Gelsenkirchen-Beckhausen. Nach 48 Jahren: Rainer Grummel gibt Standort in Gelsenkirchen-Schaffrath auf. So können nicht-mobile Patienten Rezepte trotzdem weiter einlösen.
Keine Frage, Schaffrath gehört zur Großstadt Gelsenkirchen. Doch die einstige Beckhauser Bauerschaft hat sich durch ihre verstreut liegenden Bauernhöfe samt Schrebergarten den ländlichen Charakter bewahrt. Dass die Randlage aber auch ihre Nachteile hat, müssen die Bewohnerinnen und Bewohner in den diesen Tagen mal wieder feststellen: Die Neue Schaffrather Apotheke schließt zum 30. September - es ist die einzige vor Ort. Und das trifft besonders wenig mobile (ältere) Menschen hart.
Längere Anfahrtswege in andere Stadtteile, mehr Organisations-Aufwand, womöglich Verzögerungen: Apotheker Rainer Grummel ist sich durchaus bewusst, welche Zäsur seine Entscheidung bedeutet. „Meine Mitarbeiterinnen und ich haben uns hier immer sehr wohlgefühlt. Für alle Kundinnen und Kunden tut es mir sehr leid“, bedauert er.
Gelsenkirchener Apotheker: Darum ist ein Weiterbetrieb nicht mehr wirtschaftlich
Allein: „Ein Weiterbetrieb ist in der heutigen Zeit einfach nicht mehr wirtschaftlich.“ Seit der Corona-Pandemie habe sich die Situation durch „Personalmangel, überbordende Bürokratie und deren Überwachung und nicht zuletzt durch die mangelnde Unterstützung der Bundespolitik“ so verschärft, dass sich ein „Weiter so“ nicht mehr rechne.
Erschwerend hinzu komme die nur mäßig frequentierte Vorort-Lage. Im Schaffrath ist ein Allgemeinmediziner (nebenan) tätig, von dessen Arzneimittel-Verschreibungen oder Empfehlungen Grummel profitieren kann. „Gerade jüngere Patienten bevorzugen aber oft Internet-Apotheken, was den Umsatz bei anhaltend hohen Kosten etwa für das qualifizierte Personal weiter schmälert.“
Gelsenkirchener Apotheker hatte das Haus im Schaffrath erst 2015 gekauft
Den Ruhestand seiner langjährigen Filialleitung habe er nun als Anlass genommen, den Standort aufzugeben und sich auf seine Sonnen-Apotheke an der Horster Straße 339 zu konzentrieren. Den drei Pharmazeutisch-Technischen Assistentinnen (PTA) habe er angeboten, künftig am anderen Standort zu arbeiten.
„Dass es so kommen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen, als ich 2015 dieses Haus von der Volksbank gekauft und umgebaut habe. Schließlich bin ich wirklich Apotheker mit Leidenschaft, habe mich auch lange Jahre in der Apothekerkammer und bei PTA-Prüfungen engagiert“, erzählt er. Damals hatte er die 1976 von seinem Vorgänger Ralf Hildemann an der Nottkampstraße gegründete Schaffrath-Apotheke als Filiale der Sonnen-Apotheke zur Schaffrathstraße verlegt. Übernommen hatte er sie von Hildemann im Jahr 2006.
Wie Senioren und Personen ohne Smartphone ihre Rezepte einlösen können
Wie es jetzt weitergeht mit der Arzneimittel-Versorgung für die Schaffrather? „Wir müssen auf jeden Fall eine Lösung besonders für diejenigen finden, die nicht mehr mobil sind oder kein Smartphone haben“, so Ingrid Husmann, SPD-Bezirksverordnete und Vorsitzende des Fördervereins „Schaffrather Mitte“. Wer Hilfe bei der Einlösung des E-Rezepts brauche, könne sich bei den Technikbotschaftern melden, die montags, 10 bis 12 Uhr, im Quartierstreffpunkt an der Giebelstraße 7 vor Ort seien.
Grummel bietet unterdessen an, Rezepte in den Briefkasten der Apotheke an der Schaffrathstraße einzuwerfen, der zweimal am Tag geleert wird. „Natürlich steht es jedem frei, eine andere Apotheke anzufahren oder Verordnungen über eine Versand-Apotheke einzulösen. Aber auf Wunsch liefern wir die Medikamente von der Sonnen-Apotheke aus. Eine entsprechende Genehmigung habe ich beim Amtsapotheker beantragt.“
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Patienten müssten dann nur den Arzt bitten, das sonst auf der Gesundheitskarte gespeicherte E-Rezept auszudrucken. Möglich sei es auch, die Gesundheitskarte mit dem gespeicherten E-Rezept im Briefumschlag in die Box zu werfen. Sie werde dann mit Lieferung des Medikaments zurückgegeben.
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