Essen. Die CDU ist Wahlsieger und erringt in Essen den Südwahlkreis mit klarer Mehrheit. Das Erstarken der AfD trübt jedoch die Stimmung am Wahlabend.
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Die Wahllokale sind noch nicht geschlossen, da hat die Wahlparty der Essener CDU schon Fahrt aufgenommen. In der „Neuen Insel der Diakonie“ an der Westfalenstraße in Steele herrscht um 17.45 Uhr leicht beschwingte Laune: Der Saal füllt sich rasch, die Christdemokraten plaudern gut gelaunt miteinander, die meisten rechnen mit einem Ergebnis von bundesweit 30 Prozent. Und für Essen scheint gar der Gewinn des Nordwahlkreises möglich: „Ich bin optimistisch“, sagt CDU-Ratsherr Florian Fuchs. Es ist nicht die einzige Hoffnung, die sich an diesem Wahlabend nicht erfüllen wird.
Prognose um 18 Uhr erleben die Essener Christdemokraten als Dämpfer
Wenige Minuten vor der ersten Prognose um 18 Uhr bedankt sich Essens CDU-Chef Matthias Hauer bei den Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern für einen großartigen Einsatz: „Der Wind blies uns ins Gesicht… Aber wir sind nicht eingeknickt, angesichts des Shitstorms von links.“ Jubel brandet da auf. Einer dieser Wahlkämpfer ist der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Dirk Kalweit, der auch schon für Angela Merkel und Armin Laschet plakatiert hat, als Konservativer aber wohl nie so überzeugt war von einem CDU-Kanzlerkandidaten wie diesmal: Er kommt im „Team-Merz“-Sweatshirt, freut sich, dass das am Vortag eingetroffen ist –gerade rechtzeitig für diesen Wahlabend.
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Die Partylaune freilich erfährt um 18 Uhr einen Dämpfer: Als auf der Leinwand die erste Wahlprognose auftaucht und es eben doch keine 30 Prozent sind, fällt der Applaus verhalten aus. Dass die AfD ein noch besseres Ergebnis erringen soll, als viele hier schon befürchtet hatten, hebt die Laune naturgemäß nicht: Sie sind Wahlsieger, doch in die Freude darüber mischt sich der Schrecken. Und schließlich müssen sie mit einer komplizierten Regierungsbildung rechnen.
„Wir hätten uns mehr gewünscht, hätten uns eine 3 vorne gewünscht“, sagt Hauer. Nun müsse man hoffen, dass am Ende eine Zweier-Koalition möglich sei, bevorzugt mit der SPD: „Bei den zentralen Themen Wirtschaft und Migration haben wir mehr Überschneidungen mit der SPD, während die Grünen da weitgehend auf Abwegen sind.“ Als Friedrich Merz aus dem Adenauer-Haus in die „Neue Insel“ übertragen wird, brandet dort erstmals wieder lauter Applaus auf: Angesichts der politischen Herausforderungen könne man sich keine langen Koalitionsverhandlungen erlauben, ruft der Kanzlerkandidat – und so empfinden es auch viele seiner Zuhörer in Essen.
Sorge angesichts der Erfolge für die AfD im Essener Norden
Dirk Kalweit ist nicht der einzige, der an diesem Abend von den großen geopolitischen Herausforderungen spricht, von der Europapolitik bis zum transatlantischen Verhältnis. Man brauche nun eine stabile Regierung, dürfe sich nicht im Kleinklein verlieren. „Viele fürchten schon, dass das der letzte Schuss ist, den die demokratischen Parteien haben“, formuliert Kalweit. Wenn es diesmal keine überzeugende Regierungsarbeit gebe, fahre die AfD „beim nächsten Mal womöglich 30 Prozent ein“, seufzt ein anderer.
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Besorgniserregend sei das Erstarken der AfD, sagt die junge Christdemokratin, erschreckend, wie „blau“ der Essener Norden eingefärbt sei, raunen viele hier. Am Ende wird Florian Fuchs zwar den Nordwahlkreis nicht für die CDU gewinnen, doch er liegt vor AfD-Mann Guido Reil; und auch viele Christdemokraten dürften erleichtert sein, dass Sozialdemokrat Ingo Vogel hier vorn liegt. Und: Astrid Timmermann-Fechter, die den Essen-Mülheimer-Wahlkreis nicht gewinnt, könnte über Liste einziehen.
CDU-Chef Matthias Hauer gewinnt den Südwahlkreis klar
Und schließlich hat Matthias Hauer, der oft lange Wahlabende durchzittern musste, diesmal vergleichsweise früh und deutlich Klarheit: Der Südwahlkreis geht mit großem Vorsprung an ihn. „Die CDU liegt klar vorn“, das betont auch Thomas Kufen. Der Oberbürgermeister ergänzt aber: „Es ist ein schwieriges Ergebnis mit einer so starken AfD und der Fragmentierung des Parteienspektrums, die uns eine Regierungsbildung nicht leicht macht.“ Nun müsse man den Wählerauftrag annehmen und schnell eine starke Regierung bilden, nicht nur für Deutschland: „Die Menschen erwarten in dieser Situation auch eine starke Rolle Deutschlands in Europa.“
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