Gelsenkirchen. Bis zur Gläubigerversammlung nächste Woche in Essen müssen die Verkaufsverträge für die Stauffenberg-Gruppe stehen. Drastischer Stellenabbau begleitet gruppenweit die Sanierung. Allein in Rotthausen entfallen 102 Stellen. Die Stimmung schwankt zwischen Wut und Trauer.
Das große Zittern an der Wembkenstraße geht weiter: Bei der Großbäckerei Albert Stauffenberg Nachfolger GmBH & Co KG werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Nächste Woche Mittwoch tagt in Essen die Gläubigerversammlung. Bis dahin sollten die Übernahme-Verträge stehen und unterschriftsreif sein.
Wesentliche Teile der Unternehmensgruppe (dazu gehören auch die Bär Brot GmbH, die Partner Back Nachfolger GmbH und die Frost Backwaren GmbH an den Standorten Daun, Gronau und Bad Vilbel) „können ab dem 1. Februar veräußert und fortgeführt werden“, glaubt Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering. Nachdem die Großbäckerei am 27. September 2013 einen Insolvenzantrag gestellt hatte, sei es der Geschäftsführung und dem Kölner Anwalt gelungen, „den Geschäftsbetrieb im vorläufigen Verfahren aufrecht zu erhalten und zu stabilisieren.“
Besonders trifft es die Stauffenberg-Fuhrparks
Auch nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde weiter produziert. Gleichzeitig wurden ein Investorenkonzept und Sanierungslösungen erarbeitet. Von einem Rechtsanwalt aus Düsseldorf, der als Investor dem bisherigen Inhaber Frank Ostendorf nahe stehen soll, wurde dem Gläubigerausschuss laut Niering das aussichtsreichste Fortführungskonzept vorgelegt. Die Einschnitte vor Ort sind arg (WAZ berichtete): In Rotthausen werden wohl 102 Stellen abgebaut, 125 verbleiben. Das reine Auslieferungslager in Bad Vilbel steht vor dem Aus, knapp 30 Arbeitsplätze sind dort betroffen. Das Personal in Daun soll von 110 auf etwa 90 Personen abgeschmolzen werden. Ob sich für Gronau (gut 80 Beschäftigte) eine Investorenlösung findet, ist noch offen.
Besonders trifft es die Stauffenberg-Fuhrparks. Die Großbäckerei will künftig ohne eigene Lieferfahrer auskommen. Allein in Rotthausen sind 53 Jobs betroffen. „Die Stimmung schwankt zwischen traurig und aggressiv“, sagt der Betriebsratsvorsitzender Detlev Bomsdorf. „Das ist eine Scheiß-Situation. Man sitzt zwischen allen Stühlen. Einerseits ist man froh, wenn es weiter geht und gleichzeitig trifft es Leute, die man schon sein halbes Leben lang kennt.“
Der Krankenstand ist aktuell hoch – verständlich für den 55-Jährigen. Einen Teil der Touren fährt bereits CCT-Logistik. Der Bremer Spezialist für Lebensmittellogistik wird wohl den Liefer-Part bei Stauffenberg komplett übernehmen. Für die bisherigen Fahrer hofft Bomsdorf auf das Zusammenwirken von Arbeitsagentur und Verkehrsbetrieben wie Evag oder Bogestra. „Da werden wir vielen ein Angebot machen können.“