Essen. Ein beliebter Fuß- und Radweg soll einen anderen Belag bekommen, wünschen sich Nutzer. Und haben nicht mit dem Naturschutz gerechnet.

Die Strecke zwischen der Steeler Kurt-Schumacher-Brücke und der Straße Drehscheibe in Überruhr ist nicht sehr lang, die Diskussion aber schon sehr langwierig. Es geht um die Asphaltierung, die Nutzer und Politik als sinnvoll erachten. Dagegen steht der Naturschutz. Nun liegt eine Erläuterung der Stadt vor.

Bereits Mitte 2022 haben Politiker nach einem Vorstoß der CDU die Verwaltung gebeten, sich mit dem Eigentümer in Verbindung zu setzen und zu prüfen, „ob der Weg nicht durch Ertüchtigung, etwa mit einer Asphaltdecke, auch für den Radverkehr nutzbar gemacht werden kann“. Der Betreiber der Wassergewinnung dulde die Nutzung der Wegeverbindung durchaus, lautete dann ein Ergebnis. Passiert ist nichts.

Weg verbindet abseits vom Verkehr Essens Stadtteile Überruhr und Steele

Der Weg ist einige Hundert Meter lang und 1,5 bis 2,5 Meter breit. Er liegt im Überflutungsgebiet und führt von der Langenberger Straße in Höhe der Event Location „La Cave“ auf der gegenüberliegenden Seite hinab. Er schlängelt sich durch die Hinseler Ruhraue entlang am Zaun zur rechten Seite unter der Eisenbahnbrücke hindurch bis zur Kurt-Schumacher-Brücke - abseits vom Verkehr. Das sei auch ein Grund, warum viele Fußgänger den Weg nutzten, der sei zudem eine willkommene Abkürzung, argumentierte die Politik.

Derzeit liegen auch viele lockere Schottersteine auf dem Fußweg, der Überruhr und Steele verbindet.
Derzeit liegen auch viele lockere Schottersteine auf dem Fußweg, der Überruhr und Steele verbindet. © Sagan

Auf der Strecke liegt jedoch ein ehemaliges Trinkwasser-Gewinnungsbecken, das zwischenzeitlich als Biotop entwickelt wurde. Es gibt Kleingewässer und die Feuchtwiesen der Trinkwassergewinnung Überruhr. So sei der Auenbereich mit „halbnatürlichen und naturnäheren Biotopen“ ausgestattet, heißt es in der Beschreibung des Gebietes, durch das der Weg führt.

Um das Jahr 2000 habe es dort Maßnahmen gegeben, das umgebaute Becken sei nun ein nachgewiesener Laichplatz für Amphibien. Diese kreuzten auch den Weg, eine Asphaltdecke würde sie dabei jedoch aufhalten („wegen der thermischen Eigenschaften und des geringen Raumwiderstands“). Würden sich Amphibien wie vor allem Erdkröten dort länger tummeln, drohe ihnen, überfahren zu werden. „Entsprechende Tierverluste bei anderen Fahrradstrecken sind hinreichend bekannt“, heißt es dazu.

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Tatsächlich nutzten auch immer mehr Radfahrer diesen Verbindungsweg zwischen den Stadtteilen. Für die Politiker ist genau diese rege Nutzung ein Grund für einen besseren Belag. Der werde regelmäßig – vor allem nach Überflutungen - ausgebessert und teilweise mit einer neuen wasserdurchlässigen Deckschicht versehen. „Zuletzt ist dies jedoch im Frühjahr 2022 mit recht grobem Schotter geschehen, so dass sich Radfahrer wie Fußgänger bei uns beschwert haben, weil unfallfreies Benutzen des Weges hohe Achtsamkeit erfordere“, geben die Bezirksvertreter die Beschwerden weiter, die bei ihnen angekommen sind.

Unabhängig davon, ob eine kurzfristige „Nachbesserung“ mit einer anderen Körnung des Schotters erreicht werden könnte, wurde der Wunsch nach einer anderen Deckschicht und einer verbesserten Breite des Weges (2,5 m) laut. Dann könnten Radfahrer und Fußgänger die praktische wie beliebte Verbindung gemeinsam nutzen.

Derzeit ist der Weg in Teilen ein wenig matschig, an anderen Stellen wiederum liegen gröbere Schottersteine lose darauf. Diesen zu asphaltieren, dagegen hat sich die Naturschutzbehörde ausgesprochen. Abgelehnt wurde der Vorschlag zweieinhalb Jahre nach dem Antrag der Politik – die Absage erfolgte mit nur kurzer Begründung. Damit wollten sich die Bezirksvertreter nicht abfinden. Nun werden die Gründe, die gegen die Veränderung sprechen, ausgeführt.

Der Weg füge sich einerseits vergleichsweise unauffällig in die Landschaft ein, mit seiner teils geringen Breite und dem mineralischen Belag. Mit einer Asphaltdecke wäre diese Einbettung in die Landschaft aufgehoben, das Landschaftsbild wäre gestört. Die wirbellosen Tiere auch. Da es sich aber um das Landschaftsschutzgebiet Steeler Aue handele, seien eben Arten- wie Biotopschutz vorgesehen. Die Schönheit des Landschaftsbildes ebenso.

Die Idee, diesen Weg wie gefordert umzugestalten, sei mit den Zielen des Landschaftsplanes nicht vereinbar und an der Stelle nicht auszugleichen. Befürchtet werden negative Auswirkungen auf die Fauna – und viele tote Kröten.

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