Essen. Eine Luxusvilla in Essen-Kettwig stand im Jahr 2024 schon einmal zur Zwangsversteigerung. Nun soll sie wieder unter den Hammer kommen.

Der erste Versteigerungstermin im Mai vergangenen Jahres lief noch ins Leere: Nun soll das millionenschwere Anwesen auf den Ruhrhöhen in Essen-Kettwig erneut unter den Hammer kommen. Das Amtsgericht hat dafür den 21. März* angesetzt. An jenem Freitag werden sich um 9 Uhr im Sitzungssaal 293 Gläubiger und Bieter treffen, falls der Termin bis dahin nicht doch noch abgesagt wird.

Die Luxusvilla, die zur Versteigerung steht, liegt an der Straße Auf der Rötsch 11. Das Grundstück ist damit zwar durchaus abgelegen und in unmittelbarer Nachbarschaft grenzt die MediClin Fachklinik Rhein/Ruhr an. Doch von dort oben haben Bewohner einen beeindruckenden Blick ins Ruhrtal, wie es ihn in Essen eher selten gibt.

Luxusvilla steht an der Stelle des früheren Ausflugslokals „Seeblick“

Früher stand an dieser Stelle das bekannte Ausflugslokal „Seeblick“ und lud über Jahrzehnte Gäste zu Kaffee und Kuchen mit Aussicht ein. 2013 wurde die Gaststätte abgerissen und durch zwei Mehrfamilienhäuser ersetzt. Projektname: „Residenz Seeblick“. Eines davon soll nun „im Wege der Zwangsvollstreckung“ veräußert werden. Grund ist die Insolvenz eines Unternehmens, in dessen Eigentum sich die Immobilie befindet.

Die Lage und Größe des Hauses haben ihren Preis. Eine Gutachterin hatte im Auftrag des Gerichtes den Wert des 2170 Quadratmeter großen Anwesens mit den vier Wohnungen auf fast 5,24 Millionen Euro festgelegt. Sie bescheinigt der Immobilie unter anderem eine durchgehend „moderne und hochwertige Ausstattung“. Jede der Wohnungen hat zum Beispiel Echtholzparkett, in den Bädern gibt es zum Teil großzügige begehbare Duschen, in den Wohnbereichen sind Gas-Kamine eingebaut oder zumindest ein Anschluss dafür ist vorgesehen. Die Wohnungen sind großzügig geschnitten.

Das Luftbild zeigt rechts die MediClin Fachklinik Rhein/Ruhr. Links sieht man die beiden Mehrfamilienhäuser, die anstelle des Ausflugslokals „Seeblick“ gebaut wurden. Das obere der beiden wird zwangsversteigert.
Das Luftbild zeigt rechts die MediClin Fachklinik Rhein/Ruhr. Links sieht man die beiden Mehrfamilienhäuser, die anstelle des Ausflugslokals „Seeblick“ gebaut wurden. Das obere der beiden wird zwangsversteigert. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Die Gesamtwohnfläche der vier Wohnungen summiert sich auf 967 Quadratmeter. Die größte ist die Sechs-Zimmer-Penthouse-Wohnung, die allein auf 349 Quadratmeter kommt. Der Balkon zieht sich über die gesamte Hausbreite. Von hier aus hat man einen unverbauten Blick auf die Ruhr und auf Kettwig. Allein das Penthouse kommt auf einen Verkehrswert von 1,99 Millionen Euro. Die restlichen drei Wohnungen sind 168, 181 und 269 Quadratmeter groß und sind auf 840.000 Euro, 910.000 Euro und 1,41 Millionen Euro taxiert. Im Gegensatz zum ersten Versteigerungstermin steht das gesamte Haus mittlerweile leer.

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Keine Mindestgebotsgrenze mehr

Ob bei der Versteigerung im März die Wohnungen einzeln oder im Paket unterm Hammer kommen, ist nicht ersichtlich, kann sich im Zweifel sogar erst am Tag selbst entscheiden. Beim ersten Anlauf im Mai 2024 wollten die Gläubiger die Immobilie nur als Ganzes veräußern. Damals gab es einen einzigen Interessenten, der aber gerade einmal 50.000 Euro bot. Für eine erfolgreiche Ersteigerung hätte er aber mindestens die Hälfte des Verkehrswertes bieten müssen. Es war wohl eher ein taktischer Schachzug.

Beim zweiten Termin nun gibt es diese Mindestgebot-Grenze von 50 Prozent nicht mehr. Theoretisch könnte das Millionen-Anwesen damit zu einem Schnäppchenpreis den Besitzer wechseln. Ob die Gläubiger dies jedoch zulassen, ist, nach Meinung von Beobachtern, eher fraglich.

Bei den Hauptgläubigern handelt es sich um einen Finanzdienstleister und eine Versicherung. Allein sie stehen zusammen mit fast vier Millionen Euro Grundschuld im Grundbuch, auch die Stadt Essen gehörte zuletzt wegen ausstehender Grundsteuer zu den Gläubigern. Sollte einem der Gläubiger bei der Versteigerung am 19. März die gebotene Summe zu niedrig sein, kann er das Verfahren auch einstweilig einstellen.

Noch keine Käufer für Eigentumswohnungen gefunden

Nach Recherchen dieser Redaktion brachten Verkaufsanstrengungen außerhalb einer Versteigerung bislang keinen Erfolg. Es dürfte angesichts der aktuellen Zinslage und dem hohen Verkehrswert auch schwierig sein, einen Käufer für das Gesamtobjekt zu finden. „Vermieten rechnet sich da nicht“, sagt ein Kenner. Für die jeweiligen Wohnungen Käufer zu finden, scheint ebenfalls nicht einfach zu sein. Für den einzelnen Erwerber könnte es zu riskant sein, solange nicht klar ist, ob sich mehrere Käufer finden und sich eine Eigentümergemeinschaft bildet.

Nähere Informationen zum Objekt gibt es im Justizportal des Landes unter www.zvg-portal.de. Neben dem Exposé für diese Immobilie können dort auch Informationen abgerufen werden, ob die Versteigerung zum angegebenen Termin tatsächlich stattfindet.

*Das Amtsgericht hat den Termin vom 19. auf den 21. März verlegt.

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