Essen. Der auf dem Dach gewonnene Solarstrom soll ein Drittel des Strombedarfs am Heinz-Nixdorf-Berufskolleg decken. Westenergie-Chefin: Ausbau „übererfolgreich“.

Der Unterricht im Heinz-Nixdorf-Berufskolleg am Essener Westbahnhof kann ab sofort durch einen Praxisteil erweitert wenn. Denn wenn es darum geht, Strom aus Sonnenenergie zu gewinnen, erhalten die Studierenden nun Anschauungsunterricht im eigenen Haus. Auf dem Flachdach des Berufskollegs wurde eine Photovoltaikanlage installiert und am Freitag offiziell in Betrieb genommen - als ein Baustein des bundesweiten Modellprojekts „SmartQuart“.

An bundesweit drei Standorten testet der Bund beispielhaft sogenannte intelligente Quartierslösungen, um die Energiewende voranzubringen. So auch in Essen. Hier geht es um die Nutzung von Sonnenenergie auf Bestandsgebäuden; exemplarisch wurde dafür das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg ausgewählt. Jährlich werden dort 1700 Schüler und Studierende zu Elektrotechnikern und Informatikern ausgebildet.

Für die Stadt Essen reiht sich das Berufskolleg ein in eine „Solaroffensive“

Die neue Solaranlage auf dem Dach hat eine Leistung 76,5 Kilowatt-Peak. Sie produziere pro Jahr so viel Strom, dass ein Elektroauto damit vier Mal um die Erde fahren könne, rechnete Frank Pieper, Vorstandssprecher der Stadtwerke vor. Die Stadtwerke setzen das Projekt als Auftragnehmer gemeinsam mit der städtischen Holding EVV um.

Die Erde mit einem E-Auto viermal umrunden, das haben sie am Heinz-Nixdorf-Berufskolleg nicht vor. Die auf dem Dach gewonnene Energie soll vielmehr an Ort und Stelle verbraucht werden. Die Solaranlage dürfte in etwa ein Drittel des jährlichen Stromverbrauchs der Schule decken, heißt es. In den Ferien, wenn der Betrieb ruht, wird der Strom ins Netz eingespeist.

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Aus Sicht der Stadt reiht sich die Installation der Solaranlage ein in eine ganze Reihe von Projekten im Rahmen der 2010 gestarteten „Solaroffensive“. Nicht nur auf dem Regattahaus am Baldeneysee und auf dem Museum Folkwang wird inzwischen Strom aus Sonnenenergie gewonnen, sondern auf zahlreichen Immobilien des Allbau. 200 Anlagen seien in Planung, im Bau oder bereits im Betrieb. Weitere sollen folgen. So soll schon im kommenden Jahr auf dem am Flughafen Essen/Mülheim gelegenen Parkplatz P10 der Messe Essen eine der größten Solar-Carport-Anlagen Deutschlands genügend Strom produzieren, um damit 3000 Haushalte versorgen zu können.

Westenergie stellt das wachsende Angebot an Solarstrom vor Herausforderungen

Den Netzbetreiber Westenergie stellt dies vor Herausforderungen, gilt es doch sogenannte Spitzen abzufangen, in denen mehr Strom eingespeist als verbraucht wird. Der Ausbau der Photovoltaiktechnik war „übererfolgreich“, sagt Westenergie-Chefin Katharina Reiche. Nun gehe es darum, die Einspeisung so zu organisieren, dass Solarstrom „unser Netz nicht flackern lässt“. Andernfalls drohten Spannungsabfall und Systemausfälle. Westenergie treibe deshalb die Digitalisierung der Netze voran. Damit ist es nicht getan. „Wir werden in Zukunft Speicher brauchen“, betont Katharina Reiche.

In Sachen Energiewende gibt es also noch genug zu tun. Am Heinz-Nixdorf-Berufskolleg lässt es sich hautnah erleben.

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