Gelsenkirchen.. Bei der SPD in Gelsenkirchen darf über die Bürgermeister-Frage spekuliert werden. Die Liberalen organisieren sich neu. Linke, Grüne und AfD gehen zur Tagesordnung über.
Wer könnte Nachfolger von Gabriele Preuß als Bürgermeisterin werden? Das ist am Tag nach dem Triumph der SPD die spannendste Frage, die noch unbeantwortet ist. Klaus Haertel, aktueller und wohl auch künftiger Fraktionsvorsitzender Genossen, beantwortete sie am Montag nicht.
„Wir warten jetzt den Wahlausschuss ab. Dann erklären sich die Mandatsträger und dann wird es einen Vorschlag der Partei geben, denn das ist Sache des Unterbezirksvorstandes, wer auf Gabi Preuß folgen wird.“ Und sonst: Leichtes Kopfweh nach den Feierlichkeiten... Haertel dürfte am Montag nicht der einzige Sozi mit „Feiersymptomen“ gewesen sein.
FDP plant ohne Fraktionsstatus
Eine „schlaflose Nacht“ verbrachten Jens Schäfer und Anne Schürmann nach dem Sturz der FDP ins Tal der Tränen. Todtraurig und dankbar zugleich sei sie, sagte Schürmann, die erst im Endspurt in die Bezirksvertretung Nord gewählt worden war. Am heutigen Dienstag wird sich das Trio Anne Schürmann, Jens Schäfer und Christoph Klug zusammensetzen, um die politische Arbeit zu koordinieren. Das wird ungleich schwerer, denn der Fraktionsstatus ist Geschichte; jetzt wird es darum gehen, wer noch künftig wie in welchen Ausschuss politischen Einfluss nehmen könnte. Und: organisatorische Dinge haben erst einmal Vorrang, Büros müssen aufgelöst werden, eine feste Mitarbeiterin wird arbeitslos.
Einen Zusammenschluss mit anderen Parteien, in den Fluren des Hans-Sachs-Hauses diskutiert, schloss Schäfer aus: „Es gibt unter ihnen keine Kandidaten mit denen wir Überschneidungen hätten.“
Linke sorgen starke Rechtsparteien
Ihr Ziel erreicht hat Die Linke, die mit drei Sitzen im Rat und mit je einem Vertreter in den fünf Bezirksvertretungen Präsenz zeigen wird. Kreissprecher Hartmut Hering bewertet das Ergebnis als eines das zeige, „dass das Bedürfnis nach einer linken politischen Alternative nach wie vor groß ist“. Spitzenkandidat Martin Gatzemeier zeigte sich bei aller Freude besorgt ob der Stimmengewinne der Rechtsparteien: „Rechte Populisten, Rassisten und Neofaschisten haben in unserer Stadt nichts verloren. Alles was sie anzubieten haben, sind Scheinlösungen zu Lasten der arbeitenden Bevölkerung und auf Kosten von Minderheiten.“ Hetze wolle man bekämpfen, sagte er.
Grüne reden über Ausschüsse
Viele würden nicht wissen, wie die Grünen arbeiten und bei welchen Themen sie engagiert am Ball seien, meinte Ingrid Wüllscheidt am Tag nach der Wahl. „Wir müssen uns nach außen besser präsentieren“, sagte die alte und neue Stadtverordnete. An der inhaltlichen Arbeit werde sich nicht viel ändern. Die Grünen, so Wüllscheidt, wollen unter anderem über den Zuschnitt einiger Ausschüsse reden (Sport und Gesundheit, Behindertenbeirat). „Da werden wir das Gespräch suchen mit der SPD.“ Die Wahlbeteiligung bezeichnete die Politikerin als „erschreckend niedrig“ und schätzt, dass dies auch eine Frage der Jugendbildung sei.
AfD legt ihre Themen fest
Der Spitzenkandidat der AfD, Hartmut Preuß, kündigte am Montag an, man werde sich jetzt aufstellen. Und: „Wir haben ja jetzt Zeit, professioneller zu werden.“ Die Zigarre, die sich Nichtraucher Preuß auf den Wahlsieg der AfD am Sonntagabend gegönnt hatte, habe ihm nicht geschadet, räumte er ein. Gestern Abend setzten sich die Aktiven der neuen Fraktion im Rat zusammen, um Themenschwerpunkte festzulegen.
Jürgen Hansen, Kreisvorsitzender der Piraten, war für die WAZ nicht zu erreichen.