Gelsenkirchen. Auch ohne einen Jahrhundertsturm wie „Ela“ sind die Retter im vergangenen Jahr in Gelsenkirchen 37067 Mal ausgerückt. Gros der Einsätze entfällt auf den Rettungsdienst.
Die Feuerwehr verzeichnet mit 37. 067 Einsätzen ein Rekordjahr. „Der Trend hält an“, sagt Feuerwehr-Chef Michael Axinger, als er am Montag die Bilanz des Jahres 2015 vorstellt. Damit hat sich die Zahl der Einsätze zum Vorjahr – ohne ein Jahrhundertereignis wie das Sturmtief Ela – um 1,63 Prozent erhöht (2014: 36. 417).
Mit Sorge beobachten Michael Axinger und Stadtkämmerin Karin Welge, ihr ist die Feuerwehr unterstellt, die einseitige Einsatzverteilung. Zwei Prozent sind auf Brände zurückzuführen, fünf auf technische Hilfeleistungen, dafür aber 93 Prozent auf den Rettungsdienst. In Zahlen: Von den 34 .272 Einsätzen im Rettungsdienst (+ 5,6 Prozent) im Vorjahr entfallen 22. 431 (+ 4,62 Prozent) auf Rettungstransporte – darunter 5590 mit Notarzt (+ 9,12 Prozent). Dazu kommen noch 11 .841 Krankentransporte (+ 7,5 Prozent). Hintergründe dafür seien der demografische Wandel, aber auch Unkenntnis über die Zuständigkeit und oft eine unzureichende Einschätzung der Situation.
Technische Hilfeleistungen sind zurück gegangen
Als Reaktion darauf wird ab dem 1. Juni in der Kernzeit von sieben bis 15 Uhr ein zusätzlicher Rettungswagen mit einem dritten Notarzt besetzt. Des Weiteren gibt es Standortverlagerungen mit dem Ziel, „die Feuerwehr besser in die Fläche“ zu bringen. Heißt: Rettungswagen von der Feuer- und Rettungswache 5 in Hassel werden zum Marienhospital Buer und von der Rettungswache 3 in der Resser Mark zur Hochkampstraße in Schalke verlagert.
Die Leitung des Ärztlichen Rettungsdienstes haben seit Jahresbeginn Florian Schmidt (Marienhospital) und Christian Afflerbach (Bergmannsheil) übernommen.
Für kurze Wege und schnelle Hilfe soll zudem die neue Feuer- und Rettungswache in Heßler sorgen. „Derzeit läuft im Vergabeverfahren noch die Einspruchsfrist“, erklärt Feuerwehr-Sprecher Simon Heußen. Im Frühjahr wird damit begonnen, den „letzten Versorgungsengpass für Bradschutz in der Stadt“ per Grundsteinlegung zu schließen. Bauzeit: 12 bis 14 Monate. Wachstärke: Zehn Kräfte, also etwa ein 30-köpfiges Team für den 24-Stunden-Dienst.
Brände und technische Hilfeleistung sind mit 878 (- 1,46 Prozent) beziehungsweise 1917 Einsätzen (- 38,68 Prozent) wieder auf ein „normales Level“ zurückgegangen.
Kommentar von Nikos Kimerlis: Nachwuchssorgen
Spätestens wenn die Feuerwehr Bilanz zieht, wird klar, wie unverzichtbar sie ist. 101 Menschen haben die Gelsenkirchener Einsatzkräfte bei Brand- und Hilfeleistungen in 2015 gerettet, 500 Menschen aus Notlagen befreit, 488 Tiere ebenso, 30 Mal den Austritt von Gas behoben, 111 Ölspuren beseitigt und 48 Mal bei Verkehrsunfällen geholfen. Nicht zu vergessen die 3000 Stunden beim Aufbau und der Betreuung der Flüchtlingsunterkünfte. Dafür gebührt der Feuerwehr Dank und Anerkennung und Respekt.
Grund zur Freude hat die hiesige Feuerwehr auch in Sachen Ausbildung. Gegen den Landestrend hat sie ihre Quote „um 6,5 Prozent erhöhen“ können – das Spektrum reicht dabei vom Brandmeister bis zum Notfallsanitäter. Getrübt wird das Ergebnis allerdings dadurch, dass von den bis zu 500 Bewerbern am Ende vielleicht ein Dutzend die Qualifikation mitbringen, zur Berufsfeuerwehr zu stoßen. Größte Hindernisse: Fitness, Rechtschreibung, Rechnen. Auf lange Sicht bedeutet das Grund zur Sorge.