Essen. Der DFB hat das Stadion an der Hafenstraße für die EM nicht berücksichtigt. OB Kufen reagiert enttäuscht. Die Grünen treten auf die Bremse.
Das hatten sie sich nicht nur im Rathaus ganz anders vorgestellt: Essen ist bei der Bewerbung als Austragungsort für die Frauenfußball-EM 2029 durchgefallen. Das Präsidium des Deutschen Fußballbundes (DFB) strich das „Stadion an der Hafenstraße“ am Freitag (14.2.) in einer Vorauswahl als eines von drei Stadien aus der Bewerberliste.
Oberbürgermeister Thomas Kufen reagierte ernüchtert auf die Nachricht aus Frankfurt. „Die Absage des DFB im Bewerbungsprozess um die WEURO 2029 ist natürlich sehr schade. Es gab eine große Unterstützung aus Politik und Stadtgesellschaft, Austragungsort für ein solch europaweites Turnier im Frauenfußball zu werden. Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind und wir werden diesen auch konsequent weitergehen“, erklärte Kufen in einer Mitteilung.
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Aber: „Der Zeitpunkt für eine Bewerbung war offensichtlich zu früh“, führte Kufen weiter aus, in Anspielung darauf, dass das Stadion an der Hafenstraße erst noch ausgebaut werden müsste, soll es die Anforderungen für internationale Spiele erfüllen.
Absage für Essen: Finanzieller Aufwand dürfte Rolle gespielt haben
Allein die Zusage war dem DFB offensichtlich nicht genug. Zumal der finanzielle Aufwand, den Bewerber betreiben müssen, wollen sie das Turnier mit ausrichten, bei der Auswahl der Spielorte eine Rolle gespielt haben soll. Nachhaltigkeit ist für den DFB ein Kriterium. Nachhaltigkeit bedeutet: möglichst geringe Kosten.
Der Absage mag Kufen dennoch etwas Positives abgewinnen: „Der Prozess und die Rückmeldung des DFB zeigen aber, dass wir uns mit dem Stadionausbau für die Ausrichtung hochrangiger Sportveranstaltungen qualifizieren. Das ist die gute Nachricht.“ Dass Essen nicht dabei ist, sieht der OB also eher als Ansporn. Nur: Die Chance, eine Europameisterschaft mit auszurichten, dürfte so schnell nicht wiederkommen.
Die Zusage der Stadt Essen an den DFB zum Stadionausbau ist mit der Absage hinfällig
Für den geplanten Ausbau des Stadions an der Hafenstraße bedeutet die Absage erst einmal einen Rückschlag. Kufen hatte die Bewerbung als Spielort genutzt, um das Projekt voranzutreiben. Die Gelegenheit war günstig. Dem DFB hatte die Stadt zugesagt, das Stadion im Falle einer erfolgreichen Bewerbung Essens als Spielort auf 26.500 Zuschauer zu erweitern. Und zwar unabhängig davon, ob Deutschland im Dezember von der Europäischen Fußballunion (Uefa) tatsächlich den Zuschlag für die Ausrichtung des Turniers im Jahr 2029 erhält.
Schon im April sollte der Rat der Stadt den Baubeschluss für das Schließen der Stadionecken fassen. CDU, SPD und Grüne gingen dieses Tempo mit. Nun, da sich das DFB-Präsidium gegen Essen entschieden hat, ist die Zusage hinfällig. Für Eile beim Stadionausbau, der bei einer erfolgreichen Bewerbung geboten gewesen wäre, gibt es keinen Anlass mehr.
Der Baubeschluss sollte im Essener Rat im April gefasst werden – danach sieht es nicht mehr aus
Der Baubeschluss müsse nicht gleich in der Aprilsitzung des Rates gefasst werden, wenn die städtische GVE Kosten und Finanzierungskonzept präsentieren wird, räumte CDU-Fraktionschef Fabian Schrumpf am Freitag im Gespräch mit der Redaktion ein. Die Haltung seiner Fraktion pro Stadion-Ausbau sei aber klar, daran ändere auch die gescheiterte Bewerbung nichts. „Wir wollen die Perspektive als Spielort auch für internationale Begegnungen weiter im Blick haben“, sagte Schrumpf.
Auch die SPD steht weiter zum Stadionausbau. Die Absage des DFB sei natürlich enttäuschend, auch weil Essen ein etablierter Standort des Frauenfußballs sei, heißt es von Fraktionsseite. Seit Jahren leistet die SGS Schönebeck hervorragende Arbeit und behauptet sich als kleinerer Verein erfolgreich im Konzert der Großen. Der Baubeschluss könne trotz allem noch in diesem Jahr gefasst werden. Die SPD legt aber Wert auf einer Verbesserung des Stadionumfeldes, allen voran gilt dies für die Verkehrsbelastung, die an Spieltagen noch einmal wächst.
Grüne wollen abwarten, wie sich Rot-Weiss Essen an der Pacht beteiligt
Stephan Neumann, Fraktionssprecher der Grünen, tritt in Sachen Stadionausbau hingegen hörbar auf die Bremse. Seine Fraktion werde sich nun die nötige Zeit für eine Entscheidung nehmen. Abhängig sei diese unter anderem von den Kosten und davon, in wie weit sich Rot-Weiss Essen finanziell am Betrieb des Stadions beteiligt. Bis auf eine Absichtserklärung für eine höhere Pacht liege bislang nichts vor, betont Neumann. Auch die sportliche Entwicklung des Traditionsvereins wollen die Grünen berücksichtigen. Aktuell kämpft der Drittligist um den Klassenerhalt.
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Dass der Ausbau des Stadions noch vor der Kommunalwahl beschlossen werden könnte, scheint angesichts dieser Äußerungen zumindest zweifelhaft.
Für die EM vom DFB vorläufig ausgewählt wurden am Freitag zunächst elf Städte und Stadien. 14 waren noch im Rennen, nachdem Stuttgart seine Bewerbung zurückgezogen hatte. Neben Essen sind auch Bremen und Hamburg nicht mehr dabei. In Fußballwesten dürfen sich Gelsenkirchen, Dortmund, Düsseldorf und Köln weiter Hoffnungen machen. Essen bleibt nur die Zuschauerrolle
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