Essen-Karnap. Trotz Förderabsage geben die Initiatoren nicht auf: Das Integrationscafé in Essen-Karnap plant Veranstaltungen und sucht Alternativen.

Ein Integrationscafé mitten im Stadtteil, offen für alle, ein Ort des Austauschs, der Begegnung und des gemeinsamen Miteinanders: Das ist die Vision von Thorsten Kaiser und dem Karnaper Bürgerbündnis. Ein Treffpunkt, an dem Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund, Alt und Jung zusammenkommen. Die Pläne waren konkret, die Finanzierung durch das Kommunale Integrationszentrum Essen erhofft. Doch jetzt ist klar: Die beantragten Fördergelder wurden nicht bewilligt. Ein herber Rückschlag für das ambitionierte Projekt, das den Essener Norden beleben sollte.

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Orte für Begegnungen dieser Art im Essener Norden sind selten bis gar nicht vorhanden, sagen die Initiatoren. „Es gibt hier keinen Ort, wo man einfach mal zusammenkommen kann, wo man sich austauschen kann“, erklärt Kaiser. Das geplante Café mit dem Namen „Vielfalt in Bewegung“ sollte genau das ändern. Vorgesehen war ein Konzept, das nicht nur Kaffee und Treffen ermöglicht, sondern auch Sport- und Kulturangebote integriert. Es sollte ein Ort entstehen, an dem sich Nachbarn aus dem Essener Norden kennenlernen, Kinder spielen und Menschen mit Handicap eine sinnvolle Beschäftigung finden können. „Der Plan ist, dass wir an sieben Tagen die Woche jeweils acht Stunden am Tag Kulturangebote, Gesprächsrunden, Kochkurse anbieten“, so Kaiser.

Essener Sozialausschuss lehnt Förderung vorerst ab

Der Standort dafür war bereits gefunden: der Sportpark Karnap. Hier gibt es einen Cafébereich, den man umgestalten wollte. Die Anbindung an den Emscherpark und die geplante Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 hätte zudem die Chance geboten, das Projekt in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln.

„Um so einen großen Umbau und die Personalien dort entstehen zu lassen, wäre eigentlich ein sechsstelliger Betrag notwendig“, rechnet Kaiser vor. „Aber mit viel Eigenleistung und einer einzigen Vollzeitstelle hätten wir inklusive Mietkosten nur 46.000 Euro benötigt.“ Den ursprünglichen Antrag reduzierten die Initiatoren dann auf 36.000 Euro – auf Empfehlung des Kommunalen Integrationszentrums, das nur eine Teilzeitstelle für realistisch hielt.

Thorsten Kaiser spricht über seine Planung für den Sportpark Karnap e.V. mit dem Karnaper Bürgerbündnis 1999 e.V.
Integrative Projekte für Menschen mit und ohne Handicap, Angebote für Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte: Thorsten Kaiser setzt sich für den Essener Norden ein und hat Pläne für den Sportpark Karnap. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mit Blick auf die angespannte Haushaltslage der Stadt wurde daher ein Modell mit mehr ehrenamtlicher Arbeit entwickelt, der Antrag erneut eingereicht – doch jetzt gab es über den städtischen Ausschuss für Soziales und Gesundheit eine klare Ablehnung. Eine Begründung? Fehlanzeige. „Man hat uns einfach mitgeteilt, dass unser Antrag nicht bewilligt wurde. Warum, wissen wir nicht“, sagt Kaiser enttäuscht.

Schüler aus der Ukraine helfen in Essen-Karnap

Die Intransparenz sorgt für Verdruss. Wer hat warum entschieden? Welche Kriterien wurden nicht erfüllt? Warum erhalten andere Träger Förderungen? Fragen, auf die das Karnaper Bürgerbündnis nun Antworten verlangt. „Wir haben eine Anfrage gestellt, welche Projekte im Essener Norden überhaupt gefördert wurden und in welchem Volumen. Auf eine Antwort warten wir noch. Man hat uns immerhin gesagt, dass wir beim nächsten Mal gerne wieder einen Antrag stellen können.“

„Wir werden weitermachen, so oder so. Denn was wir hier schaffen wollen, ist für Karnap und Altenessen unverzichtbar.“

Thorsten Kaiser
Geschäftsführer Karnaper Bürgerbündnis 1999 e.V.

Trotz der Ablehnung will Kaiser nicht aufgeben. „Wir werden das Café in kleinem Rahmen dennoch realisieren“, erklärt er. Geplant sind Öffnungszeiten zu besonderen Veranstaltungen, zum Beispiel bei Sportevents oder kulturellen Aktionen. Zudem sind junge Menschen in das Projekt eingebunden, etwa Schülerpraktikanten, die erste Erfahrungen in Gastronomie und Service sammeln können. „Gerade jetzt haben wir zwei ukrainische Jungs, die zur Schule gehen und bei uns ein Praktikum machen“, erklärt Kaiser. „Die können lernen, wie ein Café betrieben wird, wie man Frühstück macht, die Spülmaschine bedient. Das alles mit einem Integrationshintergrund.“

Parallel sucht das Bürgerbündnis weiter nach alternativen Finanzierungsquellen. „Die Stadt Essen hat den Auftrag, Integration zu fördern, doch wenn das nicht klappt, müssen wir andere Wege gehen.“ Gespräche mit möglichen Partnern stehen an, Spendenaktionen könnten helfen. Gleichzeitig bleibt der Kampf um eine Erklärung bestehen. Kaiser: „Wir haben gegen die Ablehnung Einspruch eingelegt, obwohl man uns sagte, das sei gar nicht möglich. Doch wir lassen das nicht einfach auf sich beruhen.“

KARNAP Stadtteil der Gegensätze: Dörfliche Nachbarschaft, wilde Müllkippen, idyllische Natur, Verkehrschaos - wir sehen uns mit Denis Gollan und Thorsten Kaiser mal im Stadtteil um
An den Ostertagen ist auf der Anlage in Essen-Karnap ein integratives Boule-Turnier geplant. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auch wenn das Integrationscafé aktuell auf Sparflamme läuft, bleibt der Sportpark Karnap ein Ort der Initiative. „Wir planen in den kommenden Wochen und Monaten weitere Aktionen, zum Beispiel ein integratives Oster-Boule-Turnier, denn wir haben ja zwei Boule-Bahnen. Außerdem gibt es eine neue Yogagruppe für Menschen mit Migrationsgeschichte und ein Fußballangebot für Mädchen, die auch außerhalb von einem Verein kicken wollen“, berichtet Kaiser. Auch Sportangebote für Menschen mit Behinderung sollen ausgebaut werden, eine Veranstaltung am 5. Mai zum Europäischen Tag der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung steht an. Und Ende Mai soll auf der Anlage eine Bogensport-Veranstaltung für Menschen mit und ohne Behinderung organisiert werden.

Der Gedanke der Inklusion wird also weitergelebt – zunächst auch ohne die erhoffte Förderung. Denn Kaiser und sein Team geben nicht auf. Sie wollen beweisen, dass ein Treffpunkt wie „Vielfalt in Bewegung“ nicht nur wünschenswert, sondern dringend notwendig ist. Kaiser: „Wir werden weitermachen, so oder so. Denn was wir hier schaffen wollen, ist für Karnap und Altenessen unverzichtbar.“

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]