Essen. Auf dem Gelände zwischen Kruppstraße und Huyssenallee wird sich 2025 nichts tun. Es zeigt sich: Die Zeiten für neue Büros bleiben schwierig.

Weiter Stillstand auf 30.000 Quadratmetern mitten in Essen: Auf der riesigen Baufläche zwischen Kruppstraße und Huyssenallee werden sich auch in diesem Jahr keine Kräne drehen. Sie bietet eigentlich Potenzial für 100.000 Quadratmeter Bürofläche. Doch die Nachwehen der jüngsten Bau- und Zinskrise und die allgemeine wirtschaftliche Flaute sorgen dafür, dass die Neubaupläne dort weiterhin auf Eis liegen bzw. verschoben werden. Unter anderem hält das Essener Sensorikunternehmen ifm zwar generell an seinem Vorhaben fest, seine neue Zentrale zu errichten, wann aber Spatenstich sein wird, lässt ifm offen.

Zwar stocken auch andernorts in der Stadt neue Büroprojekte. Doch besonders augenfällig wird dies auf dem Gelände gegenüber vom Hauptbahnhof. Schließlich handelt es sich um das am prominentesten gelegene Baugrundstück. Bis 2020 stand auf der Fläche unter anderem ein 19-stöckiges Hochhaus von RWE. Der damalige Besitzer, der Essener Projektentwickler Kölbl Kruse, ließ das riesige Gebäude zusammen mit weiteren Immobilien entlang der Huyssenallee abreißen. Seither liegt das Areal brach.

Neue Zentrale in Essen: ifm-Pläne lagen zwischenzeitlich auf Eis

Mittlerweile gibt es drei Besitzer, denn die beiden Gesellschafter Stephan Kölbl und Marcus Kruse gingen Ende 2023 getrennte Wege und teilten sich in dem Zuge auch die Baufläche auf. Einen Teil davon hatten sie zuvor an das Unternehmen ifm verkauft, das 2021 seine Neubaupläne verkündete. Das Ziel damals lautete: Fertigstellung der neuen Zentrale bis 2026.

Ob allerdings in den kommenden zwei Jahren überhaupt bei ifm ein Bagger anrollen wird, ist fraglich. Das Unternehmen hatte zwischenzeitlich die Planungen wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds ganz ausgesetzt und erst jüngst wieder aufgenommen, wie der Vorstandsvorsitzende Michael Marhofer auf Anfrage erklärte. Im Moment gehe er davon aus, dass Ende dieses Jahres Bauantrag bei der Stadt gestellt werden kann und die Baugenehmigung im Laufe des Jahres 2026 vorliegen könnte. „Es ist aber noch nicht sicher, dass wir unmittelbar nach Erteilen der Baugenehmigung auch mit dem Neubau beginnen werden“, betonte Marhofer.

ifm lässt Baustart für neue Unternehmenszentrale offen

Die Verschiebung des Neubaus hat offensichtlich mehrere Gründe. Nach Marhofers Worten sind zum einen die Baukosten weiterhin sehr hoch. Andererseits ist der Druck, mehr Büroraum schaffen zu müssen, bei ifm wohl nicht mehr so groß, wie vor der Corona-Pandemie. Das Unternehmen sitzt im Glückauf-Haus an der Friedrichstraße/Rüttenscheider Straße und wollte bzw. musste sich damals in einer sehr starken Wachstumsphase räumlich verändern.

Der Hersteller von Sensortechnik, ifm will eine neue Unternehmenszentrale bauen. Doch wann der Plan umgesetzt wird, ist offen. Solange bleibt ifm an seinem jetzigen Standort im Glückauf-Haus.
Der Hersteller von Sensortechnik, ifm will eine neue Unternehmenszentrale bauen. Doch wann der Plan umgesetzt wird, ist offen. Solange bleibt ifm an seinem jetzigen Standort im Glückauf-Haus. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Doch mittlerweile arbeiten die Beschäftigten vermehrt von Zuhause aus. Knapp 30 Prozent der Arbeitszeit entfielen auf Homeoffice. Zum anderen wachse ifm derzeit vor allem im Ausland und nicht in Deutschland, was offenbar bei Investitionen für andere Prioritäten sorgt. „Letztlich muss sich das Neubau-Projekt für die ifm-Gruppe wirtschaftlich darstellen. Daher werden wir die Situation in den kommenden ein bis zwei Jahren sehr genau beobachten, um zu entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt für einen Baubeginn ist“, fasst Vorstandschef Marhofer den aktuellen Stand zusammen.

Auch Immobilienunternehmer Marcus Kruse kann keine Neuigkeiten berichten. Pläne, wie er seinen Teil des Areals mit Büros bebauen würde, hat der Chef der Kruse GmbH längst in der Schublade. Es gebe zwar Interessenten, aber noch keine unterschriebenen Mietverträge, teilte er auf Anfrage mit.

Auch andere Grundstückseigentümer berichten von großer Zurückhaltung bei Büroanmietungen

Die Zurückhaltung potenzieller Büro-Mieter scheint also weiterhin groß zu sein, was in der Vergangenheit auch daran lag, dass die Baukosten sich stets nach oben bewegten und damit verlässliche Mietpreise nicht zu kalkulieren waren. Am Montag (13.1.) veröffentlichte das Maklerunternehmen BNP Paribas Zahlen, die zeigen, dass die Neuvermietungen bei Büros 2024 hinter denen des Vorjahres lagen und es damit ein insgesamt unterdurchschnittliches Bürojahr blieb.

Immerhin rechnet Marcus Kruse damit, dass sich der Immobilienmarkt in diesem Jahr langsam normalisieren könnte. Die Bauzinsen seien gefallen, Bauunternehmen würden wieder nach Aufträgen fragen, die Baupreise könnten erstmals nach Jahren nicht mehr weiter steigen. Kruses Devise für 2025 lautet daher: „Wir warten ab, prüfen aber auch noch andere Konzepte neben Büros.“ Details wollte er nicht nennen, es scheint aber nicht unwahrscheinlich, dass es um das Thema Wohnen geht, was sich entlang der Huyssenallee durchaus anbieten würde.

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Auch der dritte Eigentümer auf dem Gelände, Stephan Kölbl, rechnet in diesem Jahr nicht mit Bautätigkeiten. Seiner Kölbl Group GmbH gehört der Abschnitt an der Kruppstraße. „Natürlich tut es mir in der Seele weh, ein solches Grundstück so liegen zu sehen“, sagte er. Aber auch er spricht von einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, indem große Unternehmen sehr zurückhaltend bei Neuanmietungen sind.

Hinzu komme, dass sich ein Neubau wegen der hohen Baukosten kaum wirtschaftlich darstellen lasse. „Wir bräuchten in Essen dafür Mietpreise um die 25 Euro pro Quadratmeter“, rechnete Kölbl vor. Momentan sei aber niemand bereit, wegen der unsicheren wirtschaftlichen und politischen Lage dies zu bezahlen. „Dafür müssen sich die Voraussetzungen verbessern und die Unternehmen wieder bessere Zahlen schreiben“, betonte Kölbl.

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