Essen. Der Essener Fotograf Peter Wieler hat mehr als 300 Frauen fürs Familienbild abgelichtet: Fotoband versammelt Mütter und Töchter, Großmütter und Enkelinnen
Bildschönes Familientreffen vor der Kamera: „Mütter & Töchter“ heißt das neue Fotobuch des Essener Event- und Pressefotografen Peter Wieler. Der prachtvolle Bilderband ist schon das zweite „Familienalbum“ des Fotografen, der 2021 bereits ein Buch über „Väter und Söhne“ veröffentlicht hat. Nun folgt das weibliche Pendant als weiteres Herzensprojekt des Essener Lichtbildners, der das klassische Genre des Familienbildes mit künstlerischer Hingabe fortschreibt.
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„Die Resonanz, die ich aus dem ersten Buch erfahren habe, war so beeindruckend, dass ich schnell zu dem Schluss gekommen bin, dass ich auch „Mütter & Töchter“ umsetzen möchte“, berichtet Peter Wieler. 316 Frauen hat er vor der Kamera versammelt, Mütter und Töchter, Omas und Enkelinnen, Ur-Großmütter und Ur-Enkelinnen. Bis zu vier Generationen standen gemeinsam vor der Kamera, und das nicht selten zum allerersten Mal in dieser Konstellation.
Wer die 82 ganz unterschiedlichen Generationenporträts betrachtet, erahnt nicht nur den technischen, sondern auch logistischen Aufwand, der in manchen Aufnahmen steckt. Mal sind es dabei nur zwei, mal bis zu ein Dutzend Frauen, die sich zum Fototermin versammelt haben.
Dass sich einige von ihnen gründlich auf das Zusammenkommen vorbereitet haben, sieht man schon am abgestimmten Styling. Manche haben sich für einen Gesamtlook in Jeansblau entschieden, manche sind in gediegenes Schwarz gehüllt oder tragen traditionelle farbenfrohe Gewänder. Selten, so hat es den Anschein, wurde das gemeinsame Erscheinungsbild jedenfalls dem Zufall überlassen.
Das sei auch ein wesentlicher Unterschied zu seinem „Väter & Söhne“-Band gewesen, berichtet Wieler. „Die meisten Männer sind reingekommen, haben ihre Jacken in die Ecke geworfen und gesagt: ,Mach fertig‘. Die Frauen schauen, dass Haare und Kleidung sitzen. Und sie achten auch untereinander mehr auf sich.“
Das Ergebnis ist bildschön, aber trotzdem lebensecht. Ganz anders jedenfalls als bei einem Beauty-Fotoshooting, hat es eine der jüngeren Teilnehmerinnen empfunden, „so authentisch, kein Fake“. In Wielers Bildern geht es schließlich nicht um Makellosigkeit, sondern um Präsenz - und Beziehungen.
Und es geht auch um das „Nicht-Sichtbare“, das man aus Blicken, Haltungen, Mimik ablesen kann. Was verbindet, was trennt vielleicht? Wie stellen sich die Frauen auf? Arm in Arm oder lieber mit ein wenig Distanz? Kommt Großmutter in die Mitte? Oder gehören die Kleinen nach vorn?
Peter Wieler stellt die Bühne, sorgt für das passende Licht und den immer gleichen Hintergrund, aber er gibt keine festen Regieanweisungen. Selbst der Drehstuhl, der bei den Vätern und Söhnen noch wiederkehrendes Utensil war, ist gewichen. Stattdessen gibt nun ein paar Kisten, selten einen Stuhl.
Der Blick geht frontal in die Kamera, ein Lächeln ist allenfalls angedeutet und vom Fotografen nicht so gern gesehen. „Mit den Bildern wollte ich weg von Oberflächlichkeit und einem Zuviel heutiger Inszenierung. Hin zu Bildern von Menschengruppen, die durch Reduktion etwas Zeitloses bekommen und die so um so mehr Ruhe ausstrahlen“, erklärt Wieler im Vorwort des opulenten Bilderbandes.
In einer Zeit, in der die Bilder geradezu inflationär und tausendfach reproduziert um unsere Aufmerksamkeit buhlen, will Peter Wieler den Blick wieder auf das Original lenken. „Jeder besitzt heute ein Handy, Selfies sind ja auch schön. Aber die Bedeutung der Fotografie leidet darunter. Das finde ich sehr schade“, sagt der 63-Jährige.
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Etliche „Väter & Söhne“-Bilder, weiß Wieler, hängen heute da, wo früher einmal der angestammte Platz eines Familienbildes, vielleicht sogar Gemäldes war: An der Wohnzimmerwand, überm Schreibtisch oder Kaminsims. Bei den fotofrafierten Frauen dürfte es nicht anders sein, die Wieler zumeist aus seinem weitläufigen Bekanntenkreis gefunden hat.
Die Tatsache, dass der Essener Fotograf seit über 30 Jahren bestens im Geschäft ist, schon Weltstars von Udo Lindenberg bis Modezar Karl Lagerfeld vor der Kamera hatte, wird ihm auch diesmal die Arbeit erleichtert haben. Manche Frauen seien nach der Veröffentlichung seines „Väter & Söhne“-Bandes sogar auf ihn zugekommen.
Insofern ist der „Mütter & Töchter“-Band auch fotografierte Gleichberechtigung. Er zeigt bekanntere Frauen der Stadt, wie die Aalto-Sängerin Marie-Helen Joel oder Schauspielerin Veronika Maruhn, aber auch viele, die sonst nicht im Scheinwerferlicht stehen. Rentnerinnen und Dachdeckerinnen sind dabei, Modedesignerinnen und Verkäuferinnen, Krankenschwestern und Kunsthistorikerinnen, Hausfrauen und Unternehmerinnen.
Fast drei Jahre hat Wieler an dem „Mütter & Töchter“-Projekt gearbeitet, das nicht nur ihm, sondern auch den meisten abgelichteten Frauen ein ganz besonderes Gemeinschaftsevent beschert hat. Der Essener Fotograf möchte deshalb weiterhin an fotografischen Langzeitprojekten arbeiten. Das nächste Projekt steht schon fest. Diesmal bittet Wieler Paare unterschiedlicher Nationalitäten und auch ihre Kinder vor die Kamera.
Der Band „Mütter & Töchter“ ist im Selbstverlang erschienen (ISBN 978-3-00-080011-5) und kostet 75 Euro. Zu beziehen ist das Fotobuch in diversen Buchläden der Stadt, auf Online-Buchportalen und via info@peterwieler.de
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