Gelsenkirchen-Buer. „Man darf eben nicht glauben, was in der Sun steht“: Allem Spott zum Trotz – so schön finden zwei englische Fußballfans Gelsenkirchen und Buer.
„Gelsenkirchen ist eine großartige Stadt“, sagt Gary aus Hull. Der Engländer muss es wissen: Schon sechsmal hat er sich auf den Weg aus der nordenglischen Grafschaft Yorkshire in den Ruhrpott gemacht – klar, dass er auch das Spiel der Engländer gegen Serbien sehen wollte. Die Kritik, die von vielen Seiten auf die Stadt Gelsenkirchen einprasselte, kann er nicht nachvollziehen. „Die Stadt ist toll – vor allem Buer“, sagt er.
An diesem Vormittag – England bestreitet später am Nachmittag sein Spiel gegen Dänemark – steht Gary mit seinem Bruder Lou auf dem Buerschen Rathausturm und blickt auf die Stadt. Bezirksbürgermeister Dominic Schneider hat sich einer Besuchergruppe angenommen und zeigt ihnen den Rundblick: Auch, wenn Gary und Lou schon einige Male in Buer waren, hier oben waren sie noch nicht. Beeindruckt blicken sie auf das Meer aus Bäumen, Häusern und Straßen, das sich vor ihnen ausbreitet – und natürlich geht ihr Blick sofort Richtung Arena, die mit ihrem großen, weißen Dach unübersehbar ist.
Gary vergleicht seine Heimatstadt Hull mit Gelsenkirchen
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Die zwei Brüder aus Hull sind Fußballfans aus Leidenschaft: Auf Vereinsebene schlägt ihr Herz für den FC Chelsea, bei Turnieren unterstützen sie natürlich die englische Nationalmannschaft. Dafür reisen sie oft und gern durch ganz Europa. Durch einen Bekannten aus Gelsenkirchen, der einige Zeit in England gelebt hat, kam der Kontakt in die Emscherstadt zustande. „Wir haben schon ein paar Mal Schalke-Spiele in der Arena gesehen“, sagt Gary und zeigt stolz ein Handyfoto vor, das ihn im blau-weißen Trikot in der Nordkurve zeigt.
Seine Heimatstadt Hull sei mit Gelsenkirchen vergleichbar, sagt Gary: Beides seien Städte, in denen die Industrie früher eine größere Rolle gespielt habe als heute – in Gelsenkirchen Kohle und Stahl, in Hull die Fischerei. Schon deswegen versteht er nicht, warum britische Fans und Medien sich so auf Gelsenkirchen eingeschossen hätten. „Sie hätten mal ein bisschen besser hinschauen müssen“, sagt Gary, „gerade Buer ist doch ein wunderschöner Stadtteil mit vielen tollen Kneipen.“ Er gibt der englischen Boulevardpresse mit ihrem Hang zu Skandalen die Schuld. „Man darf eben nicht glauben, was in der Sun steht“, sagt er.
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Das Beste an Gelsenkirchen seien aber die Menschen. „Wir sind überall nur herzlich empfangen worden“, sagt Lou. Am Mittwoch hätten sie das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn in der Fan Zone im Nordsternpark verfolgt. „Das war eine wunderschöne Atmosphäre“, sagt er –, „und ich hatte keine Chance, mir selbst ein Bier zu kaufen, ständig wurde mir eins hingestellt.“ Jetzt geht es für die beiden erst einmal zurück nach England – sollte das Team am 30. Juni im Achtelfinale erneut in Gelsenkirchen spielen, will er wiederkommen.