Gelsenkirchen. Bei Stauffenberg Brot wird weiter produziert. Die Lieferanten und Kunden halten dem Unternehmen bislang die Treue. Für die angeschagene Gruppe arbeiten 500 feste Mitarbeiter, davon 248 in Gelsenkirchen. Der vorläufige Insolvenzanwalt ist nach erster Sichtung „durchaus zuversichtlich“, dass es in Rotthausen weiter geht.

Der Drei-Schicht-Betrieb bei Stauffenberg läuft wie gehabt. Bis Ende November, heißt es dort, sei die Produktion ausgelastet, die Kunden, vornehmlich große Discounter, hielten dem Betrieb die Treue. Dennoch bangen 248 Mitarbeiter in Rotthausen um ihre Stelle. 500 sind es mit den Standorten in Gronau, Daun und Bad Vilbel, plus etwa 100 Zeitarbeiter.

Nach einem wirtschaftlich schwierigem Jahr 2012 und dem Verlust eines Großauftrags ist Stauffenberg schwer angeschlagen. Über die industrielle Großbäckerei Albert Stauffenberg Nachfolger wurde ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet. Die Regie hat nun Anwalt Dr. Christoph Niering.

Durststrecke wurde zur Krise

Mit einem bunten Familientag feierte Stauffenberg an der Wembkenstraße im Mai noch 111 Geschäftsjahre. Der Feier folgte Katerstimmung: Die Belegschaft wurde um „Darlehen“ gebeten, per Lohnverzicht. Für zwei Monate wurden Gehälter mit einem Monat Verzug ausgezahlt. „90 % gingen den Weg mit“, betonten der kaufmännische Geschäftsführer Carsten Kelbch und der Betriebsratsvorsitzende Detlef Bomsdorf damals gegenüber der WAZ. Beide waren sich sicher: „Bis September“ sei die Brotfabrik wieder „im richtigen Fahrwasser“, auch weil konkrete Hoffnungen auf eine Landesbürgschaft bestünden. Die entsprechende Vorprüfung sei positiv ausgefallen.

„Wir kennen die Zahlen. Die Geschäftsführung war sehr offen. Bislang sind keine Klagen aus der Belegschaft gekommen. Damit rechne ich auch nicht“, zeigte sich ebenfalls NGG-Sekretärin Yvonne Sachtje von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten im Sommer optimistisch, dass Stauffenberg „diese Durststrecke“ aus eigener Kraft durchstehen könne. Zumal ein Teil der weggebrochenen Aufträge zurückgeholt werden konnte. So hieß es noch letzte Woche, dass man vier von elf verlorenen Zentralen von Aldi Nord als Kunden zurückgewonnen habe – pro Zentrale bedeutet das die Belieferung von etwa 60 Filialen.

Riesige Enttäuschung

Die Bürgschaft kam nicht, und auch die anderen Hoffnungen zerschlugen sich. „Es ist eine riesige Enttäuschung da bei allen“, sagt Bomsdorf. Auch der Kontakt zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat scheint nun belastet. „Mir hat man nicht mal mitgeteilt, dass Insolvenz angemeldet wird.“ Über Inhaber Frank Ostendorf, der Stauffenberg 2001 übernahm, heißt es in der Firma ohnehin, dass er sich selten vor Ort sehen lasse.

Nun soll es also Fachanwalt Niering mit der Erfahrung von über 2000 Insolvenzverfahren richten. Insgesamt, sagt er, könne er sich „als Insolvenzverwalter bessere Startbedingungen vorstellen“, sei aber nach einer Woche im Betrieb „durchaus zuversichtlich“. Erstes Ziel: „Die Gehaltszahlungen für August und September sichern.“

Hart umkämpftes Marktumfeld

Die Großbäckerei Stauffenberg gehört zur Firmengruppe von Frank Ostendorf und beliefert mit verschiedenen Marken (u. a. Bär-Brot) vor allem die großen Discounter der Republik. Gut 120 Tonnen Backwaren werden pro Tag in Rotthausen produziert – unter massivem Preis- und Konkurrenzdruck, z. B. durch Harry und Lieken. Die Betriebe der Back-Branche, betont auch NGG-Gewerkschaftssekretär Torsten Gebehart, „produzieren in einem hart umkämpften Umfeld. Der Markt wächst nicht. Das geht nur über den Preis und die Qualität.“

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