Gelsenkirchen-Buer. Zum 80. Geburtstag erscheint das Buch „Rudi Assauer. Macher der Herzen“. Klartext-Verlag stellt die Sammlung von Erinnerungen auf Zeche Hugo vor.

„Danke, Junge“ und die Zigarre: Carsten Kulawik lächelte stolz, wenn es um seine besonderen Erinnerungen an Rudi Assauer geht. Am Dienstag, 30. April, wäre der vor nun fünf Jahren verstorbene Schalke-Manager 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat Kulawik unter dem Titel „Rudi Assauer. Macher der Herzen“ Erinnerungen, Anekdoten und viele, noch unveröffentlichte Fotos rund um den Mann in einem Buch zusammengetragen, um die wahre Lebensleistung aus einem bisher verborgenen, privaten Blickwinkel zu beleuchten.

Das „Danke“ ebnete den Weg zu einer tiefen Freundschaft. Kulawik, 1991 in Wuppertal geboren „aber praktisch schon immer Schalker, denn der Verein sucht sich Dich aus, nicht andersrum“, hatte Assauer 2006 zu seinem damaligen Abschied ein Video aus Schalker Schnipseln zusammengestellt. „Ein Dankeschön eines 14-jährigen Fans, das bei einem Fan-Treff gezeigt wurde“, weiß der Journalist noch, „und plötzlich stand er da, fragte: „Wer hat das gemacht?“ Mir rutschte das Herz in die Hose“.

Dem Macher waren die Wurzeln des Gelsenkirchener Clubs wichtig

Auf den Dank folgte dann tatsächlich auch ein Besuch Assauers im Haus von Kulawiks Eltern in Wuppertal. „Und als Erster überhaupt und auch wohl als Einziger überhaupt durfte er bei uns im Wohnzimmer rauchen. Er musste seine Duftmarke setzen“, das ist ebenfalls hängen geblieben. Auch, dass es Assauer immer wichtig war: „Dass die Mannschaft die Wiege, die Wurzeln des Bergarbeiterclubs unter Tage kennenlernt, weiß, woher der Verein kommt.“

Nicht umsonst stellte der Klartext-Verlag deshalb das Buch auf Zeche Hugo in Buer vor. Und nicht nur der 80. Geburtstag spielte für den Autor eine Rolle für den Zeitpunkt. „Denn wohl selten war auf Schalke die Sehnsucht größer als heute nach einer Figur wie Rudi Assauer, der mit dem Bundeskanzler genau so gesprochen hat wie mit dem einfach Malocher.“ Außerdem hatte er dem Förderverein der Zeche mit 3000 Euro spontan unter die Arme gegriffen und gemeint: „Zeigt den Schnarchnasen mal, dass ihr das Ding erhalten könnt!“

Ein Videogruß von Kult-Trainer Huub Stevens

Erinnerungen und Eindrücke aus erster Hand gab es bei der Buchvorstellung reichlich. Auf einem blau-weißen Sofa ließ Moderator Sinan Sat, Leiter der WAZ-Lokalredaktion, prominente Wegbegleiter Assauers mit ihren Eindrücken aus der Zeit mit Assauer zu Wort kommen. Einen Videogruß schickte außerdem Huub Stevens, der ehemalige Schalker Kult-Trainer. Der fasste zusammen: „Er war ein Freund, der wusste, was er tun wollte. Ich vermisse ihn noch jeden Tag.“

Christoph Daum hat lebhafte Erinnerungen an Rudi Aussauer, wie sich bei der Buchvorstellung in Gelsenkirchen zeigte.
Christoph Daum hat lebhafte Erinnerungen an Rudi Aussauer, wie sich bei der Buchvorstellung in Gelsenkirchen zeigte. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Jörg Böhme, ehemaliger Schalker Profi, Rolf „Rollo“ Fuhrmann, Fernseh-Journalist, der Schalke am 19. Mai 2001 für viereinhalb Minuten die Deutsche Meisterschaft zusprach („Reporter der Schmerzen“), Christoph Daum, ehemaliger Bundesliga-Trainer, Michael Meier, ehemaliger Manager bei Borussia Dortmund, und TV-Journalist Uli Potofski kramten tief, um Persönliches vom und über den Bundesliga-Patriarchen Rudi Assauer zusammenzutragen.

Daum: „Rudi hat sich für Rivalität besonders geeignet.“

Besonders gespannt waren die Gäste, darunter auch Familie und Freunde Assauers, auf Christoph Daum. Und einig schienen sie in der Definition, die der Herzblut-Schalker offenbar im Umgang mit praktisch jedem Menschen pflegte: „Tagesarschloch“. Denn spätestens am nächsten Tag war für Rudi Assauer alles wieder gut.

Tatsächlich steuerte Daum bei, Rivalität sei im Fußball ja ganz normal. „Rudi hat sich dafür aber ganz besonders geeignet“. Nach einem Spiel gegen Leverkusen sei dieser hinter ihm hergelaufen und habe ihn so lange beschimpft, bis er vor laufenden Kameras zurückblaffte: „Gleich kriegst Du eine in die Fresse, dass Du Deine Zigarre quer rauchen kannst.“ Genau so gab Daum weiter: „Wir hatten auch wunderbare positive Auseinandersetzungen.“ Wenn auch nach einem Besuch von Assauer sein Weinkeller fast leer geworden sei.

Ex-BvB- Manager würdigt den Schalker Assauer

„Er hat dem Fußball gutgetan“, unterstrich Daum, „und wie ich hat er oft schon gesprochen, noch bevor wir das Hirn eingeschaltet hatten. Er hat auf diese Art vielen Menschen ein Zuhause gegeben, was Schalke heute fehlt.“

Uli Potofski („aus Schalke“), wusste: „Wenn Assauer mich mal mit „Potofski“ anredete, war was.“ Aber auf der anderen Seite habe der sich für Potofskis erstes Kinderbuch starkgemacht und gleich 1000 Stück gekauft. Bei allen Diskussionen war aber klar: „Recht hat am Ende immer er gehabt.“

Und auch Michael Meier würdigte Assauer. „Er hat das Ruhrgebiet wohl am prägnantesten geprägt.“ Und „das wird in Dortmund genau so gesehen wie auf Schalke.“

Rudi Assauer hat polarisiert, wurde verehrt und war verpönt. Aber er war vor allem eins: ein Typ, ehrlich, gradlinig, ehrgeizig, emotional. Darin waren sich alle einig, die sich am Montag an ihn erinnerten, einen Tag bevor er 80 Jahre alt geworden wäre.

Carsten Kulawik, „Rudi Assauer. Macher der Herzen“, 192 Seiten, Klartext-Verlag, 19,95 Euro, ISBN: 978-3-8375-2634-9, mehr Infos unter www.klartext-verlag.de