Essen-Schonnebeck. Der 25-jährige Max Baukrowitz und sein Team garantieren in einer Kita in Schonnebeck den korrekten Ablauf der Bundestagswahl.

Wahltag in Schonnebeck: In der städtischen Kita an der Portendieckstraße ist der Bundestagswahlkreis 3703 im Containerbau auf dem Hof zuhause. Wer möchte, kann also erst wählen und dann rutschen. Wer sich dann noch die Aushänge anschaut, der erfährt, dass auch hier in der „Fledermausgruppe“ bereits Demokratie gelebt wird. Denn sie entsendet zwei Vertreter in das Kinderparlament der Kita. Dort wird Partizipation gelebt. Schon die jüngsten Bürger dürfen also mitbestimmen.

Genau darum geht es Max Baukrowitz. Der 25-Jährige ist Wahlvorstand: „Ich bin, zusammen mit meinem Team, dafür zuständig, dass die Wahl korrekt abläuft. Schließlich ist das freie Wahlrecht eines unserer höchsten Güter. Es wäre fatal, es nicht in Anspruch zu nehmen.“ Auch käme er so mit vielen Menschen in Kontakt, die er von früher kenne: „Ich wohne jetzt zwar in Kray, bin aber aufgewachsen in Schonnebeck.“

Video: 25-jähriger Essener über seinen Job als Wahlvorsteher

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Seit zehn Jahren stellt er sich ehrenamtlich als Wahlhelfer zur Verfügung: „Ich glaube an unsere Gesellschaft. Menschen treffen sich, die sonst nichts miteinander zu tun haben, und kommen miteinander klar. Diese Werte müssen wir verteidigen.“ Er habe durchaus überlegt, sich auch parteipolitisch zu engagieren: „Vielleicht später mal. Auf jeden Fall nicht uninteressant für mich.“

25-jähriger Essener erst Beisitzer, jetzt Wahlvorstand

Am Wahlsonntag werden die Stimmen in 229 Wahllokalen gesammelt eines davon ist in der städtischen Kita an der Portendieckstraße.
Am Wahlsonntag werden die Stimmen in 229 Wahllokalen gesammelt eines davon ist in der städtischen Kita an der Portendieckstraße. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Seine Wahl-„Karriere“ verlief steil. Erst Beisitzer, dann Schriftführer und nun Wahlvorstand: „Ich wurde auch schon in anderen Wahllokalen eingesetzt.“  Was war das am meisten Irritierende, dass er je erleben musste in den zehn Jahren? Baukrowitz schmunzelt: „Das war, als jemand seinen Wahlzettel spontan einfach mitgenommen hat.“ Das habe nicht nur verblüfft, sondern sei auch zum Problem geworden: „Das führte zu einer Ungenauigkeit in unserer Dokumentation.“

Nach dem Abitur am Carl-Humann-Gymnasium in Steele machte er eine Ausbildung als Fachinformatiker und den Bachelor in Informatik. Aktuell schreibe er an der Thesis für seinen Master in IT-Management: „Ich wurde zwar in der freien Wirtschaft ausgebildet, wollte aber in den öffentlichen Dienst.“ Er brauche im wahrsten Sinne einen „Job mit Sinn“, der einen sozialen Mehrwert habe. Sein Arbeitgeber ist die Bezirksregierung Düsseldorf, eingesetzt wird er an seinem alten Gymnasium, als Schulverwaltungsassistenz Technik: „Für alles, was einen Stecker hat.“

Wahllokal in Essen: Um 18 Uhr treffen sich alle zum Auszählen

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Nebenberuflich arbeitet Baukrowitz als Fotograf und bei einem DJ-Service: „Wir hatten eine Veranstaltung und ich war erst um 2 Uhr im Bett. Um 6 Uhr ging es schon wieder raus aus den Federn.“ Morgens um 7 Uhr habe man sich getroffen im Wahllokal, gibt Beisitzerin Stefanie Dabelstein zu Protokoll: „Wir haben alles kontrolliert und dann ging’s los. Um 13 Uhr kommt die Ablösung und um 18 Uhr treffen wir uns alle zum Auszählen.“ Dabelstein blickt auf die Uhr: „Heute geht die Zeit besonders schnell rum.“

Schriftführer Noah Franitza hakt diejenigen ab, die abgestimmt haben. Den Zettel haben sie von Petra Kerstan bekommen, Anne Dahlhoff gibt dann jeweils die Wahlurne frei. Die Wähler kommen in Schüben, gegen 11 Uhr wird’s richtig voll. Überhaupt scheint die Wahlbeteiligung hoch. Diesmal gehe es um sehr viel, sagt eine Wählerin: „Das wird spannend. Und wann kann man als Bürger so direkt mitreden wie bei einer Wahl?“

Bundestagswahl 2025: Ruhige Phase zur Mittagszeit

In der Mittagszeit komme erwartungsgemäß eine eher ruhige Phase, sagt Baukrowitz: „Um 16 Uhr geht es wieder rund.“ Und dann kämen immer noch diejenigen, die auf den letzten Drücker in die Wahlkabine sausen. Größere Probleme gibt es nicht. Allerdings schüttelt ein Wahlberechtigter den Kopf. Er muss zu einem anderen Wahllokal, da er zwar auf der gleichen Straße wohnt wie sein Bekannter, seine Hausnummer aber einem anderem Bezirk zugeordnet ist.  

Um 18 Uhr wird dann die Klappe fallen und Baukrowitz seinen Leuten eine Verschnaufpause gönnen: „Wir atmen erst einmal kräftig durch und kommen runter, bevor wir uns ans Zählen und Dokumentieren machen. Wenn wir das überstürzen würden, wären Fehler wahrscheinlicher und wir müssten nochmals auszählen. Und das kostet uns deutlich mehr Zeit.“

Diesmal hoffe er auf kurze Auszähldauer: „Der Stimmzettel ist durchaus überschaubar. Wenn ich dagegen an die Europawahl denke, mit dieser endlos langen Liste, das war eine andere Hausnummer.“ An die 90 Minuten werde man brauchen, hofft Max Baukrowitz: „Wenn wir uns verzählen, dann wird es 20 Uhr oder sogar deutlich später…“ Klingt irgendwie nicht vergnügungssteuerpflichtig. Ist aber wichtig. Sein Fazit: „Für die zwischen 80 und 110 Euro Erfrischungsgeld machen wir das bestimmt nicht.“  

Wahlvorsteher in Essen: Ehrenamtlich überaus engagiert

Max Baukrowitz erinnert sich an sein erstes Amt bei der Kommunalwahl am 13. September 2015: „Ich wollte mich im sozialen Bereich engagieren und mich auch gesellschaftlich einbringen. Ich finde das unglaublich spannend. Ich sammele Ehrenämter wie andere Pokémon-Karten…“ So etwa als Zensus-Beauftragter, 2022 war Rüttenscheid sein Gebiet. Seit Herbst ist er beim Deutschen Roten Kreuz in der Notfallseelsorge: „Mein Dienst beginnt heute Abend um 22.30 Uhr und geht bis zum 4. März.“ Wohlgemerkt ehrenamtlich in Bereitschaft, parallel zur Arbeit. 

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