Gelsenkirchen-Beckhausen. In Gelsenkirchen müssen zwei Bahnmitarbeiter zweimal pro Stunde die Horster Straße sperren – damit der Zug durchfahren kann. Das ist der Grund.

Seit Wochen bietet sich an der Horster Straße in Gelsenkirchen-Beckhausen, am Bahnübergang in Höhe des Bahnhofs Buer-Süd, zweimal in der Stunde das immergleiche Schauspiel. Zwei Männer in orangefarbener Warnkleidung laufen mit Flatterband in der Hand über die Straße und sperren diese ab, dann fährt ein Zug vorbei. Wenn der durchgefahren ist, rollen die Männer das Flatterband wieder ein, die Autos dürfen weiterfahren. Zweimal pro Stunde kommt der Zug. Den Rest der Zeit verbringen die Männer mit Warten.

Normalerweise bräuchte man die beiden nicht, könnte man ihre Arbeitskraft vermutlich sinnvoller einsetzen. Normalerweise steht an dem Bahnübergang nämlich eine moderne Schrankenanlage, die vollautomatisch arbeitet, ohne dass wie früher ein Schrankenwärter die Kurbel bedienen muss. Doch die ist seit Oktober außer Betrieb.

Darum ist die Schrankenanlage am Bahnübergang defekt

Grund ist ein Unfall, der sich in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober vergangenen Jahres ereignet hatte. Damals war eine 49-jährige Frau mit ihrem Mercedes gegen die Schrankenanlage geprallt, dabei wurde die Frau leicht verletzt. Gegenüber der Polizei gab sie an, sie sei übermüdet gewesen, ein Alkoholtest verlief negativ.

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Die Schrankenanlage sowie mehrere Lichtzeichen waren allerdings nach dem Unfall erst einmal kaputt. „Nach einer ersten Bestandsaufnahme vor Ort haben die Fachkolleginnen und -kollegen umgehend die benötigten Ersatzteile bestellt“, hatte eine Bahnsprecherin auf Anfrage dieser Zeitung im Oktober mitgeteilt. Schon damals deutete aber vieles darauf hin, dass der Schaden nicht in ein paar Tagen behoben werden könne. „Bedauerlicherweise ist die DB von den Lieferzeiten der Ersatzteile abhängig, sodass eine genaue Prognose aktuell nicht möglich ist“, so die Sprecherin damals weiter.

Bahnübergangsposten müssen rund um die Uhr vor Ort sein

Die Bahn richtete ein Provisorium ein: So genannte „Bahnübergangsposten“ übernehmen seitdem die Rolle der Schranke. Die Posten werden telefonisch von der Fahrdienstleitung informiert, dass der Zug passieren soll und der Bahnübergang geschlossen werden muss. Dafür müssen sie ständig vor Ort sein. Inzwischen stehen neben dem Bahnübergang ein kleines Wartehäuschen und eine transportable Toilette.

Doch die alte Weisheit, dass nichts so langlebig ist wie ein Provisorium, scheint sich hier zu bewahrheiten. Laut Aussage der Deutschen Bahn wird es wohl bis Mitte Februar dauern, bis die Bahnübergangsposten wieder abziehen können. „Das Fundament für die Schrankenanlage muss neu errichtet werden“, sagte jetzt ein Bahnsprecher. Zurzeit gebe es aber – wie in vielen Bereichen – Lieferschwierigkeiten bei den benötigten Materialien, daher werde es noch einige Wochen dauern, bis die Anlage wieder in Betrieb gehen könne.

Bis dahin sei es aus Sicherheitsgründen notwendig, so der Bahnsprecher, dass die beiden Posten den Übergang sichern – und zwar rund um die Uhr. Auf der Strecke verkehrt die Regionalbahn 43 zwischen Dorsten und Dortmund. Diese fährt im Stundentakt, von 5.21 Uhr morgens bis 22.34 Uhr abends, sodass in der Regel nur zweimal pro Stunde ein Zug die Horster Straße überquert: einmal Richtung Dortmund, einmal Richtung Dorsten. „Weil es aber immer passieren kann, dass ein Zug außerfahrplanmäßig fährt oder ein Güterzug die Strecke benutzt, müssen die Bahnübergangsposten rund um die Uhr da sein – auch nachts“, so der Bahnsprecher. Natürlich im Mehrschichtbetrieb.

Und so wird sich das Schauspiel auch in den kommenden Wochen noch viele Male wiederholen – zweimal in der Stunde.