Gelsenkirchen-Resse.. Tagesstätten gibt es für Kinder und Senioren - und Hunde. Bärbel Eggert betreibt in Gelsenkirchen-Resse eine Hundetagesstätte. Von 7 bis 19 Uhr werden die Vierbeiner hier fachkundig betreut, wenn ihre Halter ein paar Stunden Auszeit brauchen.
Es gibt sie für Kinder und für Senioren - was liegt da näher, als eine Tagesstätte auch für Hunde zu eröffnen? Mit ihrer „WuMiHundetagesstätte“ an der Schnorrstraße in Resse scheint Bärbel Eggert jedenfalls den richtigen Riecher in Sachen Leckerli, Verzeihung: Marktlücke, bewiesen zu haben. Über mangelnde Resonanz kann sich die 49-Jährige in Zeiten beruflich geforderter Flexibilität nicht beklagen.
Dienstreisen, Überstunden, Krankheit oder Arztbesuch: Es gibt viele Gründe für Herrchen und Frauchen, ihre Vierbeiner für ein paar Stündchen ausquartieren zu müssen. Aber mit Fiffi & Co. ist es eben auch nicht viel anders als mit Kleinkind und pflegebedürftiger Oma: Sie sollen nicht nur verwahrt, sondern gut betreut werden, Unterhaltungsprogramm wie Quietsche-Huhn und Spielball, Fütterung und Medikamenten-Gaben inklusive. Und welcher gut meinende Nachbar kann das schon leisten, nicht nur mal ausnahmsweise, sondern öfter, gar regelmäßig?
Rudelführerin im Kittel
„Anfragen für die Kurzzeit-Pflege bekomme ich schon seit Jahren“, erzählt Bärbel Eggert und wirft besagtes Quietche-Huhn durch den Raum, damit Rauhaardackel Emil etwas zu jagen hat. „Zuletzt haben wir gedacht: Wir sind sowieso den ganzen Tag über hier, dann können wir von 7 bis 19 Uhr auch Hunde betreuen.“ Wir: Das sind neben Eggert auch ihr Sohn Christian, dessen Frau Mandy Pfeiffer und ein Praktikant.
Gesagt, getan - und ein Seminar bei der Hunde-Akademie Köln belegt, um den vom Veterinäramt geforderten „Sachkundenachweis Hundehaltung § 11 Tierschutzgesetz“ vorlegen zu können. „Was ich in dem Lehrgang nicht alles gepaukt habe: körperlicher Aufbau der Tiere, Verhalten, Läufigkeit, Tierschutzgesetz. Das war schon nicht ohne“, sagt Bärbel Eggert.
Nicht zuletzt bildete das Seminar aber auch eine gute Vorbereitung auf den Alltag mit bis zu fünf Hunden pro Tag, die die drei Räume im 77 qm großen Erdgeschoss und die 33-qm-Fläche im Keller erkunden und auch markieren. „Klar pieseln die Hunde mal in die Ecke, um ihr Revier abzustecken oder zu demonstrieren, dass sie der vermeintliche Chef sind. Aber sie merken ganz schnell: Die tatsächliche Rudelführerin ist die Frau mit dem Kittel“, berichtet die 49-Jährige, die in den selben Räumen auch Tiere frisiert.
Wasserpistole und Leckerchen
Und so wischt Bärbel Eggert Pfützen und Haufen weg, desinfiziert PVC- und Granitboden und schickt die Tiere zum ausgedehnten Spaziergang in den Hertener Stadtwald. „Wenn sie eine Stunde später zurück kommen, gibt’s etwas zu fressen, und dann ist Ruhe angesagt. So merken die Tiere ganz schnell, dass hier feste Regeln gelten.“
Dass die Regeln in der „WuMi-Huta“ (Wuff-Miau-Hundetagesstätte) bisweilen strenger ausfallen als bei Herrchen und Frauchen selbst, ist ihr durchaus bewusst. „Einigen Tieren fehlt es an Erziehung, die gehorchen überhaupt nicht. Dann gebe ich den Haltern Tipps oder verweise sie an eine Hundeschule“, erzählt die Resserin, die zur Erziehung der Vierbeiner auch schon mal eine Wasserpistole zum Einsatz bringt, etwa damit diese nicht an der Tür stehen und bellen.
Allzu abschreckend kann der Besuch in der „WuMi-Huta“ aber wohl nicht wirken: Hat Bärbel Eggert erst einmal zu den vor Heimweh winselnden Tieren Vertrauen aufgebaut, kommen sie gerne wieder. „Wenn sie mit Frauchen eine Runde drehen, gehen sie erst weiter, wenn sie mich besucht und ein Leckerchen bekommen haben.“