Essen. Susanne Reichelt alarmiert die Feuerwehr, als sie viele Fische leblos im Kupferdreher Deilbach treiben sieht. Die Stadt sucht nun weiter nach der Ursache.

„Ich war total geschockt“, so beschreibt Susanne Reichelt den Augenblick, als sie die vielen toten Fische unter der Deilbachbrücke in Kupferdreh vorbeitreiben sah. Sie habe rasch die Feuerwehr angerufen. Das war am Mittwoch, 4. Dezember, auch in den Tagen danach sucht das städtische Umweltamt nach der Ursache.

Susanne Reichelt arbeitet im Kanusportgeschäft Zölzer, das zwischen Kupferdreher Straße und Deilbach liegt. Hier geht sie in der Mittagspause regelmäßig mit ihrem Hund spazieren, verlässt sie das Gelände zur hinteren Seite, ist sie gleich am Ufer des Deilbachs. Als sie an diesem Mittag von der Brücke in Nähe des Kupferdreher Marktes ins fließende Wasser unter sich schaute, sah sie die kleinen Fische vorbeitreiben.

Essenerin erzählt im Video, wie sie die toten Fische gefunden hat

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Augenzeugin am Deilbach in Kupferdreh rief sofort die Feuerwehr Essen

Die seien ihr aufgefallen, weil es so viele gewesen seien. Sie dachte kurz, es seien doch eher Federn. „Die waren so klein, vielleicht sechs bis sieben Zentimeter groß“, schätzt sie. Andere seien eher zwölf, 13 Zentimeter lang gewesen. Es werden etwa 50 gewesen sein, die an ihr vorbeiflossen, allerdings lediglich an einer Seite des Baches. „Wäre ich länger stehengeblieben, hätten es auch Hunderte sein können“, vermutet sie.

„Gucken hilft nicht“, sagte sie sich in dem Augenblick jedoch kurz entschlossen, eilte zurück ins Büro und rief nach kurzer Rücksprache mit ihrem Kollegen die Feuerwehr, erst die Wache in Kupferdreh, dann wählte sie die 112 und erreichte die Leitstelle. „Die Kollegen waren vor Ort und haben auch tote Fische im Wasser gesehen“, sagt Feuerwehrsprecher Christian Schmücker. Da diese aber in dem Fließgewässer weitertrieben, habe die Feuerwehr keine toten Tiere aus dem Bach holen können. Dafür sei auf einem Löschfahrzeug auch gar kein Kescher vorhanden gewesen. Die Feurwehr habe dann das Umweltamt informiert.

Essenerin fragt sich, ob vielleicht Gift in den Deilbach gelangt sein kann

Auch flussaufwärts, bis Höhe der Kupferdreher Straße, Hausnummer 196, wurden laut Stadt dann tote Fische gefunden. Genau dort befindet sich das Kanusport-Fachgeschäftes Zölzer, das vor zwei Wochen, am 19. November, vom Hochwasser am Deilbach betroffen war. Ob es einen Zusammenhang mit dem Hochwasser gibt, ist derzeit weiterhin unklar.

„Ob das Gift gewesen sein kann“, hat sich Susanne Reichelt gefragt und sich gleichzeitig an das erinnert, was sie vor wenigen Wochen beobachtet hat. Da seien Fische aus dem Wasser gesprungen. „Sie machten Luftsprünge, wie man das von Delfinen kennt“, beschreibt sie den Anblick. Erst nachdem sie das Verhalten einem Kollegen erzählte, war ihr klar, dass die Fische möglicherweise nach Luft schnappten, weil vielleicht im Wasser Sauerstoff fehlte. „Sie wirkten aber quicklebendig“, so beschreibt sie den Eindruck, den die Tiere („unsere Deilbachfische“) damals machten.

Um nun die Gründe für das aktuelle Fischesterben herauszufinden, steht das Umweltamt nach Angaben der Stadt im Austausch mit der Bezirksregierung und dem Landesumweltamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und hat einen Umweltalarm ausgelöst.

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Zuletzt waren im Deilbach tote Fische gefunden worden, als im Februar 2023 in Velbert ein Güllefass ausgelaufen war. Die braune Brühe aus dem 2000-Kubikmeter-Gülletank hatte sich einen Weg bis nach Essen gebahnt. Dieser Gülle-Unfall bedeutete zunächst einen Rückschlag für die ökologische Verbesserung des Gewässers, das zuletzt offengelegt wurde und jetzt in Kupferdreh in einem neuen Bett zwischen S-Bahnhof und Autobahn fließt.

Zuständige der Unteren Wasserbehörde des Umweltamtes waren nun am Mittwoch vor Ort, um die Situation zu betrachten, die Beseitigung der Kadaver zu veranlassen und nach möglichen Ursachen im Oberlauf des Deilbachs zu suchen. Sie hätten nur noch wenige tote Fische vor Ort gefunden. In Kooperation mit dem Landesumweltamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) wurden die Fischkadaver eingesammelt.

Das LANUV übernimmt die Untersuchung und Beprobung, um Rückschlüsse auf eine Ursache zu ziehen. In Rücksprache mit der Feuerwehr konnten auch keine auffälligen Gerüche wahrgenommen werden, als die Fische gefunden wurden. Am Tag darauf (5. Dezember) wurden keine weiteren toten Fische oder sonstige Auffälligkeiten vorgefunden. Die Ursache für das Fischsterben ist weiterhin unbekannt, erklärt die Stadt und will die Ergebnisse der Proben mitteilen, sobald diese vorliegen.

Susanne Reichelt ist nun eher vorsichtig, ist auch nicht die Stufen zum Wasser nicht hinunter gegangen, um nach weiteren Fischen zu schauen. „Dabei hätte mein Hund Wasser aus dem Bach trinken können“, lautet ihre Sorge, da sie den Gedanken an giftige Substanzen weiterhin im Hinterkopf hat. Aufgefallen sind ihr zudem jetzt die vielen Vögel in Nähe des Deilbachs. Enten hingegen sehe sie überhaupt nicht mehr. Sie hofft, dass die Menschen sensibilisiert werden für das Thema. Weitere Fische hat sie selbst nicht mehr entdecken können, hofft nun auch, dass die Ursache rasch gefunden wird und nicht noch weitere Tiere streben müssen.

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