Gelsenkirchen. Früher Café Meißner, dann mehr als zehn Jahre Leerstand: Der Pavillon am HKP gilt als Schandfleck in der Innenstadt – nun gibt es eine Lösung.

Er ist seit über einem Jahrzehnt ein Schandfleck in Gelsenkirchens Innenstadt: Der triste Pavillon am Rande des Heinrich-König-Platzes, der bis 2013 das Café Meißner, seinerzeit beliebter Treffpunkt für viele Menschen, Gruppen und Vereine, beherbergte. Mit dem Umbau des HKP schloss das Café damals seine Türen, mit den Jahren tat sich: Nichts – obwohl es doch immer wieder Bemühungen um eine Wiederbelebung auch seitens der Politik gegeben hatte. Nun aber gibt es Neuigkeiten: Der Schandfleck in bester Lage wird schon bald Geschichte sein.

Neue Pläne für leer stehenden Pavillon in der Gelsenkirchener Innenstadt

Jahrelang hatten die Eigentümer, die öffentlich namentlich nicht genannt werden wollen, Anfragen potenzieller Interessenten erhalten. Ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept konnte aber nicht vorgelegt werden – bis jetzt. Wer die Hoffnung hatte, dass es sich um ein neues gastronomisches Angebot handeln könnte, wird allerdings enttäuscht werden. Es geht vielmehr um die Gesundheit: Die radiologische Praxis „Radtop Dr. Topcu & Kollegen“ soll mit dem (zusätzlich angemieteten) Bau im 70er-Jahre-Stil eine Erweiterung bekommen.

Im Sommer des vergangenen Jahres erst war Radtop, eine Privat- und Kassenpraxis für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, in die Räume auf der fünften Etage in das Ärztehaus an der Ahstraße 4 gezogen. Die räumliche Nähe wollen sie nun sinnvoll nutzen, wie Praxisinhaber Dr. med. Mehmet Topcu im Gespräch mit der Reaktion erklärt.

Extra für die EM wird der Pavillon aktuell herausgeputzt: Das ehemalige Café Meißner fristet sonst ein eher tristes Dasein. Doch nun gibt es neue Pläne für das Gebäude.
Extra für die EM wird der Pavillon aktuell herausgeputzt: Das ehemalige Café Meißner fristet sonst ein eher tristes Dasein. Doch nun gibt es neue Pläne für das Gebäude. © Annika Matheis

„Man muss an die Patientinnen und Patienten herantreten und aufklären, sie sensibilisieren. Wir sehen zunehmend, dass eine Patientenberatung gerade für die Vorsorge immer wichtiger wird“, sagt er. In den vergangenen zehn Monaten sei der Gedanke einer Dependance mitten in der Fußgängerzone immer weiter ausgereift, so Topcu weiter. Der Pavillon eignet sich seines Erachtens vor allem wegen der zentralen Lage besonders gut, er sieht den Standort auch als eine Art Marketing-Kampagne für mehr Gesundheit.

Erweiterung der radiologischen Praxis mit zusätzlichem Beratungsangebot

Wie sehen die konkreten Pläne aus? Die knapp 150 Quadratmeter Pavillon-Fläche sollen die Praxis erweitern, es soll die Möglichkeit zur Anmeldung geben, niederschwellig und in unmittelbarem Kontakt, zur Terminvergabe und auch zur MRT-Ganzkörper-Gesundheitsberatung. Dafür wollen Mehmet Topcu und sein Team ausgebildete medizinische Fachleute einsetzen, die dann direkt mit den Patienten in den Austausch gehen können.

Und: Ein sogenanntes Knochendichtemessgerät soll ebenfalls einen Platz im Pavillon bekommen. Denn das ist Topcu wichtig: die Vorsorge, die so manche Erkrankung vielleicht nicht verhindern kann, aber lindern könne. Er nennt als Beispiel die schweren Verletzungen gerade älterer Menschen, wenn sie stürzen. Ursache für Knochenbrüche wie einen Oberschenkelhalsbruch ist vielfach eine im Laufe des Lebens entwickelte Osteoporose (Knochenschwund).

Neue Nutzung für Pavillon auf dem HKP: „Der Patient soll sich bei uns wohlfühlen“

Mehmet Topcu ist überzeugt: „Frühzeitig erkannt, können die Patienten bereits im mittleren Alter dagegen ankämpfen.“ Überhaupt könne einer Reihe von Krankheiten durch die richtige Vorsorge, etwa eine MRT-Ganzkörper-Vorsorge, vorgebeugt werden. Das Angebot wird für gesetzlich Versicherte auf Selbstzahlerbasis oder über das Kostenübernahmeprinzip möglich sein. Bei Privatpatienten übernimmt hingegen die Krankenversicherung.

Die Pläne zur Gestaltung des Pavillon-Inneren beinhalten einen Wartebereich, weitere kleinere Räume, die für die Beratungen genutzt werden können und ein Backoffice. Alles soll wirken wie eine „Hotel-Lounge“, berichtet Mehmet Topcu. „Angenehm“ soll es sein, und eben nicht „wie eine Praxis aussehen. Der Patient soll sich bei uns wohlfühlen.“

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Für die Renovierung und Sanierung will der Radiologe einen größeren sechsstelligen Betrag in die Hand nehmen, auch das Äußere des Pavillons soll umgestaltet werden. Noch denken der Mediziner und sein Team über einen passenden Namen nach, auch zu den Öffnungszeiten kann er noch keine Angaben machen. „Das wird die Erfahrung zeigen, ich könnte mir auch vorstellen, an einem Samstag zu öffnen“, so Topcu. Eben zu Zeiten, an denen besonders viele Menschen in der Innenstadt sind. Sechs Monate würden bis zur Pavillon-Eröffnung unter neuer Nutzung noch vergehen, schätzt der Arzt, der noch zwei weitere radiologische Praxen in Hamm und Bochum betreibt und einen weiteren Standort in Buer plant: „Ende des Jahres wird es so weit sein.“