Gelsenkirchen-Buer. Bei der Quartierskonferenz in Buer-Ost stellt sich der Kommunale Ordnungsdienst Gelsenkirchen der Diskussion. Was alles geht für die Streife.
Es ist häufig eine Gratwanderung für die Einsatzkräfte des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) in Gelsenkirchen. Sie haben Befugnisse, die kaum geringerer sind als die der Polizei, aber manchmal sind sie genau dann nicht da, wenn sie gebraucht werden - empfinden jedenfalls erboste Bürgerinnen und Bürger. Zwischen negativen Erfahrungen und positiven Beobachtungen pendelten auch die Diskussionsbeiträge bei der Quartierskonferenz Buer-Ost.
Die zwischenzeitlichen Anwürfe nahm Kevin Bacher, Leiter des KOD-Streifendienstes, gelassen und gleichbleibend freundlich entgegen. Dabei nahm er seine Kräfte durchaus nicht ausnahmslos in Schutz, und Kollegin Annika Michelis protokollierte viele Anregungen für den Dienstbetrieb, gerade im Viertel im Gelsenkirchener Norden.
Gelsenkirchen sieht sich im Städtevergleich stark aufgestellt
„Wenn unsere Autos im Halteverbot stehen, können Sie davon ausgehen, dass wir gerade in der Nähe im Einsatz sind“, konterte Bacher etwa. Wenn aber die Fahrzeuge Durchfahrten oder Rettungswege blockierten, sollten Beobachter das durchaus an die Leitstelle weitergeben. Auch eine genaue Beschreibung der Ecken, in denen Vorfälle passierten, etwa achtloses Wegwerfen von Abfall, könne den Außendienstlern helfen.
„Denn wenn wir in Uniform Präsenz zeigen, passiert natürlich erfahrungsgemäß erst einmal nichts“, gab er weiter. Andererseits könnten die Streifendienstler auch nicht gleich jeden auf einer Bank ansprechen, bloß hinterher seinen Müll nicht einfach liegenzulassen. Nicht jeder sei gleich verdächtig, und außerdem fehlten dazu unter dem Strich auch die Kapazitäten. „Dabei ist Gelsenkirchen im Vergleich sogar wirklich gut aufgestellt“, machte er für die Dienstelle klar.
Bei den Großveranstaltungen in Gelsenkirchen war der KOD am Limit
Und ebenso, dass der KOD gerade in jüngster Zeit kräftig an sein Limit gekommen sei. Schließlich standen kurz hintereinander die Europameisterschaft und die Konzerte von AC/DC, Taylor Swift und aktuell Rammstein auf der Agenda. „Wobei: Das war alles gut für unsere Stadt“, lobte er ausdrücklich.
Um gleich in den Block diktiert zu bekommen, dass die Barrierefreiheit, sprich: die Erreichbarkeit für Rollstuhlfahrer, beim Public Viewing auf der Domplatte in Buer zu wünschen übrig gelassen habe. Denn die üblichen Kabelbrücken stellten vielfach ein Hindernis für Mobilitätseingeschränkte dar. Dort sei erst nach Beschwerden und erst nach zwei Tagen Abhilfe geschaffen worden. „Geben Sie uns unter der Rufnummer 169 3000 in der Leitstelle Bescheid“, ermutigte Bacher ein ums andere Mal.
Denn mit aktuell knapp über 70 und bald 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bezirks- und Streifendienst in Gelsenkirchen sieht Kevin Bacher „den KOD stark aufgestellt“. In Bottrop etwa seien es gerade 17, in Bochum auch nur 50 im Vergleich.
Tagesspitzen in Gelsenkirchen gegen 20 Uhr: Spielplätze
Es gebe „Tagesspitzen“, kramte Bacher in der Statistik, „um 20 Uhr könnten wir wohl so ziemlich zu allen Spielplätzen ausrücken oder wuchert plötzlich das Grün über die Gehwege“. Dass die Präsenz des Ordnungsdienstes nicht überall gleich stark sei, räumte er aber genau so ein. „Aber wir sind in der Regel in 20 Minuten an der fraglichen Stelle, und zeitgleich mit 25 Kräften auf Streife“, zählte er auf. Anders als die Nachbarstädte habe Gelsenkirchen auch deutlich mehr „Probleme beim Thema EU-Ost, Rumänen und Bulgaren, oder bei unbewohnbaren Wohnungen und Häusern“, nannte er offen.
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„In dem Bereich haben wir Fragen aus der Umgebung, wie wir damit umgehen“, erzählte er. Dabei seien die Möglichkeiten durchaus größer als häufig bekannt. „Wir dürfen eigentlich alles, was die Polizei darf, wir haben nur keine Schusswaffen. Wir dürfen etwa jederzeit Personenkontrollen durchführen oder sogar Schulverweigerer in Handschellen vorführen“, listete Bacher auf. Andererseits sei der KOD nur für den ruhenden, nicht für den fließenden Verkehr zuständig. „Radfahrer auf der Hochstraße dürfen wir praktisch nicht ansprechen“, machte er klar.
„Nicht jeder will nach der Ausbildung in den Außendienst“
Blößen gab er sich nicht. Das ordnungswidrige Taubenfüttern im Goldbergpark („wir haben schon ein richtiges Rattenproblem“) sei bekannt, gegen Einzelne liefen inzwischen Ordnungsverfügungen. „Aber wir müssen auch gerichtsfeste Beweise erbringen, sonst wird das abgewürgt“, zeigte er die Grenzen auf.
Die nötigen Kräfte überhaupt zu bekommen, sei nicht einfach. Voraussetzung für die Einstellung sei die Ausbildung als kommunale Fachangestellte, „aber nicht jeder will dann wirklich in den Außendienst“, meinte er vielsagend.
Das Nachbarschaftsfest in der Siedlung rund um den Spinnweg am 24. August hat der Kommunale Ordnungsdienst bereits in seinen Kalender aufgenommen, auch wenn in Schalke einen Tag vorher, am 23. August, gefeiert wird. Blickfang im Quartier in Buer-Ost sollen zur Feier 300 handgenähte Wimpel sein. Die nächste Quartierskonferenz ist im November 2024, wieder bei der Freikirchlichen Gemeinde. In der Sitzung der Bezirksvertretung Nord am 5. September im Rathaus Buer soll das Thema „mobile Geschwindigkeitsmessgeräte“ und die Auswertung der erhobenen Daten auf der Tagesordnung stehen.