Essen. Ende einer Ausflugs-Idylle an der Ruhr: Das Restaurant „Seeblick“ in Kettwig schloss bereits im Frühjahr. Nun hat das Gebäude nebst Grundstück einen neuen Besitzer gefunden und wird abgerissen. Geplant ist eine moderne Wohnbebauung. Die MediClin Fachklinik Rhein/Ruhr als direkter Nachbar will klagen.

Irgendwie war das Café-Restaurant „Seeblick“ auch Kettwigs gute Stube. Immer die erste Anlaufstelle, wenn man Zugereisten zeigen wollte, wie schön doch das Ruhrgebiet ist. Unzählige Familienfeste wurden in den vergangenen Jahrzehnten dort gefeiert, die Patienten der benachbarten Fachklinik waren dort Stammgäste, genossen beim Kännchen Kaffee und einem Stückchen Schwarzwälder Kirsch die Aussicht auf das Ruhrtal. Bis zu 700 Menschen fanden bei schönem Wetter auf der Terrasse Platz. Im Gästebuch des Ausflugslokals haben sich unter anderem verewigt: Bernhard Brink, Heino, Margot und Maria Hellwig, Prof. Kurt Biedenkopf, Tina York, Olaf Henning, Costa Cordalis, Günter Lamprecht, Henry Valentino.

Bauvoranfrage positiv beschieden

Damit war vor Monaten schon Schluss. Der „Seeblick“ schloss im Frühjahr. Nun hat das Gebäude nebst Grundstück einen neuen Besitzer gefunden und wird abgerissen, soll moderner Wohnbebauung weichen. In der jüngsten Bezirksvertretungssitzung wurden die Pläne für ein Mehrfamilienhaus inklusive Tiefgarage erstmals vorgestellt und stießen auf Reaktionen von Ablehnung bis Entsetzen (siehe unten).

Die Verwaltung dagegen zeigt sich leidenschaftslos. Eine Bauvoranfrage sei bereits positiv beschieden, sagt Stadt-Sprecher Stephan Schulze. Der folgende Bauantrag müsse genehmigt werden, wenn er nach geltendem Baurecht zulässig ist. Und das Baugesetzbuch hat den Paragrafen 34, der bestimmt: „Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist.“

Verärgerter Nachbar

Dirk Schmitz ist Geschäftsführer des direkten Nachbarn, der MediClin Fachklinik Rhein/Ruhr. Von der Planung hat er erst durch einen Artikel in unserer Zeitung erfahren. Und er ist verärgert, denn „es wäre gut gewesen, wenn der neue Eigentümer im Vorfeld auch mit uns gesprochen hätte. Ich habe noch keinen Plan gesehen.“

Er vertraut aber dem Eindruck der Bezirksvertreter, die sich in ihrer aktuellen Sitzung durchweg kritisch zur eher spröden Architektur des geplanten Neubaus geäußert hatten. „Ich werde mir die Pläne zwar noch genau anschauen, aber meine Nachricht an den Besitzer ist jetzt schon eindeutig. Wir wollen keinen hässlichen Nachbarn haben. Im Notfall werden wir auch klagen.“

Viel Geld hätte man in den vergangenen Jahren in das Vorhaben investiert, die Fachklinik optisch ansprechender zu gestalten. „Allein die Fassade ist umfassend verändert worden. Und wenn jetzt direkt nebenan so ein ‘Wohnbunker’ gebaut wird, sind wir sicherlich nicht begeistert davon“, sagt er.