Essen. Essener Museum Folkwang will klimaneutral werden. Welche Maßnahmen schon heute greifen. Und wie auch das Publikum beim CO2-Einsparen helfen kann.
Kunst ist schön, sorgt aber auch für CO₂-Emissionen. Im Essener Folkwang Museum will man in Sachen Klimaschutz aber weiter vorangehen. Neben den Ausstellungen soll auch die Klimabilanz in Zukunft vorbildlich sein. Was sich Folkwang auf dem Weg zum „Grünen Museum“ vorgenommen hat.
Das ehrgeizige Ziel lautet, die Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null zu reduzieren. Zahlreiche Maßnahmen seien bereits auf den Weg gebracht, „die den CO₂-Fußabdruck des Museums bereits heute maßgeblich verringern“, sagt Museums-Direktor Peter Gorschlüter. Um weiter voranzukommen, brauche es aber nicht nur Investitionen in die Technik. Auch die Nutzung von Recyclingpapier, der Einsatz wiederverwendbarer Ausstellungsmodule oder die Umstellung von Halogen-Leuchtmitteln auf LED sorgen für eine bessere Ökobilanz. „Für uns ist wichtig zu wissen: Wo entstehen Emissionen im Musesumskontext, wo sind die Stellschrauben, an denen wir drehen können und welche Stellschrauben machen auch wirklich den Unterschied“, sagt Gorschlüter.
„Wo sind die Stellschrauben, an denen wir drehen können?“
In einem Punkt ist das Folkwang den meisten anderen Museen im Lande ohnehin schon weit voraus. Es kann seine Nachhaltigkeitsbemühungen mittlerweile auf konkrete Zahlen und Daten stützen. Möglich gemacht hat das ein Pilotprojekt der Kulturstiftung des Bundes. 2019/20 konnten 19 Kultureinrichtungen bundesweit ihre Klimabilanz erstellen, die Zahlen sind nun Grundlage zahlreicher Maßnahmen.
Die wichtigste Umstellung hat man in Zusammenarbeit mit der Stadt Essen und der Grundstücksverwaltung Essen (GVE) bereits umgesetzt: Die Umstellung der für ein Museum unabdingbaren Klimatisierung. Die Kältetechnik wird mittlerweile nicht mehr von Erdgas betrieben, sondern durch eine Ökostrom-betriebene Anlage ersetzt. Auf dem Museumsdach produziert eine hauseigene Photovoltaikanlage seit 2022 Solarstrom, der zu 100 Prozent in die museumseigene Versorgung geht. Auch die Heiz- und Dampfversorgung, die für die beständige Luftfeuchte in den Ausstellungsräumen zuständig ist, könnte in Zukunft auf Ökostrom-betriebene Wärmepumpen umgerüstet werden, erklärt Gorschlüter. „Damit wären wir im Bereich der Energieversorgung klimaneutral und ein absoluter Vorreiter in Deutschland.“
Dass der Wandel zum „grünen Museum“ nicht ohne ein entsprechendes Investment funktioniert, ist dem Essener Museumschef bewusst. Andererseits könne man jetzt schon auf den Weg bringen, was früher oder später wohl ohnehin Vorgabe werde „Warum jetzt noch Mengen von CO2 in die Luft pusten?“ fragt Gorschlüter. Er sieht das Museum auch in der gesellschaftlichen Verantwortung – den Erhalt des Kulturerbes mit zukunftsorientiertem Nachhaltigkeitsmanagement zu vereinen.
Beim Thema Klimaschutz sollen Mitarbeiter aus allen Abteilungen mitgenommen werden
Die Vorreiterrolle wird bundesweit wahrgenommen. So gehört das Museum Folkwang mittlerweile zum von der Bundesregierung geförderten „Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien“. NRW-Kulturministerin Ina Brandes überreichte 21 Kulturschaffenden in Essen unlängst die Zertifikate als IHK-geprüfte „Transformationsmanagerinnen und -manager“, die ihre Expertise nun in die Häuser tragen sollen
Beim Thema Klimaschutz sollen schließlich alle mitgenommen werden. Eine Nachhaltigkeits-AG mit Mitarbeitern aller Abteilungen sammelt im Folkwang gemeinsam Ideen zum Thema Klimaschutz. Bei der Vergabe von Aufträgen an externe Anbieter gilt es mittlerweile, strenge Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen. Und um die gesamte Transportlogistik langfristig zurückfahren zu können, sollen Sonderausstellungen künftig noch stärker aus der eigenen, reichen Osthaus-Sammlung entwickelt werden.
Besucher werden zu ihrem Anreiseweg und den genutzten Verkehrsmitteln befragt
Den Wandel zum „Grünen Museum“ kann man aber auch schon von außen sehen. Die einst akkurat bepflanzten Blumenrabatten sind in Kooperation mit Grün und Gruga einer bienenfreundlichen Staudenbepflanzung gewichen. Und die E-Zapfsäule in der Tiefgarage ist zumindest eine Antwort auf die Frage, wie man auch die Anreise der Museumsbesucher in Zukunft umweltverträglicher gestalten könnte, denn deren CO2-Abdruck fließt eben auch mit ein in die Klimabilanz.
Bislang, so Gorschlüter, gibt es nur Schätzzahlen zum Thema Besuchermobilität. Eine Publikums-Befragung zu Anreiseweg und der Wahl der Verkehrsmittel soll bald mehr Anhaltspunkte geben. „Ende des Jahres werden wir ziemlich konkrete Zahl für den Durchschnittswert haben.“ Ob daraus engere Kooperationen mit der Ruhrbahn, mehr E-Auto-Ladestellen oder das Angebot einer CO2-Kompensation nach dem Flugticket-Prinzip mündet, muss sich zeigen. „Wir können ja nur Anreize schaffen“, sagt Gorschlüter.
Kultur durch Wandel, Wandel durch Kultur: Das Motto von Museumsgründer Karl Ernst Osthaus sei eben auch in puncto Nachhaltigkeit anwendbar, findet Peter Gorschlüter.
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