Essen. Mit „Poison“ hat Désirée Nosbusch ihr Regie-Debüt vorgelegt. Im Essener Astra sprach die Schauspielerin und Moderatorin über den langen Weg zum ersten Film.

Aachen und Münster, Köln und Bochum, Düsseldorf, Wuppertal und Essen: Auf ihrer NRW-Tour hat Desirée Nosbusch in den vergangenen Tagen schon manchen Kilometer gemacht. „Drei Kinos pro Tag“ standen für die beliebte Schauspielerin auf der Besuchsliste, denn „es ist nicht mehr so leicht, einen Film wie diesen ins Kino zu bringen“. Der Film heißt „Poison. Eine Liebesgeschichte“ und ist eine Herzensangelegenheit für die gebürtige Luxemburgerin, die man nicht nur aus zahlreichen deutschen TV-Produktionen wie dem Irland-Krimi oder „Ein Fall für Conti“ kennt, sondern auch als Moderatorin. Am heutigen Donnerstag, 13. Februar, moderiert sie die Eröffnungsgala der Berlinale.

Mit „Poison“ legt die 60-Jährige in diesen Tagen ihr Regie-Debüt vor. Im Essener Astra-Kino sorgte das intensive Kino-Drama dieser Tage für einen gut gefüllten Kinosaal und ein angeregtes Gespräch mit der Regisseurin, die in Begleitung der Autorin Lot Vekemans nach Essen gekommen war.

Tim Roth (Lucas) und Trine Dyrholm (Edith) spielen die Hauptrollen in dem Film „Poison - Eine Liebesgeschichte“ von Désirée Nosbusch.
Tim Roth (Lucas) und Trine Dyrholm (Edith) spielen die Hauptrollen in dem Film „Poison - Eine Liebesgeschichte“ von Désirée Nosbusch. © dpa

„Poison“ ist die Geschichte eines Paares, das sich nach jahrelanger Trennung am Todestag des gemeinsamen Sohnes auf dem Friedhof wiedersieht. Ein atmosphärischer Spielort, zwei starke Hauptdarsteller und eine Geschichte, die zu Herzen geht, ohne auch nur annähernd sentimental sein zu wollen. Nosbusch, die die Rolle der trauernden Mutter und verlassenen Ehefrau vor 13 Jahren in dem gleichnamigen Theaterstück übernahm, hat die Vorlage nicht mehr losgelassen. Auf den Bühnen ist „Gift. Eine Ehegeschichte“ eines der meistgespielten Stück, erzählt Lot Vekemans an diesem Abend: „Es gibt mittlerweile über 100 Inszenierungen, in 30 Ländern in 23 Sprachen.“ Auch im Schauspiel Essen war „Gift“ schon zu sehen. Für Desirée Nosbusch war schon lange klar, dass dieser Stoff auch auf die Leinwand gehört. Und bis heute scheint sie ihr Glück kaum fassen zu können, die Rechte für die Verfilmung bekommen zu haben.

Tim Roth und Tryne Dyrholm waren die Wunschkandidaten von Désirée Nosbusch

Ein Grund dafür dürfte sein, dass Autorin und Regisseurin in vielen Aspekten auf einer Wellenlänge liegen, wie sich an diesem Abend zeigt. Von der Entscheidung, die Geschichte von Edith und Lucas ohne Rückblenden zu erzählen bis zum Verzicht auf gefühlsverstärkende Filmmusik. „Ich wollte laute Stille“, sagt Nosbusch. Ein puristischer Ansatz, der bei Geldgebern und Filmstudios erst einmal für Stirnrunzeln gesorgt habe, berichtet Nosbusch. Mit Tryne Dyrholm und Tim Roth aber fand das Projekt nicht nur zwei grandiose Hauptdarsteller, es war Nosbuschs „absolute Traumcast“. Launig und absolut uneitel erzählt Nosbusch im Essener Astra von ihrem ersten virtuellen Gespräch mit Hollywood-Star Tim Roth, für das sie damals sogar ihr wenig repräsentatives Hotel-Zimmer auf den Kopf gestellt hat („Wenn Hollywood schon mal anruft!“). Und von der absoluten Überzeugung, die fabelhafte Tryne Dyrholm für die Rolle der vom Verlust gezeichneten Edith gewinnen zu müssen: „Trine ist nie ein Opfer. Und das ist das Grandiose an ihr.“

Die Atmosphäre am Set war am Ende so gut und vertrauensvoll, dass man sogar weniger Drehtage benötigte als zunächst veranschlagt. Seit Ende Januar läuft der Film nun in den deutschen Kinos und Nosbusch tourt durch die Republik, um „Poison“ dem Publikum nahe zu bringen. Erste Auszeichnungen auf Filmfestivals hat es schon gegeben. „Mein größter Wunsch aber wäre es“, sagt Nosbusch, „dass meine Schauspieler dafür einen Preis bekommen.“

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