Essen. Den aktuellen Standort werden sie verlassen müssen, doch die Café-Betreiber haben bereits neue Pläne: auch ein Ort in Altenessen ist dabei.

Ein paar Monate noch, dann wird das populäre „deinKult-Café“ seine Türen an der Karl-Denkhaus-Straße schließen müssen. Lange hatte der Streit zwischen den Café-Betreibern, dem Ehepaar Duy, und deren Vermieterin, der KD11/13-GmbH, geschwelt: Es ging um die vermeintlich unwirksame Kündigung, um fehlende Betriebskostenabrechnungen, strittige Gewinnbeteiligungen und allerlei andere Probleme rund um das Mietverhältnis. Erst ein Gütetermin vor Gericht konnte die festgefahrene Situation vor einigen Wochen lösen und dem Konflikt ein Ende bereiten.

Nun heißt es also Abschied nehmen. Doch bei Neslihan und Eyyüphan Duy ist die Stimmung alles andere als trüb. Die Verzweiflung der letzten Wochen ist offenbar neuem Tatendrang gewichen: Denn es gibt vielversprechende Perspektiven für das Café und die Arbeit des gleichnamigen Vereins.

Neue Zollverein-Gastronomie soll schon im Dezember für einige Wochen öffnen

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Zwei große Projekte hat das Paar in Aussicht. Eines davon: das Kokerei-Café auf Zollverein. „Der Vertrag ist unterschrieben“, sagt Eyyüphan Duy. Ab dem 1. November könnten sie anfangen, die Flächen des künftigen Café-Restaurants aufzuräumen. Wenn dann der alljährliche Betrieb der Schlittschuhbahn anläuft, soll auch die neue Gastronomie erstmals öffnen. Im Anschluss an die Schlittschuhsaison folge dann der Umbau der Räume – so der Plan. „Die Gastronomie braucht ein neues Gesicht und einen neuen Namen“, sagen die Duys.

Details wollen Stiftung Zollverein und das Kult-Café-Team in den nächsten Wochen preisgeben. Nur soviel vorab: „Es wird eine Live-Location, in der auch Konzerte und Partys stattfinden sollen“, so Eyyüphan Duy. Und, darauf legen die neuen Betreiber besonderen Wert: Es soll ein Ort für die Menschen im Stadtteil und im Bezirk werden, mit Angeboten, die speziell auf sie zugeschnitten sind.

Das entspricht offenbar auch den Wünschen der Stiftung Zollverein. Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein: „Wir freuen uns, dass wir mit Neslihan und Eyyüphan Duy sehr erfahrene Gastronomen als neue Betreiber für das Kokereicafé gewinnen konnten. Ihr soziales Engagement und ihre enge Verbindung zum Quartier machen sie zu idealen Partnern, um die Gastronomie neben dem kulinarischen Erlebnis noch mehr zu einem lebendigen Treffpunkt und Ort der Begegnung zu entwickeln.“

Essener Verein hat eine Referentin für die Projekt- und Netzwerkarbeit eingestellt

In den Räumen an der Karl-Denkhaus-Straße kann es für das Kult-Café nicht weitergehen. Doch es könnte einen neuen Standort ganz in der Nähe geben.
In den Räumen an der Karl-Denkhaus-Straße kann es für das Kult-Café nicht weitergehen. Doch es könnte einen neuen Standort ganz in der Nähe geben. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Maßgeblich dabei unterstützen soll auch eine neue Mitarbeiterin des „deinKult“-Vereins. Seit dem 1. Oktober ist Rebecca Burke als Referentin angestellt. Die 46-Jährige ist Historikerin und promovierte Kulturwissenschaftlerin: „Die einzige Deutsche weltweit mit einem Doktortitel in Maori-Kultur“, sagt sie über sich. Zehn Jahre hat sie in Neuseeland gelebt und gearbeitet, doch ursprünglich kommt sie aus Essen, wo sie nun die sozialen Projekte, vor allem mit Jugendlichen, aber auch zum Thema Altersarmut und Einsamkeit, und die Netzwerkarbeit des Altenessener Vereins weiter voranbringen möchte. Dabei spiele auch die Zollverein-Gastronomie eine große Rolle.

Denn historisch betrachtet sei Zollverein für die Menschen aus der Umgebung lange Zeit ein wesentlicher Bestandteil ihres Alltags gewesen. Mit der Entwicklung zum Tourismusmagneten sei das Welterbe jedoch zu einer Art „Ufo im Stadtteil“ geworden. Durch das neue Konzept für das Kokerei-Café, so hoffe sie, könne der Ort wieder stärker zum Treffpunkt für Anwohner und Nachbarn werden.

Kult-Café-Team möchte Kantine im Altenessener Gesundheitspark übernehmen

Weitere Infos zum KD 11/13 und dem Kult-Café

Noch nicht ganz so konkret sind die Pläne für ein zweites gastronomisches Projekt unter Leitung der Duys. Sollte alles klappen, dürften besonders die Altenessener Café-Stammkunden aber erleichtert sein: Denn der mögliche neue Standort für ein öffentliches Café und SB-Restaurant liegt ganz in der Nähe: „Wir sind im Austausch mit den Verantwortlichen vom Gesundheitspark Altenessen, dem ehemaligen Marienhospital“, berichtet Neslihan Duy. Dort ist seit der Eröffnung des Gesundheitsparks einiges im Fluss: Das medizinische Angebot wird sukzessive erweitert und Räumlichkeiten werden entsprechend umgebaut. So steht als Nächstes etwa die Eröffnung einer Physiotherapie-Praxis an. Zudem werden aktuell noch mehrere Etagen von geflüchteten Menschen aus der Ukraine bewohnt.

Das Kult-Café-Team kann sich vorstellen, den Kiosk sowie die bisherige Kantine im Gesundheitspark zu übernehmen. Ihre Konzeptidee sieht vor, die Menschen im Gesundheitspark nach Möglichkeit einzubinden: etwa Geflüchtete, die über eine Arbeit im Café die Sprache lernen und Kontakte knüpfen könnten, oder auch Patienten, deren psychiatrische Erkrankungen einen stationären Aufenthalt in der künftigen Psychiatrie erfordern, die sich aber eine Aufgabe wünschen.

„Es ist wichtig, dass wir nicht einfach aus Altenessen verschwinden. Es gibt hier Menschen, die uns brauchen.“

Eyyüphan Duy

Noch würden Planungen und Nutzungsideen für Kiosk und Kantine geprüft, heißt es vonseiten der Contilia GmbH, die den Gesundheitspark betreibt. „Das Kult-Café-Team unterstützt seit längerer Zeit bereits viele unserer Veranstaltungen“, sagt Sprecherin Christa Herlinger. „Uns gefallen die Ideen und Pläne für den Standort und natürlich die soziale Intention, die dahintersteht.“

Helfer und Sponsoren gesucht

Wer sich für die Mitarbeit im Jugendhilfswerk „deinKult e.V.“ interessiert, oder sich vorstellen kann, Projekte zu sponsern, erhält weitere Informationen bei Rebecca Burke: burke@deinkult.de

Viele Arten von Hilfe seien in der Vereinsarbeit möglich, so Rebecca Burke. „Man kann sich auf unterschiedliche Weise einbringen und sich ausprobieren. Wir freuen uns über jeden, der uns unterstützt.“

Das Kult-Café bleibt dem Stadtteil am jetzigen Standort noch einige Monate erhalten, in den Herbstferien steht allerdings auch für die Café-Mitarbeiter eine Pause an: Vom 14. bis 25. Oktober bleibt das Café wegen Betriebsferien geschlossen.

Losgehen könnte es frühestens im März 2025: Dann würden erst einmal Umbauarbeiten anstehen, die mindestens vier bis sechs Wochen dauern dürften, schätzt Eyyüphan Duy. „Vielleicht könnten wir dort zum Frühjahr eröffnen.“ Die Räume an der Karl-Denkhaus-Straße müssen bis spätestens zum 30. Juni 2025 geräumt sein. Unterdessen steht für das Team auch die Suche nach weiterem Personal für beide Gastronomien an sowie nach weiteren Ehrenamtlern und vor allem Sponsoren für die sozialen Projekte im Verein.

Eyyüphan und Neslihan Duy jedenfalls sind fest entschlossen, ihre Arbeit auch in Altenessen weiterzuführen. Die Zollverein-Gastronomie sei ein tolles Projekt, doch für viele ihrer Stammkunden schlicht zu weit entfernt. „Es ist wichtig, dass wir nicht einfach aus Altenessen verschwinden“, sagt Eyyüphan Duy. „Es gibt hier Menschen, die uns brauchen.“

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