Gelsenkirchen.. Die Zahl der Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze wuchs im Vergleich zu 2017 um 1757 auf 43.137 Einsätze – eine Steigerung um 4,4 Prozent.


Der Trend hält an: Auch 2018 war für die Feuerwehr Gelsenkirchen ein arbeitsintensives Jahr, erneut ist die Gesamtzahl der Einsätze wie in den Jahren zuvor gewachsen. „Die Zahl der Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze erhöhte sich im Vergleich zu 2017 um 1757 auf 43.137 Einsätze. Das ist eine Steigerung um 4,4 Prozent“, erklärt Gelsenkirchens Leitender Branddirektor Michael Axinger.

Auch bei den Hilfeleistungseinsätzen gab es einen deutlichen Zuwachs, dieser beträgt 14,4 Prozent, woran sicher das Januar-Sturmtief Frederike mit seinen 303 Einsätzen großen Anteil hatte. 2017 waren es 2180 Einsätze, vergangenes Jahr 2493.



Belastung im Rettungsdienst

Ähnliches lässt sich auch für die Sparte Rettungsdienst- und Krankentransport sagen. Hier gab es, ähnlich wie in den Vorjahren, eine Steigerung um 4,1 Prozent von 37.841 auf 39.385 Einsätze.

„Im Bereich der Brandeinsätze dagegen kam es zu keiner nennenswerten Veränderung“, so Feuerwehrchef Michael Axinger. Waren es im Vorjahr 1359 Brandeinsätze, so sank die Zahl 2018 auf 1295 (-7,9 Prozent). Die Anzahl der Großbrände mit mehr als drei Strahlrohren im Einsatz allerdings lag 2018 mit fünf deutlich höher als im Jahr zuvor mit zwei Einsätzen.

Rückgang bei Einsätzen mit Personenschäden

Abgenommen hat ebenso die Anzahl der Personenschäden. Sie sank von 133 auf 110 Geschädigte. Noch deutlicher ist der Rückgang bei den getöteten Menschen. Sie sank im Jahresvergleich von 24 auf acht im Jahr 2018 – unter den Opfern befindet sich kein Brandtoter. Ein Umstand, den Axinger auf die Pflicht in NRW zur Installation von Rauchmeldern zurückführt. In Berlin, so der Leitende Branddirektor, seien in der Vorwoche noch vier Menschen Opfer von Bränden geworden – in der Hauptstadt gilt die Rauchmelderpflicht nämlich noch nicht.

Auch bei Einsätzen mit einem Notarzt macht sich der qualitative Fortschritt nach Auffassung der Lebensretter bemerkbar. So sank in dieser Sparte die Zahl der Einsätze von 6342 auf 6218 – ein Rückgang um zwei Prozent. Ein Grund dafür ist nach ihrer Ansicht die gewachsene medizinische Kompetenz der eingesetzten Notfallsanitäter, die die Anwesenheit eines Arztes häufiger unnötig gemacht hat.


Hintergrund: Im Jahr 2014 hat man in Gelsenkirchen begonnen, Rettungssanitäter zum Notfallsanitäter fortzubilden, seit Oktober 2018 ist dies nur noch möglich per Vollausbildung über drei Jahre. Zum Effekt sagt Feuerwehr-Pressesprecher Carsten Jost: „Die Notfallsanitäter können jetzt mehr Hilfe leisten, als den Rettungssanitätern früher erlaubt war.“

Einsätze wegen Kohlenmonoxid-Gefahr nehmen zu

In dem Zusammenhang ist die Feuerwehr auf eine weitere, allerdings beunruhigende Entwicklung aufmerksam geworden. Axinger: „Unserem Gefühl nach haben die Einsätze wegen einer Gefährdung durch giftiges Kohlenmonoxid zugenommen.“ Grund dafür: Durch immer bessere Fenster, Türen und Dämmungen herrscht in Gebäuden kaum noch eine Luftzirkulation. Verhängnisvoll, wenn beispielsweise die Gastherme defekt ist. Bei den CO-Meldern gibt es keine gesetzlichen Vorgaben für Privatwohnungen. Niederschlag werden CO-Einsätze daher in der künftigen Bilanz der Feuerwehr finden.

Zunehmende Unbeholfenheit von Bürgern

Ein weiteres Phänomen sorgt die Feuerwehr. Branddirektor Daniel Hüwe und Pressesprecher Carsten Jost konstatieren eine „zunehmende Unbeholfenheit“ bei vielen Bürgern.

Drei Beispiele aus dem Alltag nennen sie dafür: Für eine harmlose Schnittwunde werde bereits der Notruf 112 gewählt, statt einen Arzt aufzusuchen oder selbst Pflaster / Verband anzulegen. Ähnliches gelte für „fünf Zentimeter Wasser im Keller“. Da werde erwartet, dass die Wehr das Geschoss trocken und rein nach dem Einsatz wieder übergebe. Oder zwei Tage vor dem Flug tatkräftig Hilfe leistet, „weil ja noch ein Visum benötigt wird“.

Kuriose Erwartungen, ja, aber insbesondere bei Verletzungen und Krankheit ein schmaler Grat, auf dem sich die Feuerwehr bewegt. Ein Krankentransport schlägt aktuell mit 511 Euro zu Buche. Was also tun, jede unnötige Fahrt von dem Patienten künftig in Rechnung stellen lassen? „Nein“, sagen die Experten, „ das geht auch nicht. Dann würde sich im Zweifelsfall eine Seniorin in Not nicht mehr trauen, um Hilfe zu bitten.“