Essen. Mahnmal „Stadtwunde“ erinnert an Außenlager des KZ Buchenwald. Gegen die geplante Schließung regt sich Widerstand: „Kein Vergessen durch Abbau!“

Die Schließung der Gedenkstätte „Stadtwunde/Schwarze Poth“ in Essen sorgt weiterhin für Debatten und Proteste. Das Mahnmal unterhalb der Rathaus-Galerie erinnert seit mehr als 20 Jahren daran, dass sich an diesem Ort in der Essener Innenstadt einst das von den Nationalsozialisten errichtete ehemalige Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald befunden hat. Es handelt sich um einen im Bombenkrieg schwer getroffenen Gebäudekomplex, in dem bis zu 150 Häftlinge untergebracht waren, die Zwangsarbeit verrichten mussten.

Weil das Mahnmal in den vergangenen Jahren durch Verschmutzung und Vandalismus zunehmend verschandelt wurde, will die Stadt Essen den ohnehin schon durch ein Gitter abgeriegelten Gedenkort nun endgültig aufgeben. In den Sozialen Netzwerken regt sich dagegen Widerstand. Die Essenerin Nina Thiel hat auf dem Portal openpetition.de jetzt eine Petition zum Erhalt gestartet und mittlerweile bereits weit über 1000 Unterstützer gefunden.

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„Die Stadt soll sehen, dass die Zukunft des Ortes vielen nicht egal ist“, sagt die 28-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. Jüngste Umfragen, bei denen zwölf Prozent der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren angaben, noch nie vom Holocaust gehört zu haben, hätten sie bestürzt und zusätzlich bestärkt, sich für den Erhalt des Gedenkortes „Stadtwunde/Schwarze Poth“ einzusetzen. „Die Stadt Essen hat damals direkt von der Zwangsarbeit dieser Häftlinge profitiert. Die Opfer, die wenigen Überlebenden und ihre Familien verdienen es, dass wir ihre Geschichte bewahren, respektvoll behandeln und schützen“, heißt es in der Petition, die mittlerweile zahlreiche Unterzeichner auch kommentiert haben.

Viele davon, so Thiel, hätten auch von eigenem, früheren Bemühen berichtet, sich für die Pflege des Mahnmals ehrenamtlich einzusetzen. Offenbar ohne Erfolg, so Thiel, die sich mittlerweile auch persönlich an Oberbürgermeister Thomas Kufen gewandt hat. „Wir leben aktuell in Zeiten, in denen rechte Ideologien wieder erstarken, in denen Geschichtsrevisionismus immer lauter wird und in denen die Stimmen der letzten Zeitzeugen allmählich verstummen. Gerade jetzt ist es unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Erinnerung bleibt und Aufmerksamkeit bekommt. Wenn Vandalismus das Problem ist, dann brauchen wir Schutzmaßnahmen – nicht das Verschwinden eines Mahnmals, um es sich einfach zu machen!“, heißt es in ihrem Unterschriften-Aufruf.

„Gerade jetzt ist es unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Erinnerung bleibt“

Statt die Erinnerung an die Schreckenstaten der Nationalsozialisten aus dem Stadtbild zu tilgen, brauche es „Schutz, Verschönerung, Instandhaltung, Ausschilderung und ein nachhaltiges Pflegekonzept“ für die „Stadtwunde/Schwarze Poth“. Sollte die 2002 errichtete Installation des Essener Architekten Werner Ruhnau und der Künstlerin Astrid Bartels dennoch aufgegeben werden, reiche es nicht, mit einer Gedenktafel darauf hinzuweisen. Dann sei es notwendig, eine neue Gedenkstätte an einem würdigen, gut zugänglichen und ausgeschilderter Ort zu errichten, heißt es in der Petition.

Auch die Linke im Rat hat zuletzt auf einen adäquaten Umgang mit dem Erinnerungsort gedrungen und plädiert für „eine neue Gedenkstätte an einen würdigen Platz, der im Zusammenhang mit der Geschichte des Lagers steht. Dabei sollten von vornherein die Frage der Pflege der Gedenkstätte, der Begegnung von Vandalismus sowie der Vermittlung der Inhalte zentrale Anliegen sein“, so Linken-Sprecherin Heike Kretschmer.

Hier geht‘s zur Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/erhalt-der-kz-gedenkstaette-schwarze-poth-essen-kein-vergessen-durch-abbau

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