Gelsenkirchen.. Tristan Gillmeister und Natascha Lingk haben der Ausbildung in Malzers Backstube den Vorzug gegeben. Malzers bildet 95 junge Leute in fünf Berufen aus.
Er hatte ein Fachabitur in Sozial- und Gesundheitswesen in der Tasche. Studieren? Aber nein. Tristan Gillmeister startete in eine völlig andere Richtung durch: Der 22-Jährige schlug den beruflichen Weg als Fachkraft für Lebensmitteltechnik ein. Und sagt heute bescheiden lächelnd, er habe bereits im Januar die Abschlussprüfung gemacht. Nach zweieinhalb statt nach den üblichen drei Jahren. „Weil er einfach gut ist“, begründet Andrea van Dillen, Ausbildungsbeauftragte bei Malzers.
Hier hatte sich Tristan Gillmeister beworben, nachdem er im Internet recherchiert hat, welcher Ausbildungsberuf mit seinen Interessen kompatibel ist. Der Fan des ProSieben-Wissensmagazins Galileo erzählt: „Ich habe mich schon immer für Lebensmittel und deren Zusammensetzung interessiert.“ Also schickte er seine Bewerbung an Malzers Backstube, arbeitete einige Tage zur Probe – und unterschrieb seinen Ausbildungsvertrag.
Ein Ausbildungsberuf, den es erst seit zehn Jahren gibt
Erst seit etwa zehn Jahren gibt es die Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik „Früher haben die Bäcker die Maschinen nebenbei bedient“, sagt Andrea van Dillen, deren Vater selbst Bäckermeister war. Die Voraussetzung für Gillmeisters Beruf? Technisches Interesse sollte man schon mitbringen. Ein Blick auf seinen Arbeitsplatz unterstreicht die Notwendigkeit: Der junge Mann ist „Herr“ einer Computer gesteuerten Produktionsanlage, an deren Ende – je nach Teigbeschaffenheit – Brötchen, Plunderteilchen oder Rosinenschnecken backbereit vom Band laufen.
Er ist für die Anlage zuständig und für die Qualität der backfertigen Produkte. „Ich sorge dafür, dass der Teig in die Maschine kommt und weiß auch, was im Teig drin ist“, beschreibt der 22-Jährige den Arbeitsablauf. Er stellt auch das Gewicht des Produkts ein. Damit beispielsweise ein Berliner Jung so schwer ist wie jeder andere. Brötchen aus einem Guss – und immer frisch. Egal, in welcher Malzer-Filiale. Und auch nur die werden vom Gelsenkirchener Mutterunternehmen beliefert. Als lange, platte schier endlose Masse laufen die künftigen Brötchen hier noch übers Band.
150 Malzer-Filialen im Ruhrgebiet werden täglich frisch beliefert
Gillmeisters Arbeitszeiten in Malzers drei Schichten-Betrieb sind unterschiedlich. Der Bäcker, der morgens um drei in der Backstube steht und vormittags irgendwann müde in die Federn fällt, das gibt’s in Malzers Backstube längst nicht mehr. Die Maschinen stehen kaum noch still, um die 150 Malzer-Filialen im Ruhrgebiet zweimal täglich mit frischem Brot und Backwaren zu beliefern. Der Brotteig für den nächsten Tag wird ab 14, 15 Uhr zubereitet. Bis um 7 Uhr sind die verschiedenen Sorten dann auf dem Lkw in Fahrtrichtung Filiale(n).
Für die Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik wünsche man sich schon „einen mittleren Abschluss mit guten Noten auch in Mathe“, sagt Andrea van Dillen. Die Ausbildungsbeauftragte begründet das mit den Anforderungen in der Berufsschule. Ausnahmen bestätigen indes die Regel.
Für Tristan Gillmeister ist das berufliche Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. „Die Aufstiegschancen sind gut“, sagt er. Er kann den Industriemeister für Lebensmitteltechnik machen und stellvertretender Abteilungsleiter werden.
Für den früheren Nebenjob das Studium
Während des Chemie-Studiums hat Natascha Lingk bei Malzers als Aushilfe gearbeitet. Die Arbeit hat der 23-Jährigen Spaß gemacht. Mehr als das Studium. Das Ergebnis: Die Gelsenkirchenerin, die ihr Abi am Schalker Gymnasium gemacht hat, schmiss ihr Studium hin und machte aus dem Nebenjob den Ausbildungsplatz: als Fachfrau für Systemgastronomie.
Für Ausbildungsbeauftragte Andrea van Dillen ein Paradebeispiel. Man kannte sich schon vorher und wusste: Natascha Lingk ist offen, freundlich, hat keine Berührungsängste vor Kunden und bringt Flexibilität in Sachen Arbeitszeit mit. Zwei bis drei Schichten gibt’s in den Filialen – die alle das gleiche Angebot, die selben Preise und ein gleiches „Outfit“ haben, daher Systemgastronomie. „Sehr früh, sehr spät und dazwischen“, lacht die junge Frau im zweiten Ausbildungsjahr, die anstelle der Uni jetzt einmal wöchentlich das Berufskolleg an der Königstraße besucht.
„Mein Plan ist erst einmal, nach der Aussbildung hier zu bleiben. Und vielleicht auch mal eine Filiale zu übernehmen“, verrät sie ihre beruflichen Vorstellungen. Die Übernahme nach der Aussbildung dürfte allerdings sicher sein. Denn, sagt Andrea van Dillen, Malzers stelle seine Auszubildenden in aller Regel ein. In diesem Jahr bietet das Unternehmen mit Sitz an der Ulrichstraße in Erle sogar 23 Ausbildungsplätze mehr an – und kommt damit auf insgesamt 95 Lehrlinge im ganzen Ruhrgebiet in fünf Berufen. Die Zahl der Azubis resultiert aus dem Eigenbedarf. Das unternehmerische Credo: „Wir bilden unsere Qualität von Anfang an selbst aus.“ Der Erfolg bestätigt Malzers: 2014 erhielt man etwa die Auszeichnung für die beste Systemgastronomie-Ausbildung in NRW.
2200 Mitarbeiter , davon 50 in der Verwaltung und 350 in der Produktion im „Mutterhaus“ in Erle, beschäftigt Malzers Backstube aktuell. Den Nachwuchs hat man vor dem Ausbildungsvertrag in aller Regel bei einem Praktikum kennen gelernt. Das hat im Einzelfall auch den Vorteil, dass weniger gute Noten die Lehre nicht verbauen, wenn Andrea van Dillen und ihre Kollegen feststellen, dass die Persönlichkeit eines jungen Menschen „stimmt“. Wenn es um die Noten in der Berufsschule nicht so gut bestellt ist, gibt’s die Möglichkeit, die Ausbildungsbegleitende Hilfe der Agentur für Arbeit in Anspruch zu nehmen.
Azubi-Vergütung und Einsatzbereiche
Als Fachkraft für Lebensmitteltechnik arbeitet man in erster Linie in Produktionshallen, in Lager- oder Kühlräumen oder in Labors. Betriebe der Fisch-, Fleisch- oder Ost- und Gemüseverarbeitung, industrielle Großbäckereien und Molkereibetriebe beschäftigen Lebenmitteltechniker. Ein mittlerer Schulabschluss wird von jungen Bewerbern in der Regel erwartet. Die Ausbildungsvergütung liegt bei 556 bis 708 Euro im ersten Lehrjahr und klettert im dritten Jahr auf 727 bis 933 Euro. Der Fachmann/frau für Systemgastronomie ist beschäftigt in Fast-Food-Ketten, Raststätten, Kantinen oder Mensen sowie in Catering-Unternehmen. Voraussetzung ist ein mittlerer Schul- oder Hauptschulabschluss. Im ersten Ausbildungssjahr liegt die Vergütung zwischen 650 und 694 Euro; im dritten Jahr liegt der Verdienst dann bei 770 bis 857 Euro.
Wer für das am 1. August beginnende neue Ausbildungsjahr noch Interesse an eine Lehre bei Malzers hat – diese Stellen sind noch zu vergeben: Bäckereifachverkäufer/in (50), Fachkraft für Systemgastronomie (6), Bäcker/Bäckerin (5), Industriekauffrau/-mann (5), Fachkraft für Lebensmitteltechnik (1). Bewerbungsunterlagen an: Malzers Backstube GmbH & Co.KG, Stichwort: Ich freu mich drauf, Ulrichstraße 13 oder online: bewerbung@malzers.de
Neue App „Berufe Entdecker“
Für die heutigen Neuntklässler, die erst im kommenden Spätsommer eine Ausbildung beginnen und sich noch in der Welt der 350 betrieblichen Ausbildungsberufen orientieren möchten, hat die Agentur für Arbeit in der laufenden Woche der Ausbildung ein breit gefächertes Angebot. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, sich im Internet zu orientieren.
Ganz neu im Angebot ist dabei eine App der Bundesagentur für Arbeit: Der „Berufe Entdecker‘ ermöglicht Schülern, sich auf dem Smartphone oder am PC in wenigen Schritten aus hunderten Ausbildungsberufen ihre Favoritenliste zusammenzustellen. Die App hat den Deutschen Bildungsmedienpreis digita 2015 erhalten. Der Berufe Entdecker kann ab sofort abgerufen werden auf der Internetseite www.planet-beruf.de