Essen. Der Essener Fotograf Peter Wieler hat in der Corona-Pandemie ein Langzeitprojekt umgesetzt und lichtete lauter Männer zum Generationen-Porträt ab.

Ein Fotobuch wird zum Familienalbum: Den Komiker Uwe Lyko trifft man mal nicht in der Rentner-, sondern in der Vaterrolle. Und Schauspieler Henning Baum ist auch als Vater und Sohn ein starker Typ. Der

Ferdinand und Felix Vörtler.   
Ferdinand und Felix Vörtler.    © Unbekannt | PETER WIELER

Essener Fotograf Peter Wieler hat sie alle für einen Bildband vor die Kamera geholt. 268 Menschen hat er fotografiert. Väter und Söhne. Großväter und Enkel sind auch dabei. Die Bilder zeigen prominente und weniger prominente Männer, Mehrgenerationen-Sippen und Kleinfamilien, Beziehungen mit Nähe und Distanz.

Genau das hat Wieler an seinem Vater-Sohn-Projekt interessiert: „Zu zeigen, wie sie zueinander stehen. Man sieht die Ähnlichkeiten in den Gesichtern, erkennt aber auch, wie unterschiedlich Väter und Söhne sein können“, sagt der Fotograf über sein Buchprojekt, bei dem er ein Jahr lang am immer gleichen Ort und bei immer gleichen Lichtverhältnissen doch immer wieder neue Blicke auf Vater-Sohn-Beziehungen geworfen hat.

Auch schon Lindenberg und Lagerfeld, Merkel und Till Brönner fotografiert

Familienbilder gibt es natürlich viele. Früher ging man dafür in ein Fotostudio, zog sich was Ordentliches an, rahmte das Ergebnis und erfreute Oma und Opa zu Weihnachten mit diesem Zeugnis familiären Zusammenhalts. Doch die Großfamilien-Aufnahme auf dem Kaminsims ist im Verschwinden begriffen. Familiäre Erinnerungsbilder werden immer öfter zu Momentaufnahmen auf dem Handy. Wisch und weg.

Während der Pandemie aber ist die Bedeutung des Familienbildes für Peter Wieler neu in den Mittelpunkt gerückt. Der Essener hat schon Stars wie Sänger Udo Lindenberg und Modezar Karl Lagerfeld, Kanzlerin Angela Merkel oder Jazz-Trompeter Till Brönner fotografiert. Die Corona-Zeit aber schaffte plötzlich Raum für dieses besondere fotografische Langzeitprojekt. Irgendwann war sie also geboren, diese zunächst etwas spinnerte Idee, Väter und Söhne vor die Kamera zu holen.

Grönemeyer, Henning Baum, Ohnesorg, Vörtler, Lyko und die Stratmanns

Dietrich und Till Grönemeyer    
Dietrich und Till Grönemeyer     © Unbekannt | PETER WIELER

Nur Männer?!? Bei Wieler ist das kein Statement, er hat sich irgendwann einfach umgeguckt und festgestellt, „dass es Bildbände mit diesem Thema nicht gibt oder nur in anderen Zusammenhängen“ Schon gar nicht einen Bildband, der so selbstverständlich Stars und Stadtprominenz neben dem Steuerberater und Glasbläsermeister von nebenan in einem Buch vereint. Und die 83 verschiedenen Väter-Söhne-Aufnahmen zu einem echten Generationenporträt rundet.

Als Wieler mitten in der Coronazeit startet, muss sich das Projekt erst einmal herumsprechen. Dass der 60-jährige Fotograf nach über 30 Arbeitsjahren mit der Kamera exzellente Kontakte hat, spielt ihm in die Karten. Essens „letzter Bulle“, Schauspieler Henning Baum ist einer der ersten, der mitmacht und sich mit Papa Eckhard und Sohn Ian porträtieren lässt. Viele Väter und Söhne folgen – vom Mediziner Dietrich Grönemeyer und Sohn Till bis zum Intendanten des Klavierfestival Ruhr, Franz Xaver Ohnesorg, mit Severin, vom Schauspieler Felix Vörtler mit Sohn Ferdinand bis zum Flamenco-Gitarristen Rafael Cortes und Rafael Junior. Zu sehen ist auch ein letztes Porträt des im August verstorbenen Kabarettisten Ludger Stratmann mit Sohn Philipp.

Der Sohn sagte: „Lass die einfach mal!“

Aber auch die, die sonst nicht im Scheinwerferlicht stehen, holt Wieler zum Shooting ins Studio. Rentner und Unternehmer sind darunter genauso wie Gastronomen und Steuerberater, Kraftfahrer und Kaufleute, Ärzte und Übersetzer. Peter Wieler empfängt sie im immergleichen Setting, nur mit einem Hocker, der auch das Buchcover ziert. Ein Drehstuhl als Einladung, Position zu beziehen, buchstäblich. Wer nimmt den

Lucian, Peter, Peter, Michael und Julius Wieler   
Lucian, Peter, Peter, Michael und Julius Wieler   © Unbekannt | PETER wieler

Opa als „Stammesältesten“ in die Mitte? Wer lächelt oder lehnt sich beim Vater an? Wer verlegt sich aufs versierte Posen oder drängt raumgreifend den Junior an den Rand?

„Am Anfang habe ich noch dirigiert“, erzählt Wieler. Doch sein Sohn interveniert: „Papa, lass die einfach mal!“ Und so entstehen Bilder, die auch aus soziologischer Sicht spannend sind. Manche lassen erkennen, wie sich Hierarchien im Angesicht der Kamera noch heimlich in Haltungen verwandeln. Andere zeigen eine fast symbiotische Körpersprache und gelebte moderne Rollenbilder. Berührt und stolz sind am Ende eigentlich alle. Das Familienbild hängt bei vielen längst an der Wand.

Und einmal auch die ganzen Wieler-Männer

Für ein Foto seines opulenten Bildbandes ist Peter Wieler weit gefahren. 1600 Kilometer an einem Wochenende, Essen-Görlitz und zurück. Es ist ein weiter Weg für ein besonderes Bild – das eigene Familienbild. Und dann standen sie alle gemeinsam vor der Kamera: Papa Peter, Bruder Michael, die Söhne Julius und Lucian – und Peter Wieler mittendrin. Ein einziges Mal nicht hinter, sondern vor der Kamera. Die Schwägerin hat das Bild gemacht.

Und Wieler war erleichtert und glücklich, „am Ziel angekommen zu sein“. „Väter und Söhne“ ist sein erster Bildband.

Informationen zum Bildband „Väter und Söhne“

Der Band „Väter und Söhne“(170 S., 83 Abb., 55 €) erscheint kurz vor Weihnachten im Selbstverlag (ISBN 978-3-00-070890-9). Ein Teil des Erlöses geht an den Hilfsverein „Menschenmögliches“. Zu beziehen im Buchhandel, auf Online-Buchportalen und via info@peterwieler.de.