Gelsenkirchen. Oliver Wittke feiert am Samstag seinen 50. Geburtstag. Der Gelsenkirchener Politiker hat bereits viele Ämter bekleidet. Oberbürgermeister und NRW-Minister zählten dazu.

Dass Oliver Wittke an diesem Samstag „erst“ 50 Jahre alt wird, kann leicht in Vergessenheit geraten. Mit Blick auf seine berufliche Vita. Die ist heute schon umfangreicher als die vieler am Ende ihrer Laufbahn.

Der politische Wind wehte den Christdemokraten auf so manch prominenten Sessel. Er war Oberbürgermeister von Gelsenkirchen, NRW-Minister für Verkehr und Bauen, NRW-Generalsekretär der CDU und Landtagsabgeordneter. Konstanz auf Positionen im Berufszweig Politik gab es für Oliver Wittke aus unterschiedlichsten Gründen bisher nicht. Erst jetzt scheint er nach kurvenreichen Wegen auf eine lange Gerade einzuschwenken: als Bundestagsabgeordneter. An anderen Stellen aber blieb er immer treu verbunden: seiner Familie, seinen Freunden, der CDU und der Stadt Gelsenkirchen.

Freund und Weggefährte

Oliver Wittke im Juni 2004.
Oliver Wittke im Juni 2004. © WAZ | WAZ

Einer der Gratulanten, der Wittke seit Jahrzehnten kennt und ihn nicht nur politisch, sondern auch freundschaftlich begleitet, ist Gerd Schulte. 73 Jahre ist der frühere Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten im Stadtrat heute. Wann er Wittke kennenlernte? Da muss der Bueraner gar nicht überlegen: „Wir sind uralte Weggefährten. Als Schülersprecher des Leibniz-Gymnasiums ist er mir zum ersten Mal begegnet. Es war sofort ein Draht zwischen uns vorhanden, der nie abgerissen ist.“

Was Schulte, der Bundesverdienstkreuzträger, der sich zur letzten Kommunalwahl 2014 aus dem Geschäft zurückzog, an Wittke schätzt, liest sich so: „Er hat Engagement. Er kann reden, er kann Leute überzeugen. Er hat alles, was einen guten Politiker ausmacht.“ Das habe sich nicht geändert. Weitere Attribute, die Schulte dem Bülser zuordnet, sind Temperament und Durchsetzungsfähigkeit. „Er ist einer der Fähigsten, die ich kenne. Er wird seinen Weg machen.“ Hat er Schwächen? Vielleicht die: „Oliver ist dynamisch und manchmal zu schnell.“ Hin und wieder müssen ihn Wolfgang Meckelburg und er einfangen. Mal beim Bierchen, mal mit den Worten: „Schlaf eine Nacht drüber.“ Mal beides.

Gerd Schulte war auch ein selbstloser Förderer. Damals, 2004, als Wittke die OB-Stichwahl gegen Frank Baranowski (SPD) verlor, da reichte er an den jüngeren Parteifreund die Landtagskandidatur weiter. Das Fundament für viele weitere Karriere-Bausteine, die, das kann man auch zum 50. nicht aussparen, im November 2008 von Wittke selbst eingerissen wurden.

Mit 109 Stundenkilometern innerorts geblitzt

Gerd Schulte, ein Freund, Förderer und Weggefährte von Oliver Wittke.
Gerd Schulte, ein Freund, Förderer und Weggefährte von Oliver Wittke. © WAZ | WAZ

Da wurde der amtierende NRW-Minister für Bauen und Verkehr in Meschede-Olpe innerorts mit 109 Stundenkilometern geblitzt. Die „Fleppe“ war für zwei Monate weg, außerdem war ein Bußgeld fällig. Heftige öffentliche Kritik und Rücktrittsforderungen, die Wittke ablehnte, waren die Folge. Erst nachdem enthüllt wurde, dass ihm als Gelsenkirchener OB wegen eines Geschwindigkeitsverstoßes auf der A 2 bei Herten für einen Monat der Führerschein entzogen worden war, trat Wittke am 11. Februar 2009 als Minister zurück.

Das düstere Kapitel seiner Biografie bremste den Gelsenkirchener nicht aus. Wittke blieb im Landtag, führt seit 2008 als Nachfolger des heutigen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert die CDU Ruhr und wurde jüngst mit einem geradezu sozialistischen Ergebnis von 91,3 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt – Unzufriedenheit über eine Person drückt sich im Haifischbecken Politik anders aus.

Als Grund für weitere Erfolge mag die Beschreibung dienen, die Wolfgang Heinberg, CDU-Fraktionsvorsitzender im Rat, zeichnet: „Er ist gradlinig, vertritt klare Positionen und ist Prinzipientreu.“ Norbert Röttgen schlug ihn seinerzeit als Generalsekretär der NRW-CDU vor. Bei der vorgezogenen Landtagswahl am 13. Mai 2012 zog Wittke über die Landesliste (Platz 4) ins Parlament ein, ehe er im Oktober 2013 sein Mandat niederlegte, nachdem er kurz zuvor über den Landeslistenplatz 10 den Einzug in den Deutschen Bundestag erreicht hatte.

2017 tritt das Geburtstagskind zur Wiederwahl an. Heinberg freut das: „Er ist eine starke Stimme für Gelsenkirchen und für die Anliegen des Ruhrgebiets.“ Schwächen? „Darüber sage ich etwas zu seinem 60.“