Essen: SV Kray 04 begeistert mit Weihnachtsbaum-Weitwurf
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Essen-Kray. Die Aktion des Essener Sportvereins begeistert mit kreativen Wurftechniken und familiärer Atmosphäre. So weit fliegen die Tannen in den Schnee.
Auf dem Sportplatz des SV Kray 04 fliegen die Tannen: hoch, weit oder auch mal tief – je nach Sichtweise. Es ist das erste Mal, dass der Sportverein einen Weihnachtsbaum-Weitwurf organisiert und er trifft damit direkt ins Herz des Publikums. Die Anwesenden haben eine Menge Spaß an diesem Samstagmittag (11. Januar), ob Klein, ob Groß, ob als Zuschauende bei Speis und Trank oder Mitwirkende.
„Das Wetter ist doch wie geschaffen für unsere Weihnachtsbaum-Weitwurf-Meisterschaft“, sagt Jan Bernecker erfreut mit Blick auf den tief verschneiten Sportplatz an der Schönscheidtstraße. Es ist ein Wintertraum bei null Grad Celsius, nur die Sonne will sich noch nicht blicken lassen.
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Der Probewurf erfolgt mit einem kleineren Sportgerät
Jan Bernecker ist Mitglied im Jugendvorstand des Vereins und weist mit Trainer Christian Pollerhoff die Teilnehmenden auf dem abgezirkelten Feld in das besondere Prozedere des Wettbewerbs ein, während die Kinder des Vereins bereits mit einem Minibaum in einem benachbarten Bereich ihren eigenen Wettkampf austragen dürfen – und dabei viel Spaß haben.
Der Spaßfaktor soll auch für die Erwachsenen gelten. Doch bei ihnen geht es nicht nur darum, den Baum irgendwie ins Feld zu bugsieren. Nein, es geht schon um kapitale Meter – und um eine kluge Strategie des Werfens.
Zuerst absolvieren alle Teilnehmenden mit einem kleineren Tannenbaum einen Probewurf. Dieser ist leicht an Gewicht, etwas dürr an den Zweigen, aber gut zu handhaben und entsprechend weit sind die Würfe: fünf, sieben oder gar acht Meter bei den Herren. Dann müssen sich die Herren aber an einem größeren, mit dichten Zweigen besetzten Exemplar versuchen. Die Ergebnisse liegen da im Schnitt nur noch bei drei bis vier Metern.
Die Damen nutzen für ihren zweiten Wurf indes die kleinere Variante. Für die Wertung wird jeweils der zweite Wurf notiert. In einer weiteren Runde geht es dann nach dem K.O.-System, bis ein Sieger gekürt werden kann.
Die Wurftechniken sind vielfältig, aber nicht alle sind erfolgreich
Die Techniken sind vielfältig. Da gibt es beispielsweise den Überkopf-Wurf, den Speerwurf, den Hammerwurf und den Wurf aus der Schulter, entweder mit Anlauf oder aus dem Stand oder aus der Drehbewegung heraus. Zumeist werden beide Hände genutzt, um das nadelige Sportgerät in die Luft zu befördern, denn einhändige Versuche werden stets mit enttäuschenden Ergebnissen quittiert. „Man schaut schon, wie es die anderen machen, und lernt daraus“, sagt Vereinsvorstand Thorsten Rossocha mit einem Augenzwinkern. Auch er misst sich mit über 20 weiteren Teilnehmenden an diesem Tag im Tannen-Weitwurf.
„Man schaut schon, wie es die anderen machen, und lernt daraus.“
Die Bäume standen übrigens zuvor nicht wochenlang in den Wohnzimmern von Vereinsmitgliedern, sondern sind frisch. „Sie wurden uns gespendet“, berichtet Jan Bernecke. Die Exemplare seien unangetastet auf dem Sportplatz eingetroffen und erst für den Wettbewerb von ihren Verpackungsnetzen befreit worden. „Es hätte auch jeder seinen Weihnachtsbaum mitbringen können“, sagt Benecke. Aber für die erste Ausrichtung eines solchen „internationalen“ Wettbewerbs habe man auch für alle einheitliche Bedingungen schaffen wollen.
Wer über die Grenze tritt, bekommt Zentimeter abgezogen
Was Teilnehmerin Nina Engelsberg nur recht ist. Ihr eigener Weihnachtsbaum wäre wohl erheblich zu groß und schwer dafür gewesen, erklärt die 38-Jährige, die mit ihrer gesamten Familie auf dem Platz ist. „Es macht viel Spaß, das ist eine sehr unterhaltsame Veranstaltung.“ Sie hat ebenfalls erst mal die Konkurrenz beobachtet und dann die Tanne mit der Spitze voran geworfen. Mit ihren 3,15 Meter ist sie höchst zufrieden.
„Nur, wo die Spitze hin zeigt, zählt“, ruft Pollerhoff auch immer wieder, wenn ein Werfer oder eine Werferin über das Ergebnis in Metern und Zentimetern diskutieren will. Im Zweifel zückt der Trainer den eigens mitgebrachten Zollstock. Pech hat, wer die markierte Abwurfgrenze übertritt und die Schnur reißt: Das kostet wertvolle Zentimeter Abzug.
Manch ein Teilnehmer setzt sich gekonnt in Szene
Doch wen es erwischt, der nimmt es locker. „Das soll schließlich eine Spaßveranstaltung sein“, sagt Jan Bernecker, der jedem Werfer und jeder Werferin auch erst einmal eine grüne Plastikkappe mit lustigen Ohren verpasst, bevor er oder sie in Aktion treten darf.
Das unterhaltsame Event ist denn auch Plattform für so manche Albernheit auf dem Platz. Günter Doncks etwa, Mitglied der Altherren-Fußballmannschaft, tritt als Sieger des Weihnachtsbaum-Weitwurfs in Lappland auf. Mit Goldkette und Musikanlage posiert er erst mal für Fotos, bevor er den schweren Baum im Rotationsverfahren nach vorne katapultiert. Knapp vier Meter schafft er. „Mit meinen künstlichen Hüftgelenken ist das die beste Methode“, sagt er lachend. Er müsse Lappland schließlich „würdig vertreten“, scherzt er auf seine „Krone“ auf dem Haupt angesprochen.
Gewonnen hat Doncks allerdings nicht. Vereinskollege Jan Bernecker holte den Wanderpokal für die Herren. Bei den Frauen siegte Johanna Gruszka. Die Kinder hatten ihren eigenen Pokal, den Fillip Gruszka gewonnen hat.
Hier gibt es die schönsten Fotoimpressionen vom Event:
Weihnachtsbaum-Weitwurf: Die besten Fotos aus Essen
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Der Verein kämpft seit langem für einen Kunstrasenplatz
Neben dem Spaßfaktor hat der Sportverein dennoch auch ein ernstes Anliegen mit dieser öffentlichkeitswirksamen Aktion: „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass dieser Sportplatz einer der letzten Aschenplätze in Essen überhaupt ist“, so Bernecker. Die letzten Gespräche mit der Stadt über einen möglichen Umbau wurden Ende 2023 geführt. „Wir brauchen dringend einen Kunstrasen. Doch die Stadt hat uns wohl vergessen.“
Das sei bitter, gerade für einen Verein, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, Kinder und Jugendliche besonders zu fördern. Unabhängig ihrer Altersklassen, Gesellschaftsschichten, Fähigkeiten und Nationalitäten gebe es mehrmals in der Woche Trainingseinheiten und am Wochenende stünden Spiele auf dem Programm. Und das alles beitragsfrei für die Jugend. Die Erlöse aus dem Weihnachtsbaum-Weitwurf kommen im Übrigen ebenfalls der Jugendabteilung zugute.
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