Essen. Städtische Immobilie mit dem höchsten Energieverbrauch will klimaneutral werden. Wärme- und Dampfversorgung laufen dafür künftig mit Ökostrom statt Gas
Das Museum Folkwang soll auf dem Weg zum klimaneutralen Betrieb einen entscheidenden Schritt voran kommen. Am Mittwoch, 18. Dezember, entscheidet der Essener Rat über die Umstellung der Anlagentechnik zur Wärme- und Dampferzeugung. Weg vom Gas, hin zum Ökostrom lautet das Motto. Die Kosten für die Wärmepumpen-Umrüstung werden mit knapp vier Millionen Euro beziffert. Rund 900.000 Euro könnten nach Ansicht der Fachplaner über zwei Förderprogramme des Bundes refinanziert werden.
Die Investition soll sich nicht nur fürs Klima auszahlen, sondern auch das Image des Museums befördern. Schon jetzt gilt das Folkwang bundesweit als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die Umrüstung der Gerätetechnik zur Wärme- und Dampferzeugung sei der alles entscheidende Schritt hin zum „grünen Museum“, heißt es in der Ratsvorlage.
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Die Bedeutung der Maßnahme lässt sich nach Ansicht von Folkwang-Direktor Peter Gorschlüter auch mit eindrücklichen Zahlen untermauern. So sei das Museum Folkwang die städtische Liegenschaft mit dem höchsten Energieverbrauch, ließ der Folkwang-Chef vor wenigen Tagen im Kulturausschuss wissen. Auf immerhin 4,25 Millionen Kilowattstunden summiere sich der jährliche Gasverbrauch. Das entspreche immerhin drei Prozent des Energieverbrauchs aller städtischen Gebäude.
„Das Museum Folkwang ist die städtische Liegenschaft mit dem höchsten Energieverbrauch““
Denn um die Millionenwerte zu schützen, die das Folkwang beherberge, brauche es eine ausgeklügelte Klimatechnik, die rund um die Uhr für ein gleichbleibendes Raumklima sorgt und sich in Kältetechnik, Heiz- und Dampfversorgung unterteilt. Nachdem die Kältetechnik bereits auf Ökostrom-betriebene Anlagen neuester Bauart umgestellt wurde, soll nun auch die Heiz- und Dampfversorgung auf Ökostrom-betriebene Wärmepumpen umgerüstet werden. Dies soll in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Essen geschehen, die die neue Gerätetechnik stellen, betreiben und auch für die Lieferung des Stroms zuständig sind. Die auf dem Folkwang-Dach installierte Photovoltaikanlage decke derzeit etwa sechs Prozent des eigenen Energiebedarfs, sei aber nur noch bedingt ausbaufähig, so Gorschlüter.
Die gänzlich klimaneutrale Energieversorgung des Museums sei eine wichtige Investition in die Zukunft, auch was die Außenwirkung angehe. Der Museumschef verzeichnet schon jetzt ein steigendes Interesse bei Besuchern und auch bei Politik und Förderern, wenn es um Fragen der Nachhaltigkeit und Klimaneutralität geht.
Der Druck werde sich absehbar erhöhen, glaubt Gorschlüter. Zumal Folkwang sich bundesweit längst eine Vorreiterrolle erarbeitet habe. So gehörte das Haus 2020 zu den bundesweit 18 Teilnehmern eines von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Pilotprojekts zur Klimabilanzierung von Kulturinstitutionen. Beim Thema Biodiversität und Photovoltaik hat man schon vorgelegt. Auch die vollständige Umrüstung der Beleuchtung auf LED-Technik ist im vollem Gange. Die eigentlich große und wesentliche Maßnahme aber sei die Umstellung der Gebäudetechnik, heißt es.
Essener Museum Folkwang gilt schon jetzt als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität
Zustimmung für die Pläne gibt es von CDU und Grünen, die den Antrag auf den Weg gebracht haben. Die Umrüstung sei „ein zwingend notwendiger Schritt“, sagt Grünen-Politikerin Tabea Buddeberg. Folkwang werde damit zum „Modellprojekt für andere Häuser, ich freue mich, dass unser Museum so fortschrittlich ist“. „Der Weg ist richtig“, glaubt auch Karlgeorg Krüger von der FPD. „Um Geld einzusparen, muss ich erstmal welches in die Hand nehmen“, sagt Barbara Rörig (CDU).
„Eine Amortisationsmöglichkeit der Investitionskosten über Minderausgaben durch den verringerten Gasverbrauch besteht nach der heutigen Marktsituation nicht“, heißt es dazu allerdings in der Vorlage. Die aus der Umstellung resultierenden Mehrkosten für den derzeit teureren Energieträger Strom belaufen sich nach derzeitigen Schätzungen zudem auf rund 292.000 Euro im Jahr. Wie stark man durch die Umstellung in den kommenden Jahren von Einsparungen bei der CO₂-Abgabe profitieren kann, sei angesichts der dynamischen Preisentwicklung noch nicht abzusehen, heißt es in der Ratsvorlage. SPD-Kulturpolitiker Hanns-Jürgen Spieß beschleicht ob der hohen Ausgaben deshalb ein „mulmiges Gefühl“. Er hält das Vorhaben eher für ein „Nice-to-have“-Projekt.
Trotz zusätzlich notwendiger Strom- und Rohrleitungen werde der Museumsbetrieb von der Umrüstung der Anlagentechnik nicht spürbar beeinträchtigt, erklärte Gorschlüter auf Anfrage von Heike Kretschmer (Die Linke). Die Arbeiten sind auf etwa zwölf Monate angesetzt. Die Wärmepumpen sollen zur Bismarckstraßen-Seite hin aufgestellt werden.
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