Essen. Allbau-Chef Dirk Miklikowski erwartet auch 2025 keine Trendwende auf dem Essener Wohnungsmarkt. Sorgen bereiten Anforderungen an den Klimaschutz.
Die Wohnungsbranche rechnet 2025 bundesweit nicht mit einer Entspannung. Das Angebot kann die Nachfrage nicht decken. Dirk Miklikowski stimmt in diesen Tenor ein: „Wir können nicht gegen den Bedarf anbauen“, sagt der Geschäftsführer des Essener Allbau im Gespräch mit der Redaktion.
Das städtische Wohnungsbauunternehmen hat sich schon vor einigen Jahren aus dem freifinanzierten Wohnungsbau zurückgezogen. Dass der Allbau dieses Geschäft wieder aufnehmen könnte, ist nicht zu erwarten. „Wir müssten eine Kaltmiete von 16 Euro pro Quadratmeter verlangen“, rechnet Miklikowski vor und nennt dies utopisch.
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Auch den Bau von Eigenheimen hat die Wohnungsgesellschaft auf Eis gelegt. So auch am Hermann-Köster-Weg in Schonnebeck, wo der Allbau eigentlich Einfamilienhäuser bauen wollte. Soll sich die Investition rechnen, läge der Kaufpreis für 120 Quadratmeter Wohnfläche ohne Keller auf einem 250 Quadratmeter kleinen Grundstück bei 550.000 Euro. „Dafür finden Sie keinen Käufer“, sagt Miklikowski.
Den Bau von Eigenheimen hat der Essener Allbau erst einmal zurückgestellt
Der Allbau hat das Bauprojekt zurückgestellt. Gleiches gilt für ein Bauvorhaben am Mühlengraben in Stoppenberg, wo 55 Eigenheime entstehen sollten. Auch auf der Dilldorfer Höhe, wo noch Platz für weitere Eigentumswohnungen wäre, wird vorerst nicht mehr gebaut. Eigentumswohnungen, die der Allbau in Kupferdreh zum Kauf angeboten hat, wurden in Mietwohnungen umgewandelt, weil es zwar Interessenten gab, aber keine Kaufabschlüsse. Lieber zahlen Mieter zwischen 14 Euro und 14,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter, statt, wie Miklikowski vermutet, sich in diesen unsicheren Zeiten für den Erwerb von Eigentum zu verschulden.
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Immerhin: Bei den Baukosten, die in den zurückliegenden Jahren so rasant gestiegen sind, beobachtet der Allbau eine Konsolidierung. Auch die Kreditzinsen dürften eher wieder sinken. Den Wohnungsmarkt dürfte dies beleben, eine Trendwende erwartet der Allbau-Chef aber nicht.
Längst hat sich die Wohnungsgesellschaft auf den sozialen Wohnungsbau verlegt. In Düsseldorf sei der Allbau landesweit einer der größten Abnehmer von Wohnungsbaufördermitteln. „Wir sind gefühlt der einzige in Essen, der öffentlich gefördert noch baut“, sagt Miklikowski. Dabei profitiert der Allbau insbesondere von Tilgungsnachlässen, die das Land gewährt.
An der Bäuminghausstraße in Altenessen plant der Allbau den Bau von 300 Wohnungen
Der Bau von 300 Wohneinheiten auf dem ehemaligen Baggerübungsplatz an der Bäuminghausstraße in Altenessen zählt zu den größten Projekten, die aktuell in Planung sind. In zwei bis drei Jahren soll der erste Spatenstich erfolgen, berichtet Miklikowski. Weitere 150 Wohnungen plant der Allbau am ehemaligen St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg.
Mit öffentlicher Förderung fortsetzen will der Allbau zudem die energetische Sanierung des Altbestandes. 1800 Wohnungen konnten auf diesem Weg wieder in die Mietpreisbindung zurückgeführt werden. Mieter sparen zudem an Energiekosten, währen die Kaltmiete durch die Sanierung durchschnittlich um 1,50 Euro pro Quadratmeter steigt, wie Miklikowski berichtet. Zum Vergleich: Ohne öffentliche Förderung müsste der Allbau pro Quadratmeter bis zu vier Euro mehr verlangen, um die Investitionskosten zu decken.
Zunehmend Kopfzerbrechen bereiten dem Allbau-Chef die gesetzlichen Anforderungen zur Erreichung der Klimaschutzziele. 13.000 Wohnungen müsste der Allbau bis zum Jahr 2045 so umbauen, dass sie mit Fernwärme oder mit Strom aus erneuerbarer Energie beheizt werden. „Das würde bedeuten, dass wir 950 Millionen Euro investieren müssen“, sagt Miklikowski und fügt ratlos hinzu: „Woher die kommen sollen, weiß ich nicht.“
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