Gelsenkirchen. Was für ein wunderbarer EM-Auftakt: Tausende strömen in die Gelsenkirchener Fanzonen. Dort gab es aber einen feurigen Zwischenfall.
Was für ein wunderbarer Auftakt: Zum Start der Fußball-EM in Deutschland am Freitagabend strömten auch Tausende Besucherinnen und Besucher in Gelsenkirchen in die beiden Fanzonen im Nordsternpark. Allein im bestens gefüllten Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal drückten laut Polizei 3400 Fans der deutschen Elf die Daumen - und bejubelten am Ende den 5:1-Sieg über tapfere, aber chancenlose Schotten. Sehen Sie hier: Public Viewing in Gelsenkirchen: Die schönsten Fotos aus dem Nordsternpark
Toilettenwagen bei Feuer komplett zerstört
Der Abend beginnt mit einer Schrecksekunde: Denn gegen 19.50 Uhr, während des laufenden Auftritts von DJ und Bühnen-Stargast Meduza, bricht in der Fanzone am Nordsternplatz, nur gut einen Kilometer von der Fanzone am Amphitheater entfernt, ein Feuer aus. Ein Toilettenwagen steht in Flammen und wird dabei vollständig zerstört, ein weiterer ist beschädigt. Das Wichtigste: Es gibt keine Verletzten. Und die rund 1500 Gäste, die sich zu diesem Zeitpunkt schon vor der Großleinwand unterm Nordsternturm versammelt haben, bleiben gelassen und ruhig.
Die Kräfte der Feuerwehr, die in kürzester Zeit am Brandort sind, löschen das Feuer in Minutenschnelle. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und leitet sofort die Fahndung nach einem möglichen Tatverdächtigen ein. „Insgesamt ist es sehr, sehr ruhig geblieben. Wir hatten ansonsten keine Einsätze“, erklärte Merle Mokwa am Samstagmorgen auf WAZ-Anfrage.
Schon Stunden vor dem Anpfiff des EM-Eröffnungsspiels sind Fans zum Nordsternplatz geströmt. Hier verfolgten laut Polizei 3300 Fans das Spiel der DFB-Elf - darunter auch Oliver Steinert aus Horst, der mit Frau Jennnifer und seinen Kindern Matteo (4) und Leonie (1) gekommen ist. Er trägt das neue Heimtrikot der deutschen Nationalmannschaft, auf dem Rücken beflockt mit der Nummer 5 und dem Namenszug Beckenbauer. „Ich wollte den Franz damit meine Ehre erweisen. Er war eine Legende“, sagt Steinert mit Blick auf den Verstorbenen, der als Spieler und Trainer den Weltmeister-Titel erobern konnte. Steinert traut der deutschen Elf sportlich etwas zu: „Wenn wir die ersten beiden Vorrundenspiele gewinnen, können wir bis ins Halbfinale oder Finale rutschen.“ Sein Geheimfavorit ist aber Österreich: „Die haben ein kompaktes Team.“
Aus Glasgow ist die schottische Familie Tidser angereist. Und zwar per Wohnmobil. Das haben Vater Eddie (35), Mutter Theresa (41) und Tochter Faith (8) im Revierpark Nienhausen abgestellt. Dort übernachten sie für zwei Tage, ehe sie nach Köln und Stuttgart weiterreisen, wo die schottische Elf ihre anderen beiden Vorrunden-Partien absolvieren wird. „Für das Spiel gegen Ungarn in Stuttgart haben wir sogar Tickets bekommen“, sagt Eddie Tidser mit seinem harten schottischen Akzent. Sie seien zum allerersten Mal in Deutschland. Deshalb wollen sie auch nicht nur Fußball gucken, sondern auch Land und Leute kennen lernen.
Botschaft von OB Karin Welge: „Habt Spaß!“
Lia (14) und Dustin (15) sind aus Horst. Sie tragen Deutschland-Fahnen über ihren Schultern. Und strömen gemeinsam mit ihrer Familie ins Amphitheater. Dort passen knapp 6000 Besucher hinein. Beim Anpfiff sind kaum noch freie Plätze auf den Stufen im Beton-Halbrund zu erkennen.
Kurz vor Anpfiff lässt es sich Gelsenkirchens OB Karin Welge nicht nehmen, die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer kurz persönlich zu begrüßen. „Habt Spaß!“ lautet ihre zentrale Botschaft. Danach setzt sie sich ebenfalls auf die Steinstufen und blickt gebannt auf das Geschehen auf einer der drei Riesen-Leinwände.
Und weil dort zu sehen ist, wie die deutsche Mannschaft allein in der ersten Halbzeit drei blitzsaubere Tore schießt und toll spielt, wird auch die Stimmung wunderbar. Bei jedem Volltreffer springt das Amphitheater auf und liegt sich in den Armen - mit Ausnahme der rund 30 schottischen Fans, die im weiten Rund ein entlegenes Eckchen für sich entdeckt haben.
Am Ende steht ein triumphales 5:1 für Deutschland zu Buche, das addiert laut Polizei 6700 Fans in Gelsenkirchen-Horst verfolgten. So friedlich und stimmungsvoll darf es gern weitergehen. Dafür wollen am Sonntag die Engländer und die Serben sorgen. Denn sie bestreiten ab 21 Uhr das erste Vorrundenspiel, das in Gelsenkirchen ausgetragen wird. Weil allein Zehntausende Briten erwartet werden, ist dies gleich zu Beginn die Nagelprobe für Gelsenkirchen als Gastgeberstadt.