Gelsenkirchen. Das Public Viewing beim Spiel der deutschen Mannschaft wurde in Gelsenkirchen gut angenommen. Doch jetzt kommt’s richtig bitter (vorerst).

Pünktlich zum Start der Europameisterschaft am Freitag kommt auch in Gelsenkirchen Turnier-Stimmung auf. Das zumindest war der erste Eindruck, wenn man mit den rund 60 englischen Fans im GE Piazza am Heinrich-König-Platz feierte und später in das gut besuchte Rund des Amphitheaters im Nordsternpark blickte, wo Gelsenkirchen schwerpunktmäßig sein Fan-Programm mit Public Viewing veranstaltet. Der Kantersieg der deutschen Nationalmannschaft im Eröffnungsspiel gegen Schottland tat sein Übriges für eine beseelte Fußballnacht in Gelsenkirchen. Doch schon am Samstag machte sich zunehmend Ernüchterung in der Emscherstadt breit. Denn von den 40.000 und mehr englischen Fans, die in der Stadt erwartet wurden, ist weit und breit nichts zu sehen – vorerst.

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Vor dem EM-Spiel zwischen Serbien und England zogen serbische Fans mit einem Fanmarsch durch die Stadt. Dieser verlief friedlich. Am Nachmittag allerdings kam es zu Auseinandersetzungen in der Innenstadt.
Von Annika Matheis, Matthias Heselmann, Thomas Richter, Lisa-Marie Eggert und Sinan Sat

Spott über Gelsenkirchen: Die „langweiligste Stadt“, in der Fans je gewesen sind

Während auch am Samstag im GE Piazza einige Dutzend Engländer stimmgewaltig ihre Vorfreude auf das Spiel gegen Serbien am Sonntagabend in der Schalker Arena kundtun (Anstoß: 21 Uhr, einen Live-Ticker gibt es hier), sind sonst kaum Engländer in Gelsenkirchen. Ein Fan-Betreuer des englischen Fußballverbandes erklärt das am Nachmittag so: „Gelsenkirchen ist die kleinste Stadt unter den Austragungsorten. Die meisten Engländer bleiben erstmal in Köln, Düsseldorf oder Essen. Da ist mehr los“, sagt er mit einem vielsagenden Schmunzeln.

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Ohne jede Frage hat die Gelsenkirchener Altstadt in Sachen Gastronomie vergleichsweise wenig zu bieten, mit Düsseldorf, Köln oder Essen kann Gelsenkirchen in dieser Hinsicht bei weitem nicht mithalten. Und das macht über die sozialen Netzwerke auch unter den englischen Fans die Runde. Einige Einträge, die Usern mitunter Hunderttausende Male angezeigt wurden, sind gar vernichtend und absolut abschreckend.

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Gelsenkirchen? „Ein Drecksloch!“

Von Fassungslosigkeit ist da die Rede. Darüber, dass so ein „Drecksloch“ Austragungsort bei der EM in Deutschland ist. Unterstrichen wird dieser Eindruck mit Fotos vom Hauptbahnhof und dem Vorplatz, wo kaum Menschen zu sehen sind. „Geisterstadt“ urteilt der englische Fan. Und ein anderer schreibt mit Bezug auf Gelsenkirchen von der „langweiligsten Stadt“, in der er je gewesen ist.

Dass Gelsenkirchen sehr wohl viel zu bieten hat, insbesondere was Fußballkultur angeht, scheint den englischen Fans verborgen zu bleiben. Wie es aussieht, konnte die Stadt im Vorfeld der EM nicht überzeugen. Das kann sich freilich am Sonntag noch ändern, wenn die Trabrennbahn zum englischen Dorf werden und zehntausende Fans der Three Lions beherbergen soll. Doch die Enttäuschung darüber, dass der Samstag größtenteils zur Flaute geworden ist und Gelsenkirchen (zumindest vorerst) wenig schmeichelhaft in den sozialen Netzwerken wegkommt, ist erstmal da.

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Und auch ein Kommentator des britischen Senders Sky nimmt Gelsenkirchen in einem Aufsager ordentlich auseinander. Kaveh Solhekol berichtet darin von der einst industriell geprägten Stadt, in der es heute außer Schalke 04 und der Arena kaum überhaupt noch etwas gebe, weshalb die allermeisten englischen Fans auch nicht schon lange vor dem Spiel in Gelsenkirchen sind. Obendrein warnt der Journalist englische Fans, die doch nach Gelsenkirchen kommen, noch davor, dass er beim Mittagessen in der Innenstadt erlebt habe, dass einige Gastronomien, bis auf die deutsche Girkoarte, keine Form von Kartenbezahlung anbieten.

Zumindest bei den Engländern hinterlässt Gelsenkirchen damit insgesamt vorerst keinen guten Eindruck.