Gelsenkirchen. Die Gelsendienste suchen einen neuen Chef: Betriebsleiter Daniel Paulus verlässt das Gelsenkirchener Unternehmen zum Ende des Jahres.
Eines der größten und wichtigsten städtischen Unternehmen muss sich einen neuen Chef suchen: Wie diese Redaktion erfuhr, hat Daniel Paulus, Betriebsleiter der Gelsendienste, seine Kündigung eingereicht. Zum 31. Dezember dieses Jahres endet sein Vertrag – nach weniger als vier Jahren.
Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne konnte die Meldung bestätigen. „Wie Herr Dr. Paulus mitgeteilt hat, hat er sich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, das Unternehmen zum Jahresende zu verlassen.“ Zu den Gründen, die Paulus zu diesem Entschluss bewogen haben, äußerte sich der Sprecher allerdings nicht. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass Paulus‘ Arbeit in Verwaltung und Politik zunehmend kritisch gesehen wurde.
Von München ging es für Daniel Paulus nach Gelsenkirchen
Dabei war der gebürtige Sauerländer im April 2021 mit einigen Vorschusslorbeeren nach Gelsenkirchen gekommen. Paulus hatte Maschinenwesen und Betriebswirtschaft an der Technischen Universität München mit Auslandsaufenthalten in den USA und der Schweiz studiert und sein Studium 2007 als Diplom-Ingenieur abgeschlossen, 2013 promovierte er in Ingenieurwissenschaften. Anschließend leitete er den Bereich Entsorgungsdienstleistungen beim Abfallwirtschaftsbetrieb in München.
Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
In Gelsenkirchen hatte Paulus von seinem Vorgänger Ulrich W. Husemann eine Mammutaufgabe geerbt: den Umbau des Betriebshofes an der Adenauerallee. Bereits 2019 hatte der zuständige Betriebsausschuss Gelsendienste entschieden, dass das Gelände umgebaut werden soll. Eine damalige „Grobkostenschätzung“ kam auf Baukosten in Höhe von 5,2 Millionen Euro. 2022 wurde dann bekannt, dass sich die Baukosten deutlich erhöht: Jetzt sollte die Maßnahme 17,5 Millionen Euro kosten, 2023 war sogar die Rede davon, dass es bis zu 40 Millionen sein können.
Skandal um Drogen auf dem Wertstoffhof
Dafür konnte Paulus bekanntlich nichts. Erneut in den Fokus der Öffentlichkeit gerieten die Gelsendienste dann aber im Frühjahr dieses Jahres. Die Besatzungen von zwei Müllwagen standen im Verdacht, während der Arbeit Drogen konsumiert und mit ebensolchen auch auf dem Wertstoffhof im Gelsenkirchener Süden möglicherweise sogar gedealt zu haben.
Sieben Mitarbeitern wurde in Folge gekündigt: Sie sollen über Jahre Supermärkte und Imbisse außer der Reihe angefahren haben. Gegen Schmiergeld und kostenlose Speisen sollen sie dort häufiger gewerblichen Müll entsorgt haben, als es vertraglich vereinbart war. Aus Gelsendienste-Kreisen erfährt man hinter vorgehaltener Hand, dass das Krisenmanagement von Paulus suboptimal gewesen sei, dass der Betriebsleiter in dieser für das Unternehmen schwierigen Zeit nicht immer vor Ort gewesen sei.
So viel verdienst der Gelsendienste-Betriebsleiter
Für weiteren Zündstoff sorgte die Debatte um die geplante Schließung des Friedhofs Horst-Süd: Gegen die Pläne waren Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils sowie viele Lokalpolitiker Sturm gelaufen – auf einer Bürgerversammlung im Mai in Schloss Horst konnte Paulus die Anwesenden nicht überzeugen, gab es viel und heftige Kritik an dem Vorhaben.
Daniel Paulus gehört zu den Spitzenverdienern in der Stadt Gelsenkirchen: Laut dem Beteiligungsbericht aus dem Jahr 2022, der auf der Homepage der Stadt öffentlich einsehbar ist, liegt das Brutto-Jahresgehalt des Gelsendienste-Betriebsleiters bei 182.430 Euro. Zum Vergleich: Oberbürgermeisterin Karin Welge kommt auf ein Jahresgehalt von 165.000 Euro.
Die Eigenbetriebsverordnung des Landes NRW sieht vor, dass die Betriebsleitung durch den Rat bestellt und abberufen wird. Jetzt läuft also die Suche nach einer Nachfolgerin beziehungsweise einem Nachfolger. Ob sie oder er dann den gleichen Verantwortungsbereich wie Paulus haben wird, ist noch nicht sicher: Es gibt nach WAZ-Informationen Überlegungen, die Stelle aufzuteilen. Eine Entscheidung dazu steht allerdings noch aus.