Gelsenkirchen-Buer. Eigentlich sollten am Sonntag in Gelsenkirchen-Buer die Läden öffnen, doch das wurde abgesagt. Jetzt erklärt sich die Stadt und übt Selbstkritik.

Am Sonntag wird es noch einmal voll in der Stadt: Das Achtelfinale wird der vierte und letzte EM-Spieltag in Gelsenkirchen. In der City von Buer war ursprünglich ein verkaufsoffener Sonntag geplant – wie berichtet, wurde dieser allerdings kurzfristig abgesagt, sehr zum Ärger einzelner Händler. Die FDP hatte das zum Anlass genommen, das Thema auf die Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses zu setzen, der am Dienstag tagte.

Wirtschaftsdezernent Simon Nowack erläuterte die Sicht der Verwaltung – und übte dabei auch ein wenig Selbstkritik. Die Absage sei nach einem Gespräch zwischen Vertretern der Wirtschaftsförderung, des Handelsverbandes und der Werbegemeinschaft Buer erfolgt. „Wir haben ja immer gesagt, wir schaffen uns die Möglichkeit eines verkaufsoffenen Sonntags, das hängt aber davon ab, ob man es schafft, eine entsprechende Veranstaltung stattfinden zu lassen.“

Stadt Gelsenkirchen: „Müssen uns an die eigene Nase fassen“

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Der Hintergrund: Ein verkaufsoffener Sonntag darf nicht im luftleeren Raum stattfinden, sondern muss in eine Veranstaltung wie etwa ein Stadtfest eingebettet sein. Das waren in Buer in der Vergangenheit etwa das Cityfest, „Buer Live“ oder der Weihnachtsmarkt. Ob der Fan-Meeting-Point der Uefa auf der Domplatte als eine solche Veranstaltung zähle, sei rechtlich unsicher. „Wir können davon ausgehen, dass die Gewerkschaft Verdi auf jeden Fall vor dem Verwaltungsgericht gegen den verkaufsoffenen Sonntag geklagt hätte“, so Nowack. „Daher haben wir uns gemeinsam mit dem Antragsteller Handelsverband und der Werbegemeinschaft Buer sowie der Cityinitiative Gelsenkirchen für die rechtzeitige Absage entschieden.“ Nowack verwies auf die Stadt Köln: Dort findet am Sonntag auch ein Achtelfinale statt, und auch dort bleiben die Geschäfte geschlossen – aus den gleichen Gründen.

Diese Absage hätte man aber in Richtung Politik besser kommunizieren müssen, gab sich Nowack selbstkritisch. „Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen“, so der Wirtschaftsdezernent, „wir hätten die Politik, als diejenigen, die die rechtlichen Voraussetzungen beschlossen haben, einen verkaufsoffenen Sonntag durchführen zu können, früher informieren müssen, statt nur eine Pressemitteilung herauszugeben. Die Händler hingegen wurden durch ihre Verbände informiert.“

Zu mehr und besserer Kommunikation riet dann auch die FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Cichos. „Es ist doch wichtig, dass die Stadt einen kurzen Draht zu den Unternehmen hat“, sagte sie. Frank-Norbert Oehlert von der CDU stellte eine viel grundsätzlichere Frage. „Was bringt eine solche Großveranstaltung eigentlich der Stadt?“, so Oehlert, „wann ist eine solche Veranstaltung für die Stadt wirtschaftlich erfolgreich? Diese Frage müssen wir nach der EM beantworten und uns fragen: Macht eine zukünftige Teilnahme von Gelsenkirchen an solchen Großveranstaltungen aus Sicht der Stadt eigentlich Sinn?“