Gelsenkirchen. Warum kennen Taylor-Swift-, Rammstein- und Fußball-Fans Gelsenkirchen? Weil es die Arena gibt! So wichtig ist das Stadion für die Stadt.
Als ich vor einigen Tage im Flugzeug Richtung Düsseldorf saß, wollte es der Flugplan, dass der Landeanflug über Gelsenkirchen führte. Mehr noch: Ich hatte einen Fensterplatz, und der Pilot flog im genau richtigen Moment eine kleine Kurve – das Flugzeug neigte sich leicht zur Seite, sodass ich den perfekten Blick hatte. Scheinbar direkt unter mir lag, nein, funkelte und strahlte die Schalke-Arena, wie ein blau-weißes Juwel in der Abendsonne, umgeben von ganz viel Grün. Ein Juwel: Das ist die Arena seit ihrer Eröffnung im Jahr 2001 für die Stadt Gelsenkirchen – in vielerlei Hinsicht.
Denn gerade in diesem verrückten Sommer mit seinen vielen Veranstaltungen, von der EM über Taylor Swift bis zu Rammstein, wird deutlich, wie wichtig dieses Bauwerk, das viel mehr als ein normales Fußballstadion ist, für Gelsenkirchen ist. Darum ist das hier eine große Lobhudelei, eine Ode an die Arena auf Schalke.
Schon Günter Eichberg wollte ein neues Stadion für Gelsenkirchen
Der legendäre Schalke-Manager Rudi Assauer war ein Mensch mit Ecken und Kanten. Das sagt jeder, der ihn gekannt hat. Er konnte schroff sein bis hin zur Rüpelhaftigkeit, er hielt mit seiner Meinung selten hinter dem Berg, manchmal schoss er übers Ziel hinaus, aber einiges besaß „Stumpen-Rudi“ im Überfluss: Hartnäckigkeit, Durchsetzungsvermögen – und die Fähigkeit, einen einmal eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. Genau die richtigen Voraussetzungen für die Planung und den Bau eines solch gewaltigen Projekts wie der Arena.
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Pläne für den Bau eines neuen Schalke-Stadions gab es schon seit Ende der 80er Jahre. 1973 war der Verein von der Glückauf-Kampfbahn ins Parkstadion umgezogen: 1974 stand die Fußball-WM in Deutschland an, und so wurde die Betonschüssel ins Berger Feld gesetzt, gut 70.000 Menschen fanden darin Platz. Doch ein richtiges Fußballstadion war das Parkstadion nie: Durch die Leichtathletik-Laufbahn war der Abstand zwischen Zuschauern und Spielern riesig, dazu kam das Problem mit dem Wetter: Lediglich die Haupttribüne war überdacht, der Rest saß beziehungsweise stand im Regen.
Eishockey, Boxen, Football, Biathlon – die Arena kann viel mehr als nur Fußball
Es war der schillernde Präsident Günter Eichberg, der „Sonnenkönig“, der 1989 sein Modell für eine reine Fußballarena vorlegte. 45.000 Menschen sollten in dem 100 Millionen DM teuren Bau Platz haben. Doch Eichberg trat 1993 zurück, Schalke hatte in diesen Jahren zunächst andere Sorgen, sowohl finanzieller als auch sportlicher Natur. Immerhin: In einer seiner letzten Amtshandlungen hatte Eichberg Rudi Assauer als Manager verpflichtet, und der hatte die Idee für ein neues Stadion nicht vergessen. 1996 präsentierte Assauer die Pläne für die Arena, schon zwei Jahre später begann der Bau. Im Sommer 2001 wurde groß Eröffnung gefeiert – nur wenige Wochen nach dem letzten dramatischen Spiel im Parkstadion, nach der berühmt-berüchtigten „Vier-Minuten-Meisterschaft der Herzen“.
Nach dem ersten Pflichtspiel gegen Bayer Leverkusen (3:3) klingelten vielen Besuchern die Ohren: Diese Lautstärke waren sie aus dem Parkstadion nicht gewohnt. Doch ganz schnell wurde klar, dass Assauer bei seinen Arena-Plänen nicht nur an Fußball gedacht hatte – sondern deutlich weiter. Rock-Konzerte – na klar, die hatten auch schon im Parkstadion stattgefunden, Weltstars wie Michael Jackson, die Rolling Stones oder Pink Floyd hatten dort gespielt. Doch die Arena bot noch ganz andere Möglichkeiten als die Betonschüssel: Hier wurden Opern aufgeführt (Aida), hier wurde Eishockey, Football, Handball und Darts gespielt, wurde geboxt – und im Winter sogar Ski gefahren, beim inzwischen etablierten und beliebten Biathlon auf Schalke.
Wie man „Gelsenkirchen“ sagt: Das weiß Taylor Swift inzwischen
Keine Frage: Die Arena hat Gelsenkirchen auf die Landkarte gesetzt, und das weltweit. Sie sorgt dafür, dass die Stadt Positiv-Schlagzeilen schreiben kann, einmal nicht das ewige Schlusslicht in allen Ranglisten, das öffentlich bedauerte und heimlich belächelte Mauerblümchen unter den deutschen Städten ist. Die Arena sorgt dafür, dass sich Menschen aus England, Portugal, Italien und Georgien damit beschäftigen müssen, wie man nach Gelsenkirchen kommt. Sie sorgt dafür, dass eine junge Frau aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania, die zum größten Popstar der Welt geworden ist, inzwischen weiß, wie man den Namen der Stadt einigermaßen unfallfrei ausspricht – und ihre Fans, die „Swifties“, wissen das jetzt auch. Sie wird auch weiterhin dafür sorgen, dass Menschen aus aller Welt kommen, um Musik zu hören oder (wenn Schalke mal wieder in die Erfolgsspur kommt) Champions-League-Fußball zu sehen. Und das hat Gelsenkirchen anderen Städte mit vergleichbarer Größe weit voraus.
Mehrfach gehörte die Arena in den vergangenen Jahren zu den meistbesuchten Stadien Deutschlands, spielt in einer Liga mit der Allianz-Arena in München, dem Berliner Olympiastadion und dem Dortmunder Signal-Iduna-Park. Dass die Arena aus der Luft wie ein Juwel wirkt, ist also kein Wunder. Sie ist tatsächlich eines.