Gelsenkirchen. Immer mehr Kinder in Gelsenkirchen müssen wegen unzureichender Leistungen ihre Schulen verlassen. Jetzt soll geklärt werden, was dagegen hilft.
2021 beschloss der Bildungsausschuss, den Gründen für die hohe Zahl der Abschulungen in Gelsenkirchen, vor allem von Gymnasien, mithilfe eines Gutachtens auf den Grund zu gehen. Alljährlich müssen rund 150 Kinder ihre weiterführenden Schulen in Gelsenkirchen verlassen, weil die Leistungen nicht ausreichen. In diesem Jahr werden es wohl noch mehr sein. In der Regel geschieht dies nach Klasse 6, dem Ende der Erprobungsstufe, immer häufiger aber auch erst nach dem siebten Jahrgang. Vor allem Gymnasien geben Kinder häufig ab. Es gab längst Gespräche und Ermahnungen der Schulen, auch von Seiten der Schulaufsicht in Münster; ohne spürbare Effekte.
Zusammenhang mit abweichender Grundschulempfehlung prüfen
Die ersten 10.000 Euro, die für dieses Gutachten eingeplant wurden, reichten lediglich für eine Bestandsaufnahme. Bereits im vergangenen Jahr beschloss der Fachausschuss, die Summe auf Empfehlung der Bildungsverwaltung aufzustocken, um konkretere Schlüsse ziehen zu können und Lösungen erarbeiten zu können. Teil 1 des Gutachtens, eine Bestandsaufnahme mit weitgehend bekannten Ergebnissen, liegt nun vor. Fazit: Es gibt um ein Vielfaches mehr Ab- als Aufstiege an Gymnasien, Real- und Hauptschulen. Dies dokumentieren vorliegende Zahlen aus den Jahren 2013 bis 2022.
49 Prozent der Abschulungen in Gelsenkirchen führen vom Gymnasium auf eine Realschule, knapp 40 Prozent von einer Realschule zur Hauptschule. Gesamtschulen machen lediglich 7,7 Prozent der weitergereichten Schülerinnen und Schüler aus, die Hauptschulen nur 4,4 Prozent. Dem gegenüber stehen Gymnasialempfehlungen in Höhe von 33 bis 34 Prozent für abgehende Grundschüler, 29 Prozent Realschul-Empfehlungen und 12 Prozent Empfehlungen im Grenzbereich Realschule/ Gymnasium. Gesamtschulen gelten als Empfehlung für jeden Schüler, da das integrierte System auf jeder Stufe fördert.
Schulen in den Blick nehmen, die besonders häufig Kinder weiterreichen
„Im zweiten Teil des Gutachtens, den wir auch bereits beauftragt haben, soll nun unter anderem ermittelt werden, in welchem Zusammenhang abweichende Grundschulempfehlungen und Schulformwechsel stehen“, erläutert Bildungsdezernentin Anne Heselhaus. Die Kernfrage: Sind besonders viele Kinder, die ohne Gymnasial-Empfehlung der Grundschule trotzdem an einem Gymnasium begonnen haben, später unter den Abgeschulten? Inwieweit es möglich ist, diese Daten, die den Schulen ja durchaus vorliegen, zu vergleichen, ist allerdings laut Bildungsreferat noch nicht völlig geklärt.
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„Es geht aber auch darum zu ermitteln, ob wir den Gymnasien Standards an die Hand geben können, nach denen sie Kinder ablehnen dürfen. Laut NRW-Gesetz müssen Schulen alle Kinder nehmen, solange Platz vorhanden ist, da die Grundschulempfehlung nicht mehr bindend ist. Dabei werden wir auch schulspezifische Aspekte prüfen“, so Heselhaus. Jene Schulen, an denen besonders viele Kinder nach Klasse sechs oder sieben gehen müssen, sollen demnach besonders in den Blick genommen werden. Es müsse auch um die Förderkultur gehen, betont Heselhaus.
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„Wichtig ist zudem, zu prüfen, wie Grundschuleltern noch besser informiert werden können über zur Verfügung stehende Bildungswege und Chancen“, ergänzt Heselhaus. Dabei gehe es auch darum, die Beratung an Grundschulen noch weiter zu intensivieren, um Eltern das Schulsystem mit seinen Chancen und Risiken so gut wie irgend möglich zu erklären.