Gelsenkirchen-Beckhausen. Sechs Monate lang spielte sich am Bahnübergang in Gelsenkirchen-Beckhausen ein absurdes Schauspiel ab. Jetzt gibt es eine Wiederholung.

Autofahrerinnen und -fahrer, die auf der Horster Straße in Gelsenkirchen-Beckhausen unterwegs sind, erleben in diesen Tagen ein Déja-vu: Wenn am Bahnübergang in Höhe des Bahnhofs Buer-Süd der Zug kommt, dann laufen zwei Bahnmitarbeiter mit rot-weißem Flatterband über die Straße und halten den Verkehr auf. So wie zuletzt sechs Monate lang zwischen Herbst 2022 und Frühjahr 2023.

In der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 2022, hatte sich an dem Bahnübergang ein Unfall ereignet. Eine 49-jährige Frau war mit ihrem Mercedes gegen die Schrankenanlage geprallt, dabei wurde die Frau leicht verletzt. Gegenüber der Polizei gab sie an, sie sei übermüdet gewesen, ein Alkoholtest verlief negativ. Die Schrankenanlage hatte bei dem Unfall allerdings schweren Schaden genommen: Sie war nicht mehr zu reparieren und musste ausgetauscht werden.

So oft kommt an dem Gelsenkirchener Bahnübergang der Zug

Was sich für den Laien anhört wie eine Angelegenheit, die mal eben schnell erledigt werden kann (alte Schranke abbauen, neue aufbauen) erwies sich aber dann als äußerst langwierige Prozedur. Zum einen, weil nicht nur die Schrankenanlage selbst, sondern auch das Fundament beschädigt worden war und ebenfalls repariert werden musste. Zum anderen verwies die Deutsche Bahn damals auf Lieferschwierigkeiten für die Ersatzteile. Am Ende dauerte es bis Mitte März 2023, erst dann konnte die Schrankenanlage wieder wie gewohnt ihren Dienst aufnehmen.

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Weil aber in der Zwischenzeit der Zugverkehr ganz normal weiterlief, musste jemand die Aufgaben der Schranke übernehmen: Das waren zwei Bahnmitarbeiter, die in einem Auto am Straßenrand warteten, bis sie das Signal bekamen, dass ein Zug kommt. Auf der Strecke, die die Horster Straße kreuzt, verkehrt die Regionalbahn 43 zwischen Dorsten und Dortmund. Diese fährt im Stundentakt, von 5.22 Uhr morgens bis 22.34 Uhr abends, sodass in der Regel nur zweimal pro Stunde ein Zug die Horster Straße überquert: einmal Richtung Dortmund, einmal Richtung Dorsten. Wenn die Bahn anrollte, stiegen die beiden aus ihrem Auto aus, spannten das rot-weiße Flatterband über die Straße und sicherten so die Durchfahrt des Zuges. Danach war ihre Arbeit wieder beendet. Weil es aber immer passieren kann, dass ein Zug außerfahrplanmäßig fährt oder ein Güterzug die Strecke benutzt, müssen die Bahnübergangsposten rund um die Uhr da sein – auch nachts.

Inzwischen wurde eine mobile Toilette aufgestellt

Jetzt steht das Auto mit den beiden Mitarbeitern wieder an der Horster Straße, kommt das Flatterband wieder zum Einsatz. Als Grund gibt die Bahn eine „technische Störung“ an, Techniker des Unternehmens arbeiteten „mit Hochdruck“ daran, das Problem zeitnah zu beheben, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage mitteilte. „Für die Dauer der Arbeiten sichern Posten den Verkehr am Bahnübergang“, bestätigte der Bahnsprecher das altbekannte Prozedere. „Die Bahnübergangsposten stimmen das Schließen und Öffnen des Bahnübergangs mit den jeweils zuständigen Fahrdienstleiterinnen und Fahrdienstleiter im Stellwerk ab. Nähert sich ein Zug, werden die Bahnübergangsposten durch den Fahrdienstleiter informiert und schließen daraufhin den Bahnübergang.“

Eine Prognose, wie lange dieser Zustand andauern soll, wollte die Bahn nicht abgeben. Allerdings: In dieser Woche wurde eine mobile Toilette für die beiden Bahnmitarbeiter aufgestellt.