Essen. Die Deutsche Bahn plant „Zukunftsbahnhöfe“. Essen will auf diesen Zug aufspringen und legt erste Entwürfe vor. Denn die Gelegenheit scheint günstig.

Die Stadt Essen unternimmt einen neuen Anlauf für einen umfassenden Umbau des Hauptbahnhofs. Sollte Realität werden, was Planungsdezernent Martin Harter jetzt beim Arbeitskreis „Essen 2030“ erstmals anhand von Computeranimationen vor einem kleinen Kreis öffentlich machte, wäre das ein großer Wurf für die Entwicklung der Essener Innenstadt.

Anlass für Planungen, die über erste Entwürfe noch nicht hinausgehen, ist die Initiative der Deutschen Bahn mit dem vielversprechenden Titel „Zukunftsbahnhöfe“. Die Bahn formuliert selbst, was wohl jeder in Essen blind unterschreiben würde: „Jahrzehntelang wurde zu wenig in Bahnhofsinfrastruktur investiert, so dass deren Zustand in Kapazität und Qualität oft unzureichend ist.“

Der Bahnhofs-Umbau zum Kulturhauptstadtjahr 2010 hinterließ Enttäuschung

Der Essener Hauptbahnhof war zuletzt zum Kulturhauptstadtjahr 2010 umgebaut worden. Böse Zungen behaupteten damals, wäre Essen nicht von der Europäischen Union zum Titelträger für das Ruhrgebiet gekürt worden, die Sanierung hätte noch Jahre auf sich warten lassen.

Das Ergebnis sorgt gleichwohl für Enttäuschung, auch wenn es auf den Bahnsteigen nicht mehr durch die Dächer regnet. „Der Hauptbahnhof ist dieser Großstadt unwürdig“, sagte Ulrich Kapteina, Sprecher des Arbeitskreises 2030, stellvertretend für das Gremium, das sich seit vielen Jahren zu Fragen von Architektur und Stadtentwicklung öffentlich zu Wort meldet.

So könnte der neue Hauptbahnhof nach Vorstellungen der Stadt Essen aussehen.
So könnte der neue Hauptbahnhof nach Vorstellungen der Stadt Essen aussehen.
  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Mittelfristig steht abermals eine umfassende Sanierung an. Die Gelegenheit ist also günstig. Die Deutsche Bahn will zudem ausgesuchte Bahnhöfe modernisieren. Gebäude und Bahnhofsumfeld sollen dabei als Einheit betrachtet werden. Das selbst gesteckte Ziel lautet, die Zahl der Reisenden bis 2030 zu verdoppeln, was man angesichts von Problemen mit dem Schienennetz und regelmäßigen Verspätungen ehrgeizig nennen darf.

Auch entlang der Hachestraße wünscht sich die Stadt Essen eine bauliche Veränderung

Die Stadt Essen sieht gleichwohl die Chance, ihren Hut in den Ring zu werfen und dabei zu sein. „Wir sind der Auffassung, dass unser Bahnhof das verdient hat“, sagte Martin Harter. Ein Düsseldorfer Planungsbüro hat sich im Auftrag der Stadt Gedanken darüber gemacht, wie ein neuer Hauptbahnhof aussehen könnte. Die Divise: klotzen, nicht kleckern.

Das „Passarea“-Projekt des Essener Hauptbahnhofs, hier von der Südseite betrachtet, mit seinem riesigen, geschwungenen Dach. Es ist dem Entwurf, den Planungsdezernent Martin Harter jüngst aus dem Hut zauberte, nicht unähnlich, scheiterte aber sang- und klanglos.
Das „Passarea“-Projekt des Essener Hauptbahnhofs, hier von der Südseite betrachtet, mit seinem riesigen, geschwungenen Dach. Es ist dem Entwurf, den Planungsdezernent Martin Harter jüngst aus dem Hut zauberte, nicht unähnlich, scheiterte aber sang- und klanglos. © NRZ | knauf

Ein riesiges Dach überspannt den gesamten Bahnhof vom Vorplatz im Norden bis zur Freiheit im Süden. Die Dächer sind gläsern, Teile des Gebäudes wurden auf den Vorplatz verlegt.

Die Pläne für den neuen Essener Hauptbahnhof erinnern an 30 Jahre alte Entwürfe

Im Vergleich zum heutigen Bahnhof wurde die Geschossfläche verdreifacht, was neue Möglichkeiten für eine Vermarktung eröffnen würde und der Bahn das Projekt schmackhaft machen soll. Angenommen haben sich die Planer auch der Bebauung entlang der Hachestraße, die heute eher Hinterhofcharakter bietet. Auch das soll so nicht bleiben.

Von Ferne erinnern die Pläne an das vor knapp 30 Jahren geborene „Passarea“-Projekt, das in der Ära von Bahn-Chef Heinz Dürr in den 1990er Jahren entstand und dem Essener Hauptbahnhof samt Umfeld ein völlig neues Gesicht gegeben hätte. Es gab einige Jahre der Phantasie in Essen mächtig Auftrieb, scheiterte dann allerdings letztlich sang- und klanglos.

Wie realistisch sind die neuen Ideen? Mit der Deutschen Bahn gebe es erste Gespräche, berichtet Harter, der sich ansonsten in Zurückhaltung übte. Offenbar will die Verwaltung keine vorschnellen Erwartungen wecken angesichts der Dimension und der voraussichtlichen Kosten. Doch dass man sich überhaupt kümmert und Ideen entwickelt, fand Anklang beim Arbeitskreis „Essen 2030“.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]