New Adult Romanen und Fanfictions. Aber das ist nur der Ausgangspunkt für die Entdeckung anderer Genres“, versichert die junge Buchhändlerin. „Zum Glück bleibt man in einem Buchladen ja nicht nur vor einem Regal stehen”. Von den „Dark Romance” Büchern etwa werfe man auch mal einen Blick auf das gegenüberliegende Krimi-Regal.
Covergestaltung spielt eine zunehmend wichtige Rolle
Viele landeten dann schnell bei Sebastian Fitzek. Die Gestaltung der Buchcover spiele aber auch hier eine wichtige Rolle. „Viele alte Krimis haben mittlerweile neue Cover erhalten. Aber auch die Klassiker des Penguin-Verlags und Bücher über Feminismus, Klimaschutz und Queerness wecken zunehmen durch neue, bunte und auffällige Gestaltung das Interesse junger Menschen“, hat sie beobachtet. „Manchmal stehen auch ganz junge Mädchen vor den Regalen, die dann kichernd vor Büchern mit Themen stehen, mit denen sie noch gar keine Berührungspunkte hatten,“ sagt Christina Njehu. Social Media sei ein wichtiger Impulsgeber für den Kauf eines Buches, sagt die „Bock auf Buch“ Studie und Christina Njehu bestätigt dies.
Auch interessant
Lukas Hermann, Inhaber des Buchladens „Readymade“, überlegt: Eine wirkliche Bilanz könne er noch nicht ziehen, da es den Buchladen dafür einfach noch nicht lange genug gebe. „Aber die jungen Leute aus dem Viertel zeigen Interesse an meinem Buchhandlungsprojekt.” Berührungspunkte zu „Booktok“ oder „Bookstagram”, den jeweiligen Tiktok- und Instagram-Kanälen, habe er selbst gar nicht. Bei seinen Kundinnen handele es sich vorwiegend um junge Studenten oder Berufstätige in ihren Zwanzigern oder frühen Dreißigern.
Trotz Tiktok und Co: Buchhandlungen sind laut Studie immer noch zentral für alle Altersgruppen, wenn es darum geht Bücher zu kaufen oder sich einfach nur inspirieren zu lassen. Hannah Isabella Schlünder