Gelsenkirchen. Die „Schaffrather Mitte“ ist ein besonderes Projekt – und bekommt zum fünften Geburtstag eine Würdigung der ganz besonderen Art.
Immer weniger Einzelhändler, der Rückzug der Kirchen, kaum noch Anlaufstellen für Bürger vor Ort: Es gab und gibt viel zu beklagen am Stadtrand von Beckhausen. Und damit viele Gründe, etwas zu tun: Eine Gruppe Engagierter gründete 2015 einen Förderverein und eröffnete 2017 den Quartierstreffpunkt „Schaffrather Mitte“. Zu dessen fünftem Geburtstag freuen sich die Akteure allerdings nicht nur auf eine Party, sondern auch über eine Würdigung der besonderen Art. Zum Thema: Gelsenkirchen: Nahversorgung im Schaffrath ist „katastrophal“
Was der mittlerweile 140 Mitglieder starke Verein in den vergangenen fünf Jahren auf die Beine gestellt hat – Mit-Initiatorin Ingrid Husmann kann es selbst kaum glauben. „Wir sind der einzige nur von Bürgern finanzierte Quartierstreffpunkt für jedermann. Diesen dauerhaft am Leben zu erhalten, haben uns anfangs nur wenige zugetraut“, betont sie nicht ohne Stolz und verweist auf das vielfältige Programm, das sämtliche Generationen im Blick hat, wenn es darum geht, der Vereinsamung entgegenzuwirken, Alltagshilfen zu bieten und fit zu machen für die digitale Informationsgesellschaft.
Gelsenkirchener Quartierstreff lebt vom bürgerschaftlichen Engagement im Schaffrath
Mit Hilfe eines Startgeldes der Deutschen Fernsehlotterie in Höhe von 10.000 Euro und eingeworbenen Eigenmitteln von 25.000 Euro machte sich der Verein daran, den Standort des ehemaligen Heizungs- und Sanitärbetriebs an der Giebelstraße 7 zum Quartierstreffpunkt umzubauen. Seit dem Auslaufen der öffentlichen Förderung finanziert er sich maßgeblich durch Mitgliedsbeiträge, Sponsoren- und Preisgelder.
Ob Bastel- und Technikkurse, Spiel-, Lese- und Singkreise, Gedächtnistraining, Gymnastik, das Trauercafé Lebensmut, Mietersprechstunde, Lokalfunk oder Fachvorträge: Für jede Generation, für jeden Geschmack bietet die Anlaufstelle etwas, so bunt wie eine Wundertüte.
„Schaffrather Mitte“ in Gelsenkirchen hat sowohl Kinder als auch Senioren im Blick
In der Coronakrise organisierten die elf bis 25 aktiven Helfer gar eine Spendenaktion, um kinderreiche Familien und Senioren mit Laptops zu versorgen. In Zusammenarbeit mit dem Technikbotschafter Michael Liedtke vom Generationennetz Gelsenkirchen wurden die 30 Laptops überprüft und auf den neueren technischen Stand gebracht.
Nachdem Ingrid Husmann Ende 2021 mit dem Gelsenkirchener Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurde, weil sie in der Pandemie eine Hotline für die Generation „80 plus“ eingerichtet und Weihnachtstüten für Senioren verteilt hatte, freut sie sich nun „mit dem gesamten Team“, wie sie hervorhebt, auf die Preisverleihung von „Wir wohnen im Revier“ im August sowie über die Nominierung für den Deutschen Engagementpreis 2022.
Dieser Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland würdigt freiwilligen Einsatz sowie jene, die diesen durch die Verleihung von Preisen unterstützen. Initiator und Träger des Deutschen Engagementpreises ist das Bündnis für Gemeinnützigkeit, gefördert wird er vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Deutschen Fernsehlotterie und der Deutsche Bahn Stiftung. Die Jury entscheidet im September, dazu gibt’s noch einen Publikumspreis. „Es wäre schon schön, wenn wir ausgezeichnet würden. Aber schon die Nominierung ist großartig“, so Ingrid Husmann.
Die „Schaffrather Mitte“, Giebelstraße 7, feiert ihr Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür am Freitag, 8. Juli, 14 Uhr.